In der Szene nennen sie ihn – ebenso respekt- wie liebevoll – den „Luke Littler des Tischfußballs“ oder einfach nur „Wunderkind“. Sein unverkennbares Talent und seine starken Leistungen haben dem erst 17-jährigen Stefan Burmetler schon so einige Spitznamen eingebracht. Über Vergleiche mit dem englischen Darts-Shootingstar oder gar Mozart spricht der Youngster selbst sehr ungerne. Interviews sind generell nicht so sein Metier, lieber brilliert er „zu Tisch“. Angesprochen auf die oftmals übertriebenen Zuschreibungen von außen grinst der Weltranglisten-Zweite: „Ich bin lieber der Stefan aus dem Pielachtal!“
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Womit über die Persönlichkeit des „Wuzzl“-Asses aus dem beschaulichen Kirchberg an der Pielach eigentlich auch schon alles gesagt wäre. Burmetler gibt sich im Gespräch mit Sport Austria demütig und bodenständig, Sprücheklopfen ist ihm fremd. Wir erreichen ihn in seinem Hotelzimmer in Dallas (USA).
Auf drei Tischen weltklasse
In der texanischen Metropole ging am vergangenen Wochenende das wichtigste Turnier der Saison auf US-amerikanischem Boden über die Bühne. Burmetler nutzte das World-Series-Event, bei dem der in Nordamerika populäre Tornado-Tisch bespielt wurde, für seinen ersten USA-Besuch überhaupt. „Es hat Spaß gemacht. Hier können wir öfter herfliegen“, lacht der Shooting-Star. Nur wenige Stunden zuvor hatte er im Halbfinale des Turniers der höchsten Kategorie den Weltranglistenersten Tony Spredeman (USA) in einem Fünf-Satz-Krimi ausgeschaltet. Der Triumph gelang dabei ausgerechnet auf dem „Heimtisch“ Spredemans, der beim Österreicher gar nicht so hoch im Kurs steht. Burmetler spielt am liebsten auf dem deutschen Leonhart oder dem italienischen Garlando. Apropos Garlando…
Beim World-Series-Turnier auf „seinem“ Garlando gelang Burmetler vor fast genau einem Jahr ein historischer Erfolg. Er avancierte mit damals erst 16 Jahren zum jüngsten World-Series-Sieger in der Geschichte der International Table Soccer Federation (ITSF). In den Monaten nach dem Sensationserfolg konnte sich der Pielachtaler endgültig an der Weltspitze festsetzen. Bei seinen zwölf Antritten auf der ITSF World Tour seither erreichte Burmetler unglaubliche elfmal(!) zumindest das Halbfinale – zuletzt eben am vergangenen Sonntag in Dallas. Seinen dritten Turniersieg in diesem Zeitraum verpasste er nach einer 1:4-Final-Niederlage gegen Tommy Yore (USA). Die USA verlässt der Jungspund aber dennoch mit einem guten Gefühl.
Warum es derzeit so gut läuft, liege einerseits am gesteigerten Trainingspensum und andererseits an einer immer größer werdenden Routine. „Wir haben in den vergangenen Monaten auf der ganzen Welt gespielt. Dabei konnte ich sehr viel Erfahrung sammeln und habe bei jedem einzelnen Turnier etwas gelernt“, erklärt Burmetler, der unter anderem in den Emiraten, Saudi-Arabien, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Österreich oder den USA Erfolge feierte.
Stefan strahlt am Tisch eine unglaubliche Leichtigkeit und Freude aus. Wann immer er mit einem Lächeln im Gesicht spielt, ist er erfolgreich.
Schnelligkeit macht den Unterschied
Immer an seiner Seite sind Bruder Daniel (22), seineszeichens Doppel-Spezialist auf Weltklasse-Niveau und als Weltranglisten-Elfter auch im Einzel kein „No Name“, sowie Mentor Thomas Wagner. Dem Vereinspräsident des TFC Pielachtal, der auch die Geschicke des Tischfußballbund Österreich (TFBÖ) lenkt, imponiert vor allem die Art und Weise, mit der sein Schützling auftritt. „Stefan strahlt am Tisch eine unglaubliche Leichtigkeit und Freude aus. Wann immer er mit einem Lächeln im Gesicht spielt, ist er erfolgreich.“ Burmetler, so Wagner weiter, stehe stellvertretend für eine neue Ära des Tischfußballs. „Seine Schnelligkeit macht den Unterschied. Er ist jung, fit, greift extrem schnell, da kommen die ‚Alt-Stars‘ kaum noch mit.“
Beim TFC Pielachtal hatte man das Talent des nunmehrigen Weltklasse-Spielers früh erkannt. Schon als Siebenjähriger war Burmetler im Verein aktiv. Im Alter von elf Jahren gewann er sein erstes „Open“-Turnier, mit 14 seinen ersten Einzel-Staatsmeistertitel. Auch zwei Champions-League-Triumphe (2022, 2023) mit dem Team stehen schon zu Buche. Der derzeitige Höhenflug sei der Lohn für jahrelange, harte Arbeit, so Wagner. „Wir sind den Weg gemeinsam unbeirrt gegangen, haben daran geglaubt, dass Stefan zu den Besten gehören kann.“ Die wichtigste Komponente kann der Präsident aber gar nicht oft genug hervorstreichen: „Der Spaß stand immer im Vordergrund, sonst hätte sich der Erfolg nicht eingestellt“, sagt der TFC-Chef, der in Dallas auch über drei Junioren-Silbermedaillen (2x Silber, 1x Bronze) von Nachwuchs-Hoffnung Ludwig Gansch und Top-Ergebnisse von Daniel Burmetler und Rudolf Brenner jubelte.
Die Sportler wissen jedenfalls, bei wem sie sich zu bedanken haben. „Ich verdanke dem Verein alles. Von den Trainingsmöglichkeiten bis zur Sportkleidung – es fehlt mir an nichts“, sagt Burmetler. Auch seinem Arbeitgeber ist der Maurer-Lehrling zu besonderem Dank verpflichtet. „Meine Urlaubstage verbrauche ich eigentlich fast alle für Tischfußball-Turniere. Mein Chef unterstützt mich, wo es nur geht“, unterstreicht der Weltklasse-Sportler in Richtung Christian Bacher, Geschäftsführer der Anzenberger GmbH in Kirchberg.
Burmetler befindet sich derzeit im zweiten Lehrjahr. Für die Sport Austria Finals 2024 powered by Österreichische Lotterien braucht er ausnahmsweise nur einen Tag dienstfrei. Zwischen 30. Mai und 1. Juni geht es um die Staatsmeistertitel in den verschiedensten Kategorien. Allein auf die Champions der Einzel-Bewerbe warten – dank des Engagements von TFBÖ-Hauptsponsor philoro Edelmetalle GmbH – 20 Gram reines Gold. Als Weltranglisten-Zweiter gilt Burmelter naturgemäß als Top-Favorit. Aber Achtung: Titelverteidiger und Vereinskollege Kevin Hundstorfer gehört noch lange nicht zum „alten Eisen“ und lauert auf seine Chance.