Möglicherweise ist es jemandem aufgefallen: "Timeout" ist den vergangenen Wochen unregelmäßiger erschienen. Die Ursache dafür ist, dass ich mit Jahresbeginn interimistisch die sportliche Leitung der Vienna Timberwolves übernommen habe, da mit Aldin Saracevic unser GM und sportlicher Leiter in Personalunion zu Basketball Austria gewechselt ist.
Der Kolumnen-Titel "Auszeit" klingt also nicht mehr ganz so passend, denn es ist mittlerweile wahrlich genug zu tun. Neben der Hauptarbeit in der Timberwolves Basketball Academy durfte ich wegen Ausfällen von Trainer:innen auch schon drei Spiele coachen, darunter mein erstes in der win2day Basketball Damen Superliga überhaupt. Auch wenn es vor der Saison nicht so geplant war, hat es mir sehr viel Spaß gemacht!
Vergnügen bereitet mir auch das Kolumne schreiben. Auch darum hoffe ich, von unvorhergesehenen Notfällen in Zukunft verschont zu bleiben - um eben wieder öfter zur "Timeout" zu kommen.
Das Thema dieser Woche ist aufgelegt: Am Samstag steigt am letzten Spieltag des Grunddurchgangs der win2day Basketball Superliga der große Showdown um den letzten Top-6-Platz zwischen den OCS Capital Bulls aus Kapfenberg und dem SKN St. Pölten (ab 17:30 Uhr im linearen TV-Kanal von LAOLA1 und im LIVE-Stream>>>).
In der aktuellen Tabelle haben zwar die Niederösterreicher aufgrund des gewonnenen Heimspiels (90:85, schon in der ersten Runde am 1. Oktober) die Nase vorn, da beide Teams aber punktgleich sind, gibt es kein kompliziertes Rechnen: Der Sieger von Samstag ist oben, der Verlierer unten.
Trotz der Auftaktniederlage konnten die Steirer sechs ihrer ersten acht BSL-Spiele gewinnen, für die nächsten sechs Erfolge brauchten die Bulls allerdings gleich 13 Partien und laufen trotz hohen Zielen Gefahr, zum zweiten Mal in Folge in die Qualifikationsrunde der Bottom-6 zu müssen.
St. Pölten hat all seine elf Spiele gegen die derzeit auf den Plätzen sieben bis zwölf liegenden Teams (inklusive Kapfenberg) gewonnen.
Neo-Coach Antonio Herrera ist nicht vom Glück verfolgt: Konnte man seine Philosophie zu Saisonbeginn klar erkennen und begeisterten die Kapfenberger mit Tempo-Basketball, so waren sicherlich die Verletzungen von Ali Sow und Johnny McCants die Hauptgründe für den folgenden Rückschritt. Beide absolvierten bislang nur acht der 21 BSL-Spiele, auch Tobias Schrittwieser konnte nur elfmal auflaufen und Neuverpflichtung Christian Rodriguez verletzte sich ebenfalls schwer.
Umso höher muss man Nemanja Krstic und Co. anrechnen, dass sie den Einzug in das Final Four des Alpe Adria Cups geschafft haben. In das Spiel gegen St. Pölten gehen der nachverpflichtete Urald King, MVP der letzten Saison, und die Bulls als klare Favoriten.
Auch die St. Pöltner haben nach einem 5:1-Start nachgelassen, das ist aber auf den zweiten Blick auch dem Spielplan geschuldet. Interessant ist, dass die Niederösterreicher all ihre elf Spiele gegen die derzeit auf den Plätzen sieben bis zwölf liegenden Teams (inklusive Kapfenberg) gewonnen haben. Der einzige Erfolg gegen eine Top-5-Mannschaft gelang in der zweiten Runde in Graz. Bei den Bulls dagegen sind die Ergebnisse weniger vorhersehbar gewesen: So steht zum Beispiel ein Sieg gegen Gmunden (plus ein weiterer im Cup) einer 30-Punkte-Niederlage gegen Oberwart gegenüber.
Bitter für St. Pölten ist jedenfalls, dass ausgerechnet in der heißen Phase der zweitbeste Spieler Matej Kavas und mit Akkan Atasoy ein weiterer wichtiger Rotationsspieler ausgefallen sind – für die Erfolgsaussichten am Samstag wäre zumindest ein Comeback von Kavas essenziell.
Wie schon Anfang der Saison an dieser Stelle geschrieben, hängt St. Pölten neben dem Drive von Mike Randolph auch von der Dreierquote seiner Mitspieler ab: Nur 12/68 (17,6 Prozent) der Distanzwürfe fanden in den letzten drei Spielen ihr Ziel, das muss gegen die Bulls unbedingt wieder besser werden. SKN-Coach und Bulls-Legende Mike Coffin wird sich nicht nur diesbezüglich etwas überlegen.
Dem Vernehmen nach wünscht sich der Großteil der Konkurrenz einen Sieg der Bulls: Die Bottom-6 würden in der Zwischenrunde lieber auf den vermeintlich einfacheren Gegner treffen, für die Teams an der Tabellenspitze wäre ein Viertelfinal-Gegner Kapfenberg auch nicht gerade das Wunschszenario. In der Walfersamhalle geht es also eigentlich nicht nur für Bulls und SKN um viel, die Fans sind auf jeden Fall die Gewinner!