Gut gelaunt, immer positiv und mit einem Lächeln im Gesicht. Ein Anblick, an den sich die Fans bei Anna Gandler mittlerweile gewöhnt haben dürften.
Die 22-Jährige erlebte in den letzten 12 Monaten einen kometenhaften Aufstieg. Zum Glücklichsein hatte Gandler nach der Verfolgung beim Heimweltcup in Hochfilzen gute Gründe, erreichte mit Platz zehn ihren zweiten Top-10-Platz im Weltcup (Rennbericht >>>).
Vor der Saison 2022/23 noch erste "Nachrückerin" aus dem IBU-Cup, ist sie dieser Tage Österreichs Aushängeschild - noch vor Lisa Hauser, für die der Heimweltcup in Hochfilzen mit den Rängen 41 (Sprint) und 44 (Verfolgung) bis dato ziemlich bescheiden lief.
Die rot-weiß-roten Biathlon-Sternstunden in Hochfilzen
Gandler hatte "richtig Spaß"
Rang elf im Sprint, gefolgt von der bärenstarken Verfolgung, in der auch die Laufleistung passte - Gandlers Ziel, welches sie am Freitag ausgab - nämlich "auf jeden Fall" unter die besten Zehn kommen zu wollen, hat sie trotz harter Konkurrenz erreicht.
"Läuferisch ist es mir heute viel besser gegangen. Es hat mir heute auch richtig Spaß gemacht, weil ich mit den Top-Läuferinnen mitlaufen konnte", meint die heimische Biathlon-Hoffnung nach dem Rennen stolz.
Doch die 22-Jährige bleibt gewohnt bescheiden und demütig, es sei "dann schon auch eine Ehre" im Paket mit Spitzenathletinnen wie Hanna Öberg (SWE) und Justine Braisaz-Bouchet (FRA) zu laufen.
Auch am Schießstand lieferte Gandler wieder ab. Nur ein Fehler bei ihren 20 Versuchen spricht für ihre aufsteigende Form auch in dieser Komponente. "Ein Fehler, da darf ich glaube ich nicht jammern. Da war es in Östersund viel schlimmer", weiß sie um ihren Saisonstart im Hohen Norden, mit dem sie nicht zufrieden war.
Wie ein dezenter "Rutscher" noch mehr verhinderte
Mit ein wenig mehr Glück wäre sogar ein noch besseres Ergebnis möglich gewesen, wie sie verrät: "Mir ist beim dritten Schießen leider der Ski ein bisschen weggerutscht, deswegen ist der erste Schuss daneben gegangen."
Beim abschließenden Stehendanschlag behielt Gandler aber die Nerven, traf alle fünf Scheiben. Gar nicht so leicht für eine junge Athletin vor heimischer Kulisse - zusätzlich wohl wissend, dass es an ihr war, die rot-weiß-roten Fahnen an diesem Tag hochzuhalten.
"Jeder Athlet wird bestätigen, dass der Heimweltcup einer der schwierigsten ist", so die Tirolerin. Die Euphorie im Publikum nutzte sie sogleich zu ihrem Vorteil: "Ich habe mit den Leuten, so wie sie geschrien haben, den Rhythmus mitgeschossen", verrät die 22-Jährige.
"Die Leute haben mich so gepusht"
Auf der Schlussrunde matchte sie sich mit Anna Magnusson (SWE), Braisaz-Bouchet und Tereza Vobornikova (CZE) um die Ränge acht bis elf. Die Schwedin und die Französin, beides starke Läuferinnen, musste sie auf den letzten Metern um wenige Sekunden ziehen lassen. Doch die Tschechin konnte sie distanzieren, was auch ein Verdienst des Supports von den Rängen war: "Die Leute haben mich so gepusht. Ich habe geglaubt, ich muss jetzt um mein Leben rennen, so wie alle geschrien haben", meint sie lächelnd.
"Hier jetzt mein erstes Jahresziel zu erreichen, ist natürlich umso schöner", strahlt Gandler. Das lässt sie auch mit einem "super Gefühl" in die Staffel am Sonntag gehen (14:15 Uhr/ORF1). Ob tatsächlich das erste Stockerl gelingt? "In einer Staffel sind immer Überraschungen möglich", meint Gandler.
Die 22-Jährige ist fokussiert, weiß genau, wo sie hin will. Doch, wie bereits ServusTV-Experte Julian Eberhard in der LAOLA1-Saisonvorschau sagte: Von Gandler nun laufend Top-10-Ergebnisse oder mehr zu erwarten, wäre zu viel des Guten. Es gilt weiterhin, die Biathlon-Bäume nicht zu schnell in den Himmel wachsen lassen und der jungen Athletin auch den einen oder anderen Durchhänger zuzugestehen.