"Der Cup hat eigene Gesetze" ist eine abgedroschene Redewendung, die oft zu Recht Anwendung findet, wenn "kleine" Vereine große Überraschungen schaffen. Das Achtelfinale das Basketball Austria Cups brachte am vergangenen Wochenende jedoch keine einzige Sensation und somit auch keine eigenen Gesetze.
Moment – der Titelverteidiger und Dominator der letzten Zeit Gmunden ist doch ausgeschieden? Ja, die Oberösterreicher bleiben trotzdem Meisterschaftsfavorit, aber die Niederlage in Kapfenberg war dennoch kein Schocker. Warum?
Natürlich hätte man vor der Saison nicht mit einem so frühen Ausscheiden der Swans gerechnet. Einen großen Teil zum Out trug die unglückliche Auslosung bei: Viel schwerer als ein Auswärtsspiel in der Obersteiermark hätte es nicht kommen können. Zudem bedeutete das verletzungsbedingte Fehlen von Toni Blazan eine massive Schwächung.
Schon mit ihm waren die Schwäne nicht übermäßig tief besetzt: Neben dem Salzburger sind Daniel Friedrich, Benedikt Güttl, Orri Gunnarsson, Trey Moses und Patrick Emilien fünf weitere Spieler deutlich produktiver als der Rest. Im Cup wurde aus einer Achteinhalber- eine Siebener-Rotation, die noch dazu mit Foulproblemen zu kämpfen hatte und in der zweiten Hälfte nicht mehr mithalten konnte.
Abgesehen von der reinen Anzahl ist Blazans Spielanlage, Shooting und Vielseitigkeit auf der Power-Forward-Position von keinem Teamkollegen zu ersetzen und die Mannschaft mit drei neuen Legionären noch nicht so gefestigt, um einen so schwerwiegenden Ausfall leicht zu kompensieren.
Vor allem nicht gegen einen so starken Gegner wie Kapfenberg. Die Bulls tragen selbstverständlich mindestens ebenso viel dazu bei, dass ihr Weiterkommen nicht als große Überraschung tituliert werden sollte.
Im Vorjahr mit Platz acht noch weit unter den Erwartungen geblieben, macht die neue, schnelle Spielphilosophie von Coach Antonio Herrera, aber vor allem die deutlich bessere Qualität der Legionäre die Bulls zu einem Spitzenteam.
Augenscheinlich sind neben dem Tempo zwei Faktoren: Mit Rudi Williams und Ali Sow verfügen die Bulls heuer über gleich zwei sehr explosive Scorer auf den Guard-Positionen. Ihre Gefährlichkeit bringt nicht nur direkt viele Punkte, sondern bereitet auch den Mitspielern ein angenehmeres Leben, die Österreicher wirken dadurch selbstbewusster und befreiter.
"Das Shooting der Bulls ist heuer eklatant besser als noch letzte Saison."
Zweitens ist das Shooting der Bulls heuer eklatant besser als noch letzte Saison: War damals Nemanja Krstic, dessen Stärken eigentlich woanders liegen, mit 34,6 Prozent bester Dreier-Werfer, und konnte das Team nur 29,6 Prozent von außen verwerten, so sind die Steirer mit Noah Baumann, Williams und Co. heuer ein sehr starkes Wurf-Team.
Da mit Johnny McCants auf der Center-Position defensiv ein weiteres Upgrade erfolgte, sind die Bulls nicht nur spektakulär anzusehen, sondern wohl auch eine Mannschaft, mit der in den Playoffs zu rechnen sein wird.
Auffällig im Cup-Achtelfinale war zudem, dass die Zweitligisten weit weg von einer Sensation waren. Das hat einerseits damit zu tun, dass seit der Aufstockung der BSL nur noch vier B2L-Vereine ins Achtelfinale einziehen können, also die Chancen auf eine Überraschung allein schon deswegen gesunken sind. Andererseits gab es heuer das Paradoxon, dass alle B2L-Halbfinalisten von 2022/23 (Güssing, Mistelbach, Mattersburg, Tirol) bereits in der Vorrunde an Liga-Konkurrenten scheiterten.
Allgemein ist der Level in der B2L durch den Verlust zweier Teams nach oben natürlich etwas gesunken, die Liga hat aber nichts an Spannung eingebüßt. Routiniers-Mannschaften wie Meister Güssing haben in den letzten Jahren gezeigt, dass sie im Laufe der Saison vielleicht struggeln, aber am Ende dann doch immer Titelanwärter sind.
Und, was mich besonders freut: Die B2L entwickelt sich durch Kooperationsmannschaften immer mehr zu einem Sprungbrett, Zwischenstufe oder auch Auffangbecken für junge Spieler.