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Pelicans Lahti Pelicans Lahti PEL
Endstand
5:0
1:0, 1:0, 3:0
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Salzburger Ekstase: "Ein unglaublich geiles Gefühl"

Mit der besten Saisonleistung gelang der Einzug unter die Top 8 in Europa. Im Viertelfinale wartet der Hauptrunden-Sieger und damit ein absolutes Highlight.

Salzburger Ekstase: Foto: © GEPA

Furios - mit diesem Wort lässt sich Salzburgs Auftritt vermutlich am besten beschreiben.

Der Serienmeister der win2day ICE Hockey League ließ im Achtelfinal-Rückspiel der Champions Hockey League die Lahti Pelicans mit einem deutlichen, wie auch in der Höhe gerechten 5:0 ziemlich alt aussehen. Der Spielbericht >>>

Am Ende steht im Gesamtscore ein überzeugendes 7:1 gegen den Finalisten der letzten beiden Jahre in Finnlands Top-Liga, dazu dürfen sich die Red Bulls als Top-8-Team in Europa bezeichnen.

Im Viertelfinale wird die aktuell größtmögliche Aufgabe warten, wenn es gegen Hauptrunden-Sieger Färjestad BK geht.

Das Schicksal in die eigene Hand genommen

Dass sich die "Eisbullen" dieses Highlight verdient haben, daran gibt es keinerlei Zweifel.

"Wir wollten das Spiel holen und im Griff haben - nicht in Reichweite, wo wir dem Spiel nachjagen müssen, sondern wir wollten es kontrollieren."

Head Coach Oliver David

Vom ersten Bully weg übte die Truppe von Head Coach Oliver David extrem viel Druck auf die Pelicans aus, wollte den knappen 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel nicht verwalten, sondern das Schicksal in die eigene Hand nehmen.

"Wir wollten das Spiel holen und im Griff haben - nicht in Reichweite, wo wir dem Spiel nachjagen müssen, sondern wir wollten es kontrollieren. Das ist uns über das ganze Spiel gelungen", erklärte der Cheftrainer das Erfolgsrezept.

Sein Team verteidigte hoch, attackierte den scheibenführenden Spieler in einigen Situationen sogar zu dritt, ließ Lahti damit überhaupt keinen Raum sich entfalten zu können. Und im Spiel nach vorne lautete das Motto: "Keep it simple".

In der fünften Spielminute war der Traumstart gelungen, als Troy Bourke die Scheibe in Unterzahl nahe der gegnerischen blauen Linie erobern konnte, alleine aufs Tor zulief und Lahtis Keeper Jasper Patrikainen mit einem präzisen Abschluss keine Abwehrchance ließ.

"Das war mein Highlight des Spiels"

Gemäß den Regularien in der Champions Hockey League war das finnische Powerplay aufgrund des Shorthanders damit nach nicht einmal einer Minute vorbei, Salzburg wollte dies ausnutzen und direkt nachlegen.

Das gelang mit etwas Verspätung im zweiten Drittel, als Lucas Thaler den Puck schlitzohrig von hinter der Torlinie auf Patrikainen schoss, der sich das Spielgerät daraufhin selbst ins Netz haute.

Es war an einem Abend, an dem den Mozartstädtern einfach alles aufgegangen ist, bereits eine kleine Vorentscheidung, wenngleich nur wenig später eine 1:44 Minuten dauernde doppelte Unterzahl überstanden werden musste.

Dies gelang bravourös, einzig ein Stangenschuss ließ den Stresspegel bei Coach David ausschlagen. Der US-Amerikaner war stolz, wie sein Team diese Situation gemeistert hat: "Die Jungs haben das überragend gemacht. Wir hatten auch bei 3-gegen-5 die Kontrolle."

Der Kalifornier führte folgerichtig aus: "Das war mein Highlight des Spiels und ein perfektes Beispiel dafür, das Spiel im Griff zu haben."

Der Volksgarten wurde zum Tollhaus

Es schien so, als hätte man bei den Finnen dadurch den letzten Funken Hoffnung genommen. Und Salzburg schöpfte noch mehr Kraft daraus.

Philipp Krening stellte in der 42. Spielminute auf 3:0, es war das zweite CHL-Tor für den 20-jährigen Deutschen, der in der Liga noch auf seinen ersten Treffer wartet.

Philipp Krening jubelte ausgelassen über das 3:0
Foto: © GEPA

"Ich habe gesehen, dass 'Thali' (Lucas Thaler, Anm.) zum Tor geht. Und oben war 'Rowsie' (Andrew Rowe, Anm.) frei. Ich habe ihm die Scheibe zugespielt, er hat sie mir zurückgegeben - und dann habe ich schon das leere Tor gesehen", strahlte Krening.

