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Jakob Pöltl: Ein Mann mit außergewöhnlichen Eigenschaften

Österreichs einziger NBA-Spieler startet in seine achte Saison in der besten Liga der Welt - wie speziell ist das? Plus: Was können Coaches von der NBA lernen?

Jakob Pöltl: Ein Mann mit außergewöhnlichen Eigenschaften Foto: © LAOLA1

In der Nacht auf Donnerstag startet Jakob Pöltl in seine achte NBA-Saison. Mit seinen 28 Jahren hat der Wiener hoffentlich noch viele Jahre in der besten Liga der Welt vor sich.

Auf eine gewisse Art ist es für Basketball-Österreich schon zur Normalität geworden, dass sich Jakob auf diesem Level nicht nur hält, sondern als Starting-Five-Spieler gesetzt ist und vom Fachmagazin "The Ringer" zum zweiten Mal in Folge zu den besten 84 Akteuren der Liga gezählt wird.

Auch wenn in dieser Saison mit 125 Nicht-US-Amerikanern in der NBA (davon führend 26 aus Kanada, 14 aus Frankreich, neun aus Australien, sieben aus Serbien und sechs aus Deutschland) wieder einmal ein neuer Rekord aufgestellt wird und die Internationalisierung unaufhaltsam weitergeht, ist es noch immer gar nicht so leicht begreifbar, wie außergewöhnlich diese Errungenschaft Pöltls eigentlich ist.

Jakob Pöltl, hier im ÖBV-Dress, ist mittlerweile ein NBA-Routinier
Foto: © Martin Pröll

Ein Beispiel: Spanien, aktueller U19-Weltmeister und derzeit klare Nummer eins im europäischen Nachwuchs-Basketball, konnte sich in der Vergangenheit an Superstars und NBA-Champions wie den Gasol-Brüdern erfreuen, bietet derzeit aber nur drei NBA-Spieler auf.

Wovon Ricky Rubio wegen mentalen Problemen auf unbestimmte Zeit ausfällt und heuer möglicherweise gar nicht auflaufen wird und Usman Garuba als "Two-Way-Player" bei den Warriors voraussichtlich nicht zum Zug kommt. Bleibt Santi Aldama - ein sehr guter Spieler, aber im NBA-Standing sicher noch klar hinter Pöltl einzuordnen.

Was sagt Spaniens Erfolgs-Teamchef Sergio Scariolo, als Assistant Coach auch NBA-Champ mit den Raptors, dazu? "Man muss realistisch sein. Um ein ein etablierter Spieler in der NBA zu sein, muss man über außergewöhnliche Qualitäten verfügen, auf höchstem physischen, technischen und mentalen Niveau sein und auf höchstem Level, was Kompetitivität, Belastbarkeit, Qualität, Größe, Schnelligkeit betrifft."

Dass Spanien zum jetzigen Zeitpunkt keine größere Anzahl von Spielern mit diesen Eigenschaften habe, sei keine Schande.

"Man muss realistisch sein. Um ein ein etablierter Spieler in der NBA zu sein, muss man über außergewöhnliche Qualitäten verfügen."

Sergio Scariolo

Die Iberer werden in Kürze wieder über deutlich mehr NBA-Spieler verfügen, aber dennoch zeigt die aktuelle Situation, wie speziell die Fähigkeiten Jakobs sind.

Auch im Vergleich zu anderen Österreichern, die zur NBA hinschnuppern konnten: Kein einziger von ihnen – obwohl jeder von ihnen ein großartiger Basketballer - hat es bislang nur auf eine Sekunde "garbage time" gebracht, Pöltl ist etablierter Starting-Five-Spieler. Selbst Max Heidegger, im letzten Jahr EuroLeague-Spieler und heuer in der Preseason bei den Chicago Bulls, war meilenweit von einem Roster-Platz entfernt.

Umso mehr weiß ich mein Glück zu schätzen, dass ich mit einem Spieler von Jakobs Kaliber in seinen sieben Jahren bei den Vienna Timberwolves arbeiten durfte. Und umso vorsichtiger bin ich, was die NBA-Aussichten mancher junger Österreicher betrifft. Es gibt einige Talente, die in Teilaspekten großes Talent und Können mitbringen, aber ob es zur NBA reichen wird? Auch wenn Vergleiche mit Pöltl naheliegend sind, sind sie doch oft auf eine gewisse Weise unfair. Lassen wir uns lieber positiv überraschen, als Youngsters zu früh hochzujubeln!

Jakob Pöltl und Hubert Schmidt vor zehn Jahren bei den Vienna Timberwolves

Wie viel Zeit hat ein Coach eigentlich, das Geschehen in der NBA zu verfolgen bzw. muss/soll er das tun?

Meiner Meinung nach ist es selbstverständlich sinnvoll und Usus, Ideen vom höchsten Niveau zu "stehlen". Ich verfolge Jakobs Spiele natürlich recht regelmäßig, zu viel mehr bleibt eher wenig Zeit. Wobei auch ein Highlight-Zusammenschnitt gute Hilfestellungen geben kann, zum Beispiel mit "special plays" am Ende eines Spiels.

Unter europäischen Coaches war es ja lange in Mode, etwas verächtlich auf die NBA zu blicken und zu sagen, dass in der EuroLeague viel besserer Basketball mit härterer Defense und ausgefuchsteren Taktiken zu sehen ist.

Darin ist sicher ein wahrer Kern enthalten und auch ich schaue deutlich mehr EuroLeague als NBA – besonders, wenn es um ganze Spiele geht. Andererseits blicken sehr wohl auch EuroLeague-Coaches auf die NBA: Zeljko Obradovic beispielsweise hat nach einem USA-Aufenthalt auf ein Training (statt zwei) pro Tag umgestellt.

Abgesehen von individuellen Moves von NBA-Spielern, die schon seit jeher Kids (und Trainer) aus aller Welt zum Nachahmen angespornt haben, sehe ich in letzter Zeit auch taktisch die NBA als immer wichtigeren Anhaltspunkt: Seit Einführung der 24-Sekunden-Uhr, der 14-Sekunden-Regel nach einem Offensiv-Rebound und durch das vermehrte Switchen in der Pick-and-Roll-Defense, ist es auch im internationalen Basketball immer entscheidender geworden, kleine, schnelle Vorteile durch simple Aktionen zu kreieren. Meiner Wahrnehmung nach ist die NBA in diesen Aspekten Vorreiter.

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