Das Coachen des österreichischen Damen-Nationalteams war für mich eine der besten Erfahrungen in meiner bisherigen Basketball-Laufbahn.
Sein Land zu repräsentieren, der Neustart des Damen-Programms, der Testspielerfolg in Finnland, die starke Leistung im Heimspiel gegen EM-Dauerteilnehmer Montenegro und natürlich der historische EM-Quali-Sieg gegen Dänemark werden in bester Erinnerung bleiben.
Vor allem aber waren die drei Jahre wegen der Besonderheit der Gruppe von Spielerinnen und Staff etwas ganz Spezielles für mich.
In dieser Woche beginnt nun unter der Führung von Chris O’Shea die nächste EM-Qualifikation. Anders als bei den Herren geht es durch den Modus auch gegen absolute Top-Gegnerinnen wie die Vize-Europameisterinnen aus Spanien. Das macht es zwar sportlich schwerer, aber es ist für viele Spielerinnen, Staff und Fans eine außergewöhnliche Gelegenheit, mit internationalen Top-Stars in Berührung zu kommen.
Trotz des Sieges gegen Dänemark waren die ÖBV-Damen für die Auslosung diesmal nur in Topf 8 gesetzt – weil für die Weltrangliste der Sieg bei der EM der kleinen Nationen hinausgefallen und durch die danach folgende Pause des Programms kein weiteres Punktesammeln möglich gewesen war.
So geht es diesmal gegen eine Großmacht (Spanien/Topf 1) und zwei Teams aus dem europäischen Mittelfeld (Kroatien/Topf 4, Niederlande/Topf 5). Im Vergleich zur letzten EM-Quali sind also die Niederlande stärker einzuschätzen als Dänemark (damals Topf 6), dafür Kroatien etwas schwächer als Montenegro (Topf 3). Die Spiele gegen Russland (damals Topf 2) waren ja entfallen.
"Auf Teneriffa wartet ein Spiel zum Genießen."
Das Ziel der letzten EM-Qualifikation wurde mit dem Erfolg gegen Dänemark erreicht. Jeder Sieg in der aktuellen Quali-Gruppe wäre zwar für sich eine Überraschung, aber das Selbstvertrauen der ÖBV-Damen ist gestärkt, die Niederlande und Kroatien scheinen nicht außer Reichweite.
Mit Sarah Sagerer, Camilla Neumann, Julia Köppl und Annika Neumann fehlen zwar Stützen aus den letzten Windows, dafür spielt Team-Leaderin Sigi Koizar derzeit aber in Topform und mit Alexia Allesch und Lisa Zderadicka sind zwei wichtige Spielerinnen wieder mit an Bord. Besonders erfreulich ist, dass mit Franca Rödhammer (2004), Anna Alborova (2005) und Sina Höllerl (2006) sehr junge Perspektiv-Spielerinnen bereits auf höchstem Niveau mitmischen können.
Beim Auftakt am Donnerstag in den Niederlanden stehen bei den Gegnerinnen zwei europäische Größen auf dem Parkett: Laura Cornelius ist Starting Point Guard bei den EuroLeague-Finalistinnen aus Mersin und Emese Hof steht bei EuroLeague-Final-Four-Team USK Prag in der Rotation. Dazu kommen mit Laura Westerik und Kourtney Treffers zwei Spielerinnen aus der ersten spanischen Liga.
Die Oranjes verfügen auf jeden Fall über ausreichend Talent, um sich erstmals nach 1989 für eine EM qualifizieren zu können, so konnten sechs aktuelle Kaderspielerinnen 2015 Bronze bei der U20-A-EM gewinnen. In jüngerer Vergangenheit scheint es jedoch interne Probleme gegeben zu haben, der neue Head Coach Vincent van Sliedregt will „Ordnung ins Chaos bringen“.
Am Sonntag auf Teneriffa wartet auf Kapitänin Anja Fuchs-Robetin und Co. ein Spiel zum Genießen. Silvia Domínguez, Maite Cazorla, Leticia Romero, Helena Oma, Queralt Casas, Leonor Rodríguez, Alba Torrens, María Conde, Nerea Hermosa und Laura Gil spielen allesamt in der EuroLeague. Mit Cristina Ouviña und Raquel Carrera mussten zwei weitere EL-Akteurinnen verletzt passen.
Abgesehen vom Sportlichen wird auch die Begeisterung in der Halle riesig sein, die iberischen Spielerinnen genießen bei den Fans Star-Status. Allgemein ist das Publikumsinteresse im spanischen Damen-Basketball beneidenswert: Saragossa stellte vor kurzem mit 9.273 Zuschauern einen neuen Liga-Rekord auf. Zumindest so viele werden es im Pabellón Insular Santiago Martín nicht werden, der verfügt nämlich über „nur“ 5.100 Plätze.