Die "Eisbullen" blieben danach weiter hungrig, erspielten sich Chance um Chance und schnürten die Pelicans in deren Zone ein. Schließlich legten Mario Huber und Peter Schneider die Tore vier und fünf nach.

Der Salzburger Volksgarten verwandelte sich in ein Tollhaus. "Man hat das an der Bande voll mitbekommen, geiles Publikum", frohlockte der Deutsche, der von einem "unglaublich geilen Gefühl" sprach. "Wir hatten wirklich alle Spaß."

Warum sich der Coach ein Lächeln verkniff - und es dann doch tat

Coach David hatte diesen ebenfalls, auch wenn es ihm nach außen hin nicht anzumerken war.

"Um ehrlich zu sein: Die Leute sagen, dass man lächeln und lockerer sein sollte. Doch es ist wirklich schwer, das zu tun, weil man nicht zulassen kann, dass man ein Fan ist. Du kannst das wirklich nicht zulassen", erklärte David.

Er sei ein professioneller Trainer, kein professioneller Fan. "Ich bin gestresst und verkneife mir auf der Bank ständig ein Lächeln, aber das ist mein Job, mich auf eine bestimmte Art und Weise zu präsentieren."

Jedoch gab er zu: "Es war absolut aufregend, wir hatten fantastische Kombinationen in der Offensive. Wir arbeiten seit 18 Monaten an unserem Offensivspiel, es war extrem dynamisch", sagte David und begann doch zu lächeln.

Eine der besten Saisonleistungen

Seine Mannschaft hätte eine der besten Leistungen in dieser Saison abgeliefert, wenn nicht sogar die beste.

"Ich habe vorhin in der Kabine gesagt, dass es zu viele Spieler gibt, die hervorzuheben sind, aber auch den nächsten Schritt gemacht haben", so David und verwies dabei auf Krening sowie dessen ein Jahr jüngeren Landsmann Vadim Schreiner. 

Scott Kosmachuk, der kürzlich nachverpflichtet wurde und am Mittwoch nach zwei Trainingstagen und unzähligen Videostudien sein erstes Spiel im Red-Bull-Dress bestritt, habe ebenso einen guten Job gemacht. "Er hat unsere Ideen ziemlich gut aufs Eis gebracht", meinte David.

"Wir hatten schöne acht Tage mit vier Spielen, die so gelaufen sind, wie wir das wollten. Aber wir müssen immer noch etwas lernen."

Head Coach Oliver David

Generell hätten sich alle Cracks nochmal gesteigert und seien mit der richtigen Einstellung in die Partie gegangen. "Natürlich willst du das in jedem Spiel des Jahres", wusste der Salzburg-Coach, dass dies aber nicht der Fall ist.

Deshalb betonte der 46-Jährige auch: "Wir hatten schöne acht Tage mit vier Spielen, die so gelaufen sind, wie wir das wollten. Aber wir müssen immer noch etwas lernen."

Es gehe nun darum, solche Leistungen konstant aufs Eis zu bringen, sich dieses Spiel in Erinnerung zu rufen, wenn es wieder einmal schwierige Zeiten geben sollte. Daran dachte David aber gar nicht: "Schauen wir, dass wir so weitermachen."

Färjestad BK - "Das wird unser härtester Test"

Während es in der Liga für Salzburg schon am Freitag mit dem Spitzenspiel bei Fehervar AV19 weitergeht, steht das Viertelfinal-Hinspiel in der CHL gegen Färjestad BK erst am 3. oder 4. Dezember an.

Die Rollen werden jedoch klar verteilt sein, der in Karlstad beheimatete Verein zählt zu den stärksten in der schwedischen SHL, wurde zuletzt 2022 Meister und gewann im Vorjahr den Liga-Grunddurchgang.

In der Champions Hockey League ist Färjestad in dieser Spielzeit überhaupt noch ungeschlagen, schaltete im Achtelfinale mit Tappara Tampere den CHL-Triumphator der Saison 2022/23 hauchdünn aus.

"Sie haben ein richtig starkes Team, sehr hochkarätige Spieler", meinte der Coach und erläuterte: "Wir haben eine extrem schwierige Aufgabe vor uns, das wird sicher unser härtester Test. Aber ich weiß, dass meine Jungs darauf vorbereitet sein werden."

Dann besteht durchaus die Chance, dass man für weitere magische Nächte in Europa sorgen kann.



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