Dominik Landertinger ist zurück! Allerdings nicht als Aktiver - der Massenstart-Weltmeister von 2009 unterstützt seit dieser Saison das ÖSV-Biathlon-Team der Männer um den neuen Cheftrainer Vegard Bitnes.
Österreichs erfolgreichster Biathlet bei Großereignissen (vier Olympia-, fünf WM-Medaillen) beendete im Jahr 2020, bereits einige Zeit von körperlichen Problemen gebeutelt, seine aktive Karriere. "Es war mit dem Aufhören fast fünf nach zwölf", so der heute 34-Jährige damals.
Nach dem Ende seiner aktiven Zeit gründete er sein Unternehmen "Dominik Landertinger Performance". Mit diesem und seiner Expertise steht er nun dem ÖSV-Trainerteam hinsichtlich Trainingssteuerung und Leistungsdiagnostik zur Seite.
Dabei bringt der gebürtige Braunauer nicht nur sein Know-How, sondern auch seine Erfahrung aus mehr als einer Dekade im Weltcup ein.
Doch nicht nur das: Der Massenstart-Weltmeister von 2009 ist so etwas wie ein "geheimer Co-Trainer" bei den rot-weiß-roten Loipenjägern.
In einer Medienrunde, bei der auch LAOLA1 zugegen war, verriet Neo-Coach Bitnes, wie die Zusammenarbeit mit dem vierfachen Olympia-Medaillengewinner aussieht.
Gegenseitige Weiterentwicklung
Seit der Norweger vor dieser Saison das Trainerzepter vom Deutschen Rico Groß übernommen hat, wurde auch das lange Jahre etablierte Schema mit mehreren Trainingsgruppen aufgeweicht. Mittlerweile gibt es diese Teilung so nicht mehr, man sei eher eine große, gemeinsame Gruppe, wie Bitnes schildert.
Dieser großen Gruppe kommt der Input Landertingers nun zugute. "Er hat uns bisher sehr gut geholfen mit seiner objektiven Meinung", streicht Bitnes hervor. Landertinger galt schon zu aktiven Zeiten als jemand, der die Dinge beim Namen nennt und tut dies auch jetzt.
Der 34-Jährige nimmt dabei eine Rolle ein, die im Laufe der Saison noch wichtig werden könnte.
"Landi ist jemand, der auch kritische Fragen stellt."
"Für mich ist er eine wichtige Hilfsperson", sagt Bitnes. Manchmal sei man "nicht richtig im Schwung" und Landertinger sei jemand, der "auch kritische Fragen" stellt. "Das finde ich sehr wichtig", schildert der neue Chefcoach.
Diese äußeren Einflüsse würden auch ihm als Trainer in seiner Weiterentwicklung zugutekommen, sagt Bitnes. Nicht nur er als Coach bringe Athleten weiter, auch umgekehrt sei dies bei jenen so, mit denen er zusammenarbeitet.
Man merkt schnell: Der Norweger ist jemand, der sämtlichen Input, den er bekommen kann, aufsaugt wie ein Schwamm.
Wissen aus der "Talentfabrik"
"Unser Sport ist ständig in Entwicklung. Die Athletinnen und Athleten entwickeln uns als Trainer, unser System und unsere Handschrift ständig weiter", reflektiert er.
Dementsprechend begrüßt er auch Landertingers Einfluss. "Er hat ein enormes Wissen über diesen Sport. Das kommt uns Trainern und im Endeffekt auch den Athleten zu Gute", streicht er die Vorzüge der Kooperation hervor. Doch auch er selbst bringt schon allein aufgrund seiner Herkunft zahlreiche Vorzüge mit.
Diese kann und will der Norweger auch nicht verleugnen. Der Landsmann der wohl größten Biathlon-Legende, Ole Einar Björndalen, kommt aus dem norwegischen Trainer-System - der "Talentfabrik" schlechthin im Biathlon.
"Meine Grundlage ist norwegisch", hält er fest. Dennoch: "Ein Österreicher bleibt ein Österreicher", so der 39-Jährige hinsichtlich seiner Schützlinge. Diesen könne man nicht das norwegische System einfach überstülpen. "Das würde nicht passen", sagt Bitnes. Es gebe aber viele einzelne Elemente, die in die Trainingsarbeit einfließen.
"Gut, so jemanden an Bord zu haben"
Dahingehend habe man auch die Schwerpunkte im Training angepasst. Man habe auf "mehr Kontrolle im Training" gesetzt und nicht so viel im hohen Laktatbereich gearbeitet - auch hier macht sich der Einfluss Landertingers wohl bereits bezahlt.
Die Trainingssteuerung sei darauf ausgelegt, bereits zum Saisonstart bereit zu sein. "Wir wollen von Anfang an voll da sein", sagt Bitnes. Der Startschuss fällt am kommenden Dienstag, wenn im finnischen Kontiolahti um 13:15 Uhr das Einzel der Herren ansteht.
Dabei wirkt mit Dominik Landertinger auch Österreichs erfolgreichster Biathlet bei Großereignissen als tragende Säule. "Es ist gut, jemanden wie Landi an Bord zu haben, der so erfolgreich war", sagt Bitnes.
Unter dem Strich sei die Zusammenarbeit "sehr gut gelungen". Er sei "sehr dankbar", dass Landertinger nun Teil des Projektes ist, freut sich Bitnes.
Sind der Einfluss und die Trainingsresultate genauso erfolgreich wie Landertinger zu seiner aktiven Zeit, steht einer erfreulichen Saison nichts mehr im Wege.