Auch wenn Team Vienna vergangenes Wochenende beim 3x3 World Tour Final in Jeddah nicht den erhofften erfolgreichen Saisonabschluss hinlegen konnte, ist es bemerkenswert, dass Österreich seit Jahren ein Team in der absoluten Weltspitze stellt und auch mit den Nationalteams ganz oben mitspielen kann.
Zwar sind 3x3 und 5-gegen-5 in vielen Facetten sehr unterschiedlich und nicht zwangsläufig ist ein guter Basketballer auch im 3x3 auf ähnlich hohem Niveau erfolgreich und umgekehrt, dennoch kann man vom Training im jeweils anderen Bereich freilich profitieren.
Zunächst muss man festhalten, dass 3x3 nach FIBA-Regeln mit dem klassischen, historischen Streetball aus dem Park viel weniger zu tun hat, als man vielleicht vermuten würde. Die körperliche Spielweise ist zwar auch im 3x3 vorhanden, aber wenn man es übertreibt, wird man spätestens bei Erreichen der Teamfoul-Grenze stark bestraft. 1-gegen-1-Situationen gibt es im 3x3 ebenso zur Genüge, jedoch hat man durch die 12-Sekunden-Shot-Clock keine Zeit für zehn Crossovers durch die Beine oder ewiges „Bangen“ unter dem Korb.
Jedenfalls war es in der Vergangenheit in meiner Erinnerung so, dass sich die reinen Streetballer, die sehr spät zum organisierten Vereinsbasketball(-Training) gestoßen sind, im 5-gegen-5 nicht annähernd ihrem eigentlich hohen Skill- und Athletik-Niveau entsprechend durchsetzen konnten. Zu groß waren meist die Defizite im Teamplay und taktischen Know-How, auch simple Dinge wie Schrittfehler wirkten sich stark aus.
Schon damals war es aber natürlich auch so, dass sich Spieler*innen, die neben dem Klubtraining vor allem im Sommer zusätzlich viel Zeit auf dem Freiplatz verbracht haben, von anderen ähnlich talentierten Vereinsspielern absetzen konnten. Rücksicht muss man selbstverständlich auf die Gesamtbelastung von National- und Akademiespielern legen, aber ein gutes Conditioning ist 3x3 allemal. Die heutigen 3x3-Spieler kommen üblicherweise vom „normalen“ Basketball und bringen daher eine gute Grundausbildung mit.
"Gerade 5-on-5-Rollenspieler kommen deutlich öfter in die Lage, etwas mit dem Ball anfangen zu können oder zu müssen."
Wie sieht es aber nun umgekehrt aus, was konkret bringen 3-gegen-3-Drills im Training für 5-gegen-5? 3x3 mit FIBA-Regeln habe ich zwar bislang eher nur vor freien Wochenenden spielen lassen, aber freies 3-gegen-3 mit „Check“ nach einem Korb nütze ich sehr gerne. Warum? Der meiner Meinung nach größte Vorteil ist, dass die Spieler den Ball einfach öfter in der Hand haben und sich dennoch in einem Teamplay-Kontext befinden. Gerade 5-on-5-Rollenspieler kommen deutlich öfter in die Lage, etwas mit dem Ball anfangen zu können oder zu müssen.
Als Trainer tut man sich in 5-on-5-Sequenzen schwer, einen oder zumindest mehrere „Fehler“ oder schlechte Entscheidungen durchgehen zu lassen, im freien (oder mit kleinen Vorgaben versehenen) 3-gegen-3 können die Spieler*innen Neues ausprobieren, befreiter spielen und durch die vermehrten Ballkontakte Selbstvertrauen sammeln.
Doch natürlich nicht nur das freie Spiel macht Sinn, auch für „Breakdowns“ mit ganz konkreten Vorgaben und „Reads“ bietet sich 3-gegen-3 (wie auch 2-on-2 oder 4-on-4) an. Situationen werden heruntergebrochen, damit das Lesen einfacher und in der Folge genauer und „automatisiert“ wird, bevor es beim 5-on-5 komplexer zugeht. Bzw. auch aus dem einfachen Grund, damit beim Trainieren einer ohnehin isolierten Situation nicht vier Leute in den Ecken und zwei hinter der Seitenlinie „herumgammeln“, sondern effizient auf zwei Körben gleichzeitig geübt werden kann.
Im Nachwuchs macht die Vereinfachung klarerweise noch mehr Sinn: In Österreich wird in bei den U10- und U12-Turnieren bzw. -Meisterschaften 4-gegen-4 (und anderen Regelanpassungen) gespielt. Mehr Ballkontakte und mehr Platz bringen den Kids mehr Entfaltungsmöglichkeiten und sicherlich auch mehr Spaß. Beim Bundesländer-Cup wurde zusätzlich zum 5-on-5 auch 3x3 eingeführt, was das Sichten von Talenten erleichtert.