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Das sind Villachs Hürden in Europa

Mit Schwedens Meister wartet auch eine Mammut-Aufgabe. Die Vorschau:

Das sind Villachs Hürden in Europa Foto: © GEPA

Die Eishockey-Saison beginnt für die besten Klubs der win2day ICE Hockey League wie immer mit der Champions Hockey League.

Am Wochenende steigen für die vier Vertreter Red Bull Salzburg, VSV, Fehervar AV19 und - dank Wildcard dabei - Olimpija Ljubljana die ersten Partien auf europäischer Bühne 2022/23.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller kennt die Gegner, die auf die Klubs warten, und nimmt sie genau unter die Lupe.

Der VSV und Olimpija Ljubljana feiern ihre Premieren in der CHL. Was sie dabei erwartet, gibt es in der Vorschau zu erfahren:

VSV (Gruppe F)

Färjestad (SWE), Straubing Tigers (GER), Comarch Krakau (POL)

Der mit einigen neuen Namen aufwartende VSV darf sich heuer erstmals in der CHL präsentieren. Mit den Straubing Tigers wartet im Oktober ein möglicher Gegner für Finalspiele um den zweiten Aufstiegsrang. Der schwedische Meister Färjestad BK ist natürlich der klare Gruppenfavorit, Comarch Krakau der Außenseiter.

Färjestad gelang in der Vorsaison der erste Meistertitel seit der Saison 2010/11. Dazu war aber eine drastische Maßnahme fällig: Der (oft zu) familiäre Klub feuerte Langzeitcoach Johan Pennerborn vor den Playoffs. Der Hauptvorwurf an den nunmehrigen Grazer Trainer: Kein Defensivkonzept erkennbar. Unter Nachfolger Tomas Mitell änderte sich das drastisch. Im Gegensatz zu seinen Assistenten Pelle Prestberg und Thomas Rhodin gehört Mitell (auch drei Saisonen als Assistent Coach bei den Chicago Blackhawks) nicht zur Färjestad-Familie, was oft ein Grund für einen Job dort ist (siehe Rapid, nur mit mehr Erfolg als diese).

Das Team veränderte etwas sein Gesicht über den Sommer, mit Goalie Dennis Hildeby, Verteidiger Adam Ginning und Stürmer Gustav Rydahl unterschrieben gleich drei Cracks NHL-Verträge, der 27-jährige Rydahl als Free Agent. Der finnische Defender Jesse Virtanen verdient sich nun seine Franken bei Ambri. Hildeby bleibt aber noch ein Jährchen in Karlstad, teilt sich den Kasten mit dem Kanadier Matt Tomkins. Der kam von Frölunda, während Stürmer Remie Elie vor einigen Tagen frisch aus der AHL anheurte.

Weiter an Bord: Die beiden Topscorer Daniel Viksten und Joakim Nygard, der noch bis 2027 unter Vertrag steht. Der 36-jährige Per Aslund gehört weiter zum Stamm, ebenso wie Patrick Lundh (34), der nach einem desaströsen Gastspiel in Schwenningen schon während der letzten Saison zurückkehrte.

Nach den Abgängen von Virtanen und Albert Johansson (Detroit) noch ein Fragezeichen: Wer sorgt neben Joel Nyström für Offensive von der blauen Linie? Der Finne Ville Pokka kam nach vier KHL-Jahren, ist aber kein großer Offensivbringer.

Auch wenn sich das neuformierte Team vielleicht noch etwas finden muss, ist Färjestad natürlich der klare Favorit, nicht nur im ersten Spiel gegen den VSV am Donnerstag.

Graz-Coach Pennerborn war bis Ende Februar Färjestad-Trainer
Foto: © GEPA

Zwei polnische Teams in der CHL – wie das? GKS Kattowitz qualifizierte sich als Meister, während Comarch Krakau als Continental-Cup-Sieger ein zweites Ticket eroberte.

Allerdings gehen die Krakauer nur bedingt als polnisches Team durch: Zehn Tschechen, zwei Amerikaner, zwei Finnen, ein Kanadier, ein Slowene, ein Este, ein Slowake und ein Weißrusse ergeben nach Adam Riese 19(!) Legionäre.

Robert Arrak (der Este) war vor Jahren ein sehr guter AlpsHL-Scorer beim Farmteam von Red Bull Salzburg, spielte letzte Saison schon in Turon in der polnischen Liga. Erik Nemec kennen wir noch von zwei Jahren in Znojmo, wo er ein ziemlich dynamischer Flügel war. Sein Landsmann Vojtech Polak hüpft mit 37 inzwischen zwischen Rumänien, Großbritannien und eben Polen herum, die besten Tage des Ex-Dallas-Flügels sind schon lange vorbei.

Noch kurzfristig verpflichtet: Der Ex-Grazer Ben Blood - nicht sehr beweglich, aber ein Mann fürs Grobe.

