Die Vienna Capitals und die Graz99ers stehen am 5. Spieltag der Champions Hockey League unter Druck. Für beide Teams heißt es Siegen oder Fliegen - sonst ist der Traum vom Aufstieg in die K.o.-Phase geplatzt.
Die Steirer fordern daheim den tschechischen Klub Mountfield HK, während die Wiener beim polnischen Vertreter GKS Tychy gastieren. Beide Teams müssen gewinnen und zeitgleich auf Schützenhilfe hoffen.
Entspannter ist die die Lage für den KAC. LAOLA1-Experte Bernd Freimüller checkt die Ausgangslage.
Gruppe A gegen EHC Biel/SUI (9.10. 19:30 Uhr heim, 15.10. 19:45 Uhr auswärts)
Das die finnische Liiga bisher dominierende Tappara Tampere (6 Punkte) dürfte gegen den punktelosen Letzten Frisk Asker wohl sechs Zähler machen. Biel und der KAC – jeweils neun Punkte – machen sich einen oder beide Aufstiegsplätze aus. Im direkten Vergleich mit Tappara hätten die Finnen gegenüber dem KAC die Nase vorn.
Der EHC Biel steht an zweiter Stelle der National League und setzt damit den Aufwärtstrend der letzten Jahre fort – aus dem dauernden Relegationsanwärter ist ein Spitzenklub geworden. Bezeichnend für diesen Wandel: Gute Schweizer Spieler kommen mittlerweile gerne nach Biel. Mit Beat Forster (ex-Davos), Yannick Rathgeb (kam bei den Islanders nicht über das Farmteam Bridgeport hinaus) und Stefan Ulmer (aus Lugano) wurde die Defensive aufgewertet, hinter der Ex-NHL-Goalie Jonas Hiller in seiner angeblichen letzten Saison steht. Für nächste Saison bereits unter Vertrag: Fabio Hofer. Ob dann Peter Schneider noch der dritte Österreicher im Kader ist? Trotz einer Unzahl von Chancen traf der Ex-Goalgetter der Vienna Capitals bisher erst einmal.
Besser geht es den anderen drei Legionären im Kader: Der Finne Toni Rajala scort bisher fast nach Belieben (sieben Tore in elf Spielen) – der kleine Flügel profitiert sicher vom offensiv angelegten Hockey in der Schweiz. An seiner Seite: Center Marc-Antoine Pouliot, der bereits in seiner vierten Saison in Biel ist. Defender Anssi Salmela ist gemeinsam mit Rathgeb für das Powerplay zuständig.
Weiters interessant: Der begabte Luca Cunti, der sein Talent aber nie so recht in eine große Karriere umsetzen konnte. Center Anton Gustafsson – von Washington vor allem wegen seines Vaters Bengt-Ake gedraftet – ist dagegen ein reiner Rollenspieler ohne Scoring-Potenzial.
Die Verletzungsmisere ist inzwischen abgeebbt, nur Fabian Lüthi und Damien Brunner (nach seiner NHL-Rückkehr nicht mehr derselbe Spieler) fehlen noch.
Gruppe F gegen GKS Tychy/POL (8.10. 18:00 Uhr auswärts, 15.10. 19:30 Uhr heim)
Eine klare Ausgangslage: Nur wenn die Capitals sechs Punkte gegen Tychy (ohne Aufstiegschance) und Djurgarden Stockholm gegen Mannheim (bereits aufgestiegen) gleichzeitig keinen Punkt machen, steigen die Wiener auf.
Nach zwei Meistertiteln in Folge steht GKS Tychy mit 18 Punkten aus acht Spielen auch heuer wieder an der Spitze der polnischen Liga. Ein Selbstläufer werden die zwei Spiele für die Capitals sicher nicht, vor allem das Auswärtsspiel in Polen.
Ich bin mit der polnischen Liga kaum vertraut, habe Tychy im vorletzten Sommer aber bei einem Turnier in der Slowakei gesehen. Sie blieben mir als körperlich starkes und sperriges Team ohne großen offensiven Esprit in Erinnerung. Auffällig damals: Center Alex Szczechura, dessen Bruder schon lange in der KHL aktiv ist. Der gebürtige Kanadier hat ebenso wie die US-Amerikaner Mike Cichy und Goalie John Murray einen polnischen Pass. Echte Legionäre im Kader: Der Russe Denis Akimoto, die Weißrussen Alexei Yefimenko, Alexander Yeronov und der 36-jährige Gleb Klimenko, der Slowake Peter Novajovsky, Mike Szmatula (USA) sowie der beste Scorer Christian Mroczkowski, der aus dem kanadischen College kam. Außer Klimenko – früher ein guter KHLer – allesamt keine großen Nummern.
Gruppe H gegen HK Mountfield/CZE (8.10. 19:30 Uhr daheim, 16.10. 17:00 Uhr auswärts)
Mit drei Punkten stehen die Graz 99ers am Tabellenende. In den Duellen gegen Hradec Kralove (4) müssten die Steirer sechs Punkte machen und dabei noch auf die richtigen Ergebnisse in den Duellen zwischen Cardiff (8) und Frölunda (7) hoffen.
HK Hradec Kralove – unter dem Namen von Sponsor Mountfield segelnd – steht derzeit an achter Stelle der tschechischen Extraliga, allerdings liegen die ersten elf Teams innerhalb von zehn Punkten. Hradec Kralove hat sich nach dem Erwerb der Lizenz von Ceske Budejovice als Spitzenteam etabliert und gehört auch zu den gut betuchten Teams der Extraliga. So konnte man sich heuer etwa Goalie Marek Mazanec leisten, der über NHL-Erfahrung bei Nashville verfügt. Ich bin kein Fan von ihm, er ist zwar groß, kommt mir aber oft langsam, fast verschlafen, vor. Bisher tendieren seine Leistungen auch eher in Richtung überbezahlter Flop. Immerhin kommt es in Goalie-Duell zwischen ihm und Christopher Nihlstorp zu einem äußerst seltenen Aufeinandertreffen zwei Rechtsfänger.
In der Abwehr sind Petr Zamorsky und Filip Pavlik für die Offensive zuständig, der Slowake Mislav Rosandic (in Zagreb geboren) ist auch ein mobiler Defender. Die Defensiv-Akteuere sind Richard Nedomlel und Tomas Voracek, dazu kommt noch der lettische Routinier Oskars Cibulskis, stets ein verlässlicher Mann.
In der Offensive sind die Königgrätzer besser besetzt als in der Defensive. Radek Smolenak ist mit zehn Punkten ihr derzeitiger Liga-Topscorer, hat über die Jahre in der NHL, AHL, Liiga, KHL, NLA und SHL gespielt, sitzt eigentlich immer auf gepackten Koffern. Der 37-jährige Petr Koukal ist der Playmaker im Team, war aber längere Zeit verletzt. Rudolf Cerveny und Daniel Rakos sind gestandene Extraliga-Angreifer, der französische Arbeiter Jordann Perret kam im Sommer aus dem knapp 20 Minuten entfernten Pardubice. Für Größe im Angriff – Hradec Kralove ist ein allgemein körperlich starkes Team – sorgen Tomas Vincour und der Slowake Matej Paulovic, der vor allem um das Tor herum schwer zu stoppen ist. Nach seinem Tryout nicht mehr dabei: Defender Philip Samuelsson, der derzeit in der EBEL oder DEL angeboten wird.