Tappara Tampere, Ocelari Trinec oder die Lahti Pelicans - sie alle bissen sich in der laufenden Saison der Champions Hockey League bereits die Zähne an Färjestad BK aus. Auch Fehervar AV19 und der KAC haben mit den Schweden unliebsame Bekanntschaft gemacht.
Doch das war dem EC Red Bull Salzburg herzlichst egal. Österreichs Serienmeister entschied das Viertelfinal-Hinspiel gegen den bis Dienstagabend ungeschlagenen Hauptrunden-Sieger daheim mit 3:1 (Spielbericht >>>) für sich und greift nach der erstmaligen Halbfinal-Teilnahme seit 2018/19.
"Wir haben einfach unglaublich gespielt", war Nash Nienhuis euphorisiert.
Simples, aggressives Eishockey
Das durfte der Verteidiger auch sein, Salzburg zelebrierte wie bereits gegen Lahti ein Eishockey-Fest.
"Wir haben vom Start weg das Kommando übernommen, sind mit ihren Weltklasse-Fähigkeiten gut umgegangen."
Von der ersten Sekunde waren die Roten Bullen hellwach, setzten ihren aggressiven Forecheck konsequent um. Dieser bereitete Färjestad wiederum große Probleme, das Team aus Karlstad probierte es stets, fand aber kaum Gelegenheiten vor, das Spiel aus der eigenen Zone geordnet auszulösen.
"Wir haben vom Start weg das Kommando übernommen, sind mit ihren Weltklasse-Fähigkeiten gut umgegangen", sagte Head Coach Oliver David. Sein Team spielte simpel mit der Scheibe, hatte die Beine stets in Bewegung und traf viele richtige Entscheidungen.
Die logische Konsequenz des guten Starts: Das 1:0 von Ryan Murphy, der seit Wochen in absoluter Top-Form agiert.
Selten blitzten Färjestads Fähigkeiten auf
33 Sekunden später egalisierte Färjestad jedoch die Führung, Marian Studenic behauptete sich gegen drei Salzburger und hob den Puck unter die Latte.
Ein Moment, in dem die spielerische Klasse der Gäste aufblitzte. David war beeindruckt: "Es war zwar etwas Glück dabei, aber die Idee zu haben, sich drei Verteidigern zu stellen, keine Angst zu haben und - boom - den Puck im Netz unterzubringen, daran sieht man ihre Fähigkeiten."
Es sei zugleich das erste Mal gewesen, dass man die defensive Struktur verloren habe.
Nienhuis wie einst Bobby Orr
Lange dauert es nicht, bis die Mozartstädter wieder vorlegen konnten.
Peter Schneider ließ den Puck in der 29. Spielminute bei einem Konter in Unterzahl für Nienhuis liegen, der alleine aufs Tor zog und das Spielgerät mit der Backhand im Netz unterbrachte.
"Wie ein typisches Tor von Bobby Orr", lachte der Kanadier, der sich auf den Check gegen ihn nach seinem allerersten Treffer im Salzburg-Dress bezog.
Erst glücklich, dann kaltschnäuzig
Auf dem knappen Vorsprung wollte sich Salzburg nicht ausruhen, hatte allerdings Glück, dass das vermeintliche Tor zum 2:2 von David Tomasek nicht zählte.
In der Entstehung fabrizierte Atte Tolvanen nicht nur einen kapitalen Bock, sondern wurde Ryan Murphy gleichzeitig im Backcheck von Jeremy Groleau mit einem Check gegen den Kopf abgeräumt.
"Es war ein sehr langes Spiel, wir sind damit aber außerordentlich gut umgegangen."
Die Referees lösten die Szene im Video-Review völlig korrekt auf und schickten den Färjestad-Defender mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe unter die Dusche. Im folgenden fünfminütigen Powerplay konnte Scott Kosmachuk auf 3:1 erhöhen. "Das war extrem wichtig", betonte Coach David.
Die Identität aufs Eis gebracht
Im Schlussabschnitt versuchte Färjestad vehement, zumindest noch ein Tor zu erzielen, doch Salzburg hielt den vielen Angriffen der Schweden stand und hätte selbst für eindeutige Verhältnisse sorgen können. Sowohl Lucas Thaler als auch Andrew Rowe scheiterten jedoch an der Stange.
Die Freude über den prestigevollen Erfolg nach einem aufgrund zahlreicher Unterbrechungen beinahe dreistündigen Spiel war nichtsdestotrotz riesig. "Es war ein sehr langes Spiel, wir sind damit aber außerordentlich gut umgegangen", meinte David.
Sein Team hätte Offensive durch Defensive, ergo über hohe Puckeroberungen und schnelle Umschaltmomente, produziert. "Das ist ein Teil unserer Identität", so der US-Amerikaner. Die Abwehr war stabil, verteidigte vor Tolvanen als Einheit. "Das brauchen wir in diesem Turnier."
Das Team sei herausragend gewesen. Stolz war der Coach zudem auf sein Trainerteam. "Wir waren exzellent vorbereitet, sind dieses Spiel im Vorfeld wie ein Playoff-Spiel angegangen."
"Wir haben keinen Vorteil"
In zwei Wochen bestreitet Salzburg das Rückspiel in Karlstad (17. Dezember, 19 Uhr im LIVE-Ticker >>>), das Halbfinale scheint zum Greifen nahe.
"Wir haben keinen Vorteil, das Spiel startet bei 0:0", warnte der Salzburg-Coach ob des Zwei-Tore-Vorsprungs vor zu viel Selbstsicherheit.
Färjestad sei trotzdem das wahrscheinlich beste Team in Schweden, der Hauptrunden-Sieger in der CHL. David: "Wir können nichts als selbstverständlich ansehen. Wir müssen bei null beginnen und wieder so spielen."
Ein spezieller Teamspirit
Dann stünden die Chancen gut, Mitte Jänner um das Finale zu spielen. "Wir gehen Schritt für Schritt", will der Trainer noch nicht daran denken.
"Es ist schön, eine solche Gruppe von Jungs zu trainieren. Es liegt wirklich an ihnen. Ich versuche zu helfen, wo ich kann, aber die Gruppe ist wirklich gut zusammengewachsen."
Doch David spürt, dass in seinem Team ein spezieller Spirit herrscht. Die aus der win2day ICE Hockey League bekannte "winning culture" schlägt langsam auf die Champions Hockey League über.
"Die Jungs haben einen guten Draht zueinander. Es ist schön, eine solche Gruppe von Jungs zu trainieren. Es liegt wirklich an ihnen. Ich versuche zu helfen, wo ich kann, aber die Gruppe ist wirklich gut zusammengewachsen."