Dass das Herren-Finale des Basketball Austria Cups am Sonntag (15:30 Uhr, live auf LAOLA1.tv und ORF Sport+) Arkadia Traiskirchen Lions gegen Raiffeisen Flyers Wels heißt, ist zwar keine Sensation, aber vor der Saison darauf getippt hätte wahrscheinlich kaum jemand.
In den letzten acht Finali standen fast immer die üblichen Verdächtigen: Kapfenberg (4x, davon 4x gewonnen), Oberwart (4x, davon 2x gewonnen), Gmunden (4x, davon 1x gewonnen), BC Vienna (2x, davon 1x gewonnen), dazu Klosterneuburg und Graz (je 1x).
Die großen Favoriten - und mit Klosterneuburg und Gmunden die beiden bislang besten Teams der Meisterschaft – fehlen diesmal. Dass die Dukes, die in der BSL bislang all ihre neun Heimspiele (und auch das Cup-Viertelfinale zu Hause) gewinnen konnten, ausgerechnet im Cup-Halbfinale das bislang einzige Mal im Happyland als Verlierer vom Parkett gingen (noch dazu nach Overtime), war natürlich bitter für die Niederösterreicher.
Das Endspiel-Duell zweier Teams aus dem vorderen Mittelfeld, die beide in der BSL mit einer 11:7-Bilanz noch mitten im Kampf um einen Top-6-Platz stehen, hat jedenfalls seinen besonderen Reiz. Eine Prognose über den Sieger gestaltet sich schwierig.
Eigentlich würde der Heimvorteil im Hexenkessel Lions Dome für Traiskirchen sprechen, sie konnten sieben ihrer neun BSL-Saisonheimspiele plus zwei Heimspiele im Cup gewinnen. Allerdings haben Demarcus Demonia und Co. ihre letzten vier Partien verloren, davon auch zwei in der Karl-Theuer-Straße.
Interessant ist die Auswärtsbilanz der Flyers: Wels musste sich in der BSL in fremder Halle zwar in neun Spielen fünfmal geschlagen geben, im Cup hatte man nie Heimvorteil und gewann folglich alle drei Spiele.
Im bislang einzigen Saisonduell der Teams setzten sich die Oberösterreicher klar mit 83:65 durch – allerdings fand das Spiel schon im Oktober statt und beide Teams traten nicht mit dem derzeitigen Kader an (Wels ohne Allen und Jakupovic, Traiskirchen ohne Patterson). Letzterer soll helfen, die krasse Unterlegenheit am Rebound aus diesem Spiel (24:50) auszumerzen.
Apropos Rebound: In meinem bisher einzigen Cup-Final-Four als Coach konnten wir 2020 Center-Neuverpflichtung Nick McGlynn aufgrund fehlender Rot-Weiß-Rot-Card noch nicht einsetzen und waren ohne ihn unter den Brettern gegen Klosterneuburg machtlos.
Ansonsten stammen meine stärksten Erinnerungen an Cup-Entscheidungen schon aus entfernterer Vergangenheit. Der als Zuschauer verfolgte Cup-Sieg der Gunners als Zweitligist in der Saison 1994/95 war eine meiner ersten und prägendsten Basketball-Erfahrungen.
Beim Durchforsten der Ehrentafel blieb ich auch im Jahr 2002 hängen, als die Mattersburg 49ers um den wie aufgezogen aus allen Lagen treffenden Joey Vickery ihre einmalige Titel-Chance grandios nützten. Die Anspannung in den Trainings davor war laut Erzählungen so groß gewesen, dass Coach Raoul Korner kurzerhand eine Basketball- mit einer Bowling-Einheit ersetzte.
Fast vergessen hatte ich mittlerweile schon, dass ich beinahe beim Cup-Erfolg Oberwarts 1998/99 als Spieler dabei gewesen wäre. Ich durfte während dieser Saison sporadisch mit dem ersten Team mittrainieren und später auch einige Sekündchen in der Bundesliga auflaufen. Kurz vor dem Final Four erhielt ich einen Anruf, dass ich wegen Ausfällen nachrücken soll. Leider war ich krank und bekam live auf Radio (!) Burgenland den Siegeskorb von Kenya Capers in der Schlusssekunde des Halbfinales mit, einen Tag später siegten die Gunners auch im Finale.
Ob ich je wieder so nahe an einen Cup-Titel herankommen werde, ist fraglich. Und auch für Traiskirchen und Wels bietet sich am Sonntag eine große Chance, von der niemand der Beteiligten sicher weiß, ob sie sich so schnell wieder bieten wird...