Wie Nemec aus Znojmo bekannt, dort allerdings hatte er kein langes Leben: Flügel Patryk Wronka, dessen Idee vom Eishockey im Versuch besteht, die Scheibe über die ganze Eisfläche zu führen. Er versuchte sich auch schon in Frankreich und in Belfast, dürfte sich jetzt aber in der polnischen Liga, wo man auch sehr gutes Geld verdienen kann, festgefahren haben. Defender Jiri Gula war über Jahre in Litvinov ein Fixpunkt, ist nun Kapitän und sicher auch Einser-Defender in Krakau. Das internationale Gemisch wird vom Tschechen Rudolf Rohacek geführt, der schon seit 17(!) Jahren hinter der Bande von Cracovia steht.

Die Spiele gegen polnische Teams – egal ob im Verein oder im Nationalteam – sind meist weder für Fans noch Gegner ein Volksfest, agieren sie doch ziemlich hart und defensiv, weisen aber nur selten große Offensive oder guten Speed auf. Ob das auch für diese bunte Mischung gilt?

Olimpija Ljubljana (Gruppe B)

Grizzlys Wolfsburg (GER), EV Zug (SUI), TPS Turku (FIN)

Trotz einer guten Comeback-Saison in der ICE hätte es für Olimpija Ljubljana bei weitem nicht für ein CHL-Ticket gereicht. Die CHL hievte Olimpija jedoch mittels einer Wild Card in den Wettbewerb, nachdem der ukrainische Vertreter Dombass Donezk verständlicherweise w.o. geben musste.

Olimpija, das im Sommer einige Schlüsselspieler (Leclerc, Tomazevic, Stebih) verloren hat, trifft in einer schwierigen Gruppe erst im Oktober auf den Schweizer Vertreter EV Zug.

TPS Turku ist am Freitag der Auftaktgegner der Slowenen. Der finnische Vizemeister ist ein Stammgast in der CHL, war nur in einer Saison nicht dabei. Ein Blick auf den Kader zeigt sofort einen alten ICE-Bekannten: Scott Kosmachuk war über zwei Jahre ein gewaltiger Offensivbringer für den VSV, muss in der Liiga aber beweisen, dass er beide Seiten der Eisfläche bespielen kann.

Von den Legionären der Vorsaison blieb nur der kleine Flügel Tyler Steenburgen übrig. Juraj Slafkovsky spielte sich in Turku zum Top-Pick des letzten NHL-Drafts und wird im Team der Montreal Canadiens erwartet. Sein Landsmann Pavol Skalicky wechselte ligaintern von Lukko Rauma und soll seine mächtige Physis rund um das Tor herum einbringen. Der Franzose Anthony Rech wurde im Sommer auch in der ICE angeboten, war in der DEL über Jahre ein Offensivbringer, vor allem im Powerplay. Der Schwede Niklas Arell ist der fünfte Legionär und ein staubtrockener Defensivverteidiger.

Slafkovsky wurde in Turku zum Nummer-1-Pick geformt
Foto: © getty

Unter den einheimischen Kräften spring natürlich der 36-jährige Flügel Lauri Korpikoski mit seinen über 600 NHL-Spielen ins Auge. Er kehrt nach einer verletzungsintensiven Saison in Biel an seinen Geburtsort zurück. 16 Jahre jünger und wohl bereits weit mehr Offensive versprechend: Columbus-Pick Mikael Pyyhtiä, der noch ein Jahr in Turku reifen soll.

Unter den Defendern interessant: Der 21-jährige Detroit-Pick Antti Tuomisto, der nach zwei Jahren im US-Collegebereich in die Liiga zurückkehrte. Er könnte noch eine eventuelle NHL-Karriere vor sich haben, so er seine Beinarbeit verbessern kann. Teemu Kivihalme dürfte dagegen mit 27 Jahren und drei Saisonen bei den Toronto Marlies Nordamerika zumindest eishockey-technisch (er besitzt auch den amerikanischen Pass) für immer verlassen haben.

Die Wolfsburg Grizzlys gehören schon seit Jahren zu den DEL-Spitzenteams, ohne je den großen Coup (drei Finalniederlagen in den letzten sieben Saisonen) landen zu können. Doch auch dieses Jahr hat Manager Charly Fliegauf – mit der finanziellen Hilfe von Hauptsponsor VW – eine starke Truppe zusammengestellt. Nur eine Causa stieß dem langjährigen Sportdirektor im Sommer sauer auf: Backup Goalie Chet Pickard verabschiedete sich kurzfristig in die Pension, sodass Fliegauf eine Ausländerlizenz für Justin Pogge aufwenden musste, der Einser-Goalie Dustin Strahlmeier ab und zu vertreten soll.

Von den neuen Legionären sehr interessant: Tyler Morley, früher in Zagreb überragend. Eigentlich auch ein Spitzenmann in der Liiga, ich musste ihn aber bei meinen Besuchen von Tappara