Heute Abend Achtelfinale in der Champions Hockey League: Während HC Bozen gegen Plzen in der Außenseiterrolle antritt, macht sich Red Bull Salzburg gegen die Rouen Dragons große Hoffnungen auf den Aufstieg. Doch Vorsicht ist geboten...
Rouen ist nicht nur die stärkste Mannschaft Frankreichs, sondern ließ in der Gruppe auch große Konkurrenten hinter sich. Die Nürnberg Ice Tigers und der HK Mountfield aus Tschechien waren die Leidtragenden des Rouen-Aufstiegs.
LAOLA1-Experte Bernd Freimüller weiß, was es über die Gegner der EBEL-Klubs zu sagen gibt:
Das sind die Rouen Dragons
Schon Nürnberg glaubte in der Gruppenphase, den Aufstieg sicher in der Tasche zu haben, ein Punkt aus zwei Spielen gegen den französischen Meister hätte genügt. Doch ein 2:4 auswärts und ein 2:5 daheim ließen die Ice Tigers blass aussehen und Rouen weiterkommen.
Natürlich war der französische Meister neben Storhamar aus Norwegen der kleinste Name bei der Viertelfinal-Auslosung. Doch Frankreich hält sich schon seit Jahren in der A-Gruppe und Rouen, das in den letzten zehn Jahren sechsmal den Titel gewann, ist stets das Aushängeschild der Ligue Magnus. Auch heuer führt Rouen die Tabelle souverän an, während die Roten Bullen trotz einer Aufholjagd in den letzten Wochen von der Tabellenspitze noch einige Punkte entfernt sind.
Rouen bringt einige alte Bekannte mit in die Duelle. Winger Alex Aleardi bestritt letzte Saison ein nicht erfolgreiches Tryout in Salzburg, er ist eine Art Meerjungfrau-Spieler. Oberhalb der Gürtellinie mit sehr guten Händen gesegnet, seine Beinarbeit dagegen ist nicht die beste. Trotzdem kann er ums Tor herum immer gefährlich werden.
Defender Mathieu Roy lief vor drei Saisonen nur im ersten Saisonspiel für die Roten Bullen auf, bis ihn ein Schuss ins Gesicht aus der Bahn warf. Schön, dass er seine Gleichgewichtsprobleme wieder überwunden hat, seinen Ruf als Charakterspieler bestätigt auch die Kapitänsrolle in Rouen. Salzburg-Coach Greg Poss kennt auch Stürmer Nicolas Deschamps aus gemeinsamen Zeiten bei den Florida Everblades ganz genau, diese folgten für Deschamps nach wenig gelungenen Gastspielen in Straubing und Wien.
Zu den zehn Legionären im Team gehören auch der slowenische Goalie Matija Pintaric, AHL/ECHL-Defensivverteidiger Mathieu Brodeur sowie der slowakische Oldie-Forward Michel Miklik. Seit unglaublichen 14 (!) Saisonen bereits im Team und schon längst mit einem französischen Pass ausgestattet ist Flügel Marc-Andre Thinel.
Von diversen A-WMs bekannt: Die Forwards Loic Lamperier, Anthony Guttig, Nicolas Ritz sowie Defender Florian Chakiachvili. Mit Fabrice Lhenry steht seit vier Saisonen ein ehemaliger National- und DEL-Goalie hinter der Bande.
Die schon seit längerer Zeit ersatzgeschwächten Roten Bullen (Raffl, Cijan, Winkler, Baltram und der bärenstarke Defender Brent Regner stehen auch in Frankreich nicht zur Verfügung) wären gut beraten, den Gegner mehr als nur ernst zu nehmen. Schon ein knappes Ergebnis in Rouen wäre eine gute Basis für das Rückspiel im Volksgarten...
Das ist der HC Plzen
Wer hätte gedacht, dass der HC Bozen ein Team wie IFK Helsinki in der Vorrunde hinter sich lässt? Die Wünsche von Sportdirektor Dieter Knoll vor der Viertelfinal-Auslosung: "Ein Team aus der Schweiz oder wenigstens keine Flugreise." Der erste Wunsch ging nicht in Erfüllung (der HC Lugano wäre natürlich ein überaus attraktiver Gegner gewesen), der zweite aber schon: Pilsen liegt zwar nicht um die Ecke, ist aber per Bus zu erreichen. Gute News von der Verletzungsfront: Die zuletzt angeschlagenen Markus Nordlund und Mike Blunden stehen für das Hinspiel wieder zur Verfügung.
Nach einer tollen CHL-Vorrunde (17 Punkte war der Topwert aller Teams) lief es in der Extraliga für die Tschechen bisher eher überschaubar: Platz neun entspricht sicher nicht den Erwartungen des Vorjahresdritten.
Allerdings hatte Skoda Plzen – wie der Retro-Name seit einiger Zeit wieder lautet – im Sommer einige Abgänge zu verkraften. Das starke Verteidiger-Duo Moravcik-Sklenicka ging gleich im Doppelpack nach Montreal, Center Tomas Mertl nach Kunlun in die KHL und Goalie Miroslav Svoboda unterschrieb bei Nashville. Die Torhüterposition ist seit Sommer sicher nicht optimal besetzt, der Weißrusse Dmitri Milcakov und der bis heuer völlig unerfahrene Dominik Frodl wechseln einander ab.
In der Defensive steht mit Jakub Kindl ein interessanter und leichtfüßiger Mann, der aber in langen Jahren in Detroit nie den Durchbruch schaffte. Der Slowake Peter Ceresnak ist schon seit Jahren ein solider Defender, der Amerikaner Nick Jones auch eher ein Mann fürs defensive Kerngeschäft. Mit Conor Allen kam im Sommer noch ein Landsmann aus Wolfsburg dazu. Große Offensivbeiträge kann man aber von der blauen Linie eher nicht erwarten.
Im Angriff ist die Truppe von Headcoach Ladislav Cihak sicher besser besetzt, vor allem Topscorer Milan Gulas ist ein Flügel mit tollen Händen. Der vom Meister aus Brünn gekommene Center Vojtech Nemec kann ebenfalls abschließen, Ex-Flyers-Crack Petr Straka ist dagegen eher ein Energiespieler. Wie in der Extraliga üblich, leistet sich auch Plzen mit Ondrej Kratena (41) einen Super-Senior. Center Vaclav Nedorost (36) konnte sich aufgrund von langwierigen Knieproblemen nie in der NHL etablieren. Jaroslav Kracik (35) kehrte nach Jahren in der DEL2 bei Landshut und Rießersee wieder in die Extraliga zurück und punktet seitdem verlässlich.
Eine unangenehme Begegnung bleibt Bozen erspart: Der Eishockey-Terrorist Ryan Hollweg, dessen Lebensaufgabe darin bestand, den Gegner über den Haufen zu fahren, musste aufgrund von Knieproblemen im Sommer in Pension gehen.
Der HC Plzen, bei dem die lokale Legende Martin Straka als Präsident und sportlicher Leiter fungiert, geht sicher als Favorit in die Duelle. Doch mit einem guten Ergebnis im Hinspiel könnten sich die Südtiroler schon etwas Futter für das Rückspiel in der mit seinen steilen Tribünen immer stimmungsvollen Halle zurechtlegen...