Im Basketball Austria Cup steht bei den Herren am Freitag das Viertelfinale auf dem Programm. Nicht nur, aber auch weil Titelverteidiger Gmunden bereits im Achtelfinale in Kapfenberg ausgeschieden ist, verspricht der Pokalbewerb heuer besonders viel Spannung.
Schrammte Graz in der letzten Saison nur knapp an der ganz großen Sensation vorbei, ist es nun nicht unwahrscheinlich, dass sich im Jänner ein Team, mit dem man vor einigen Wochen überhaupt nicht gerechnet hatte, zum Cupsieger krönen wird.
Diese Woche wird Freitag (Cup) und Sonntag (BSL) gespielt. Diese „Doppel-Runde“ ist eine andere Konstellation als mit nur einem Spiel pro Woche oder auch als Donnerstag/Sonntag, weil man in letzterem Fall am Samstag zumindest ein normales Abschlusstraining machen kann. Bei nur einem Tag zwischen den Spielen wird dieser üblicherweise eher für Regeneration genützt. Für die Viertelfinalisten angenehmer ist es sicherlich, dass die wichtigeren K.o.-Spiele zuerst stattfinden, beim Halbfinale eine Woche darauf ist es jedoch umgekehrt.
Alle vier Viertelfinal-Duelle haben es in sich. Im Niederösterreich-Derby Traiskirchen gegen St. Pölten können die Lions nach fünf Siegen aus den letzten sechs Spielen dank des Heimvorteils durchaus als leichter Favorit gehandelt werden, auch wenn der SKN ebenfalls mit einer 6:3-Bilanz in der Tabelle weit oben steht.
Swans-Bezwinger Kapfenberg hätte man vor Kurzem gegen Wels wahrscheinlich noch klar favorisiert, aber nach dem Verletzungspech und mit zwei Neuzugängen ist es für die Bulls sicherlich eine Herausforderung, auf den Punkt wieder zur Hochform aufzulaufen.
Gleich drei Neuzugänge hat Oberwart zu integrieren: Für die Gunners ist die Dynamik aber eine etwas andere, schließlich haben sie mit den Transfers auf eine Niederlagenserie reagiert und konnten zuletzt gegen Wels wieder überzeugen. Schwer wird es gegen Graz trotzdem, denn der UBSC um Zach Cooks verfügt trotz einer durchwachsenen 4:4-Bilanz über großes individuelles Scoring-Potenzial.
"Bogic Vujosevic und Co. auf 8/32 Zweipunktern zu halten, ist nahezu unglaublich."
Bei Fans und Experten am meisten im Fokus steht wahrscheinlich das Duell Dukes gegen BC Vienna. Auch weil die Lohalkontrahenten erst am vergangenen Wochenende aufeinandergetroffen sind und vor allem, da sich das Team der Stunde (oder besser gesagt des Herbstes) auch gegen die Wiener dank einer beeindruckenden zweiten Hälfte souverän durchsetzen konnte. Dass Will Carius und Co. sehr starke (Team-)Defense spielen, war zwar schon bekannt gewesen, aber dass die Zeleznik-Truppe eine Mannschaft mit am Korb so gefährlichen Spielern wie Bogic Vujosevic und Jozo Rados auf 8/32 Zweipunktern (und 0/6 Freiwürfen!) halten konnte, ist nahezu unglaublich. Dabei verzeichnete Rados eine 3/3-Statistik, der Rest des Teams traf innerhalb der Dreierlinie ganze fünf Würfe bei 29 Versuchen.
Es wird interessant sein zu beobachten, was sich taktisch gegenüber dem Meisterschaftsspiel ändern wird. Für die Trainer ist eine solche Konstellation recht dankbar: Einerseits kann man wie in einer Playoff-Serie unmittelbar auf das letzte Spiel reagieren, hat aber etwas mehr Trainingszeit zur Verfügung, als es in den Playoffs der Fall wäre. Während die Dukes wahrscheinlich wenig Grund haben, an ihrer Ausrichtung großartig zu schrauben und sich hauptsächlich eintrichtern werden, dass das Spiel wieder bei 0:0 beginnt, wird sich der BC wohl etwas überlegen, um in Korbnähe zu mehr Punkten zu kommen.
Mental ist es für die Wiener gar nicht so einfach, denn ein Spiel trotz einer großartigen 15/27-Quote vom Dreier mit 18 Zählern Differenz zu verlieren, kommt praktisch nie vor. Der BC verfügt aber über genügend Routine, um gut damit umzugehen. Grundsätzlich ist es schwer, ein Team gleich zweimal in kurzer Zeit auf dem falschen Fuß zu erwischen (diese Erfahrung habe ich mit den Timberwolves gegen Oberwart und Gmunden gemacht), aber Klosterneuburg spielt bislang so überzeugend, dass ich diesem Faktor hier nicht allzu viel Bedeutung beimessen würde.
Die Umstellung des Modus vom Final Four auf Einzelspiele sehe ich zwiegespalten. Final-Four-Turniere haben ein eigenes Flair, bringen die Basketball-Community zusammen und sind prinzipiell etwas Besonderes im Kalender. Persönlich erinnere ich mich sehr lebhaft an das Finalturnier in Oberwart 1994/95, als die Gunners (noch ohne neue Tribüne) als Zweitligist sensationell den Titel holten. In Ländern wie Spanien und Italien nehmen sogar acht Teams an einem viertägigen Mega-Event teil.
Andererseits sind die Bedenken hierzulande verständlich: Es kann „zach“ werden, wenn der Final-Four-Veranstalter im Halbfinale ausscheidet. Durch den Einzelspiel-Modus ist nicht nur beim Endspiel eine großartige Atmosphäre mit langer Vorbereitung gewährleistet, sondern man bietet auch im Halbfinale einem zweiten Team den Heimvorteil und wirtschaftliche Gewinnmöglichkeiten. Der Moduswechsel ist also verständlich.
Was bedeutet er sportlich? Meiner Meinung nach spielt der mentale Fokus eine Rolle: Bei einem Turnier denkt so mancher Favorit unbewusst schon vor dem Halbfinale an das Finale bzw. fliegt man als Außenseiter in der Euphorie eines Semifinalsiegs vom Vortag noch auf einer Wolke. Trotz dieses Aspekts sollte der Modus mit Einzelspielen sportlich (körperlich) einen kleinen Vorteil für weniger tief besetzte bzw. auch ältere Teams bringen. Für die Coaches macht die deutlich längere Vorbereitungszeit auf das Endspiel natürlich einen großen Unterschied, wobei es auch seinen eigenen Reiz hat, sein Team mit minimalem Zeitrahmen auf ein so wichtiges Spiel vorzubereiten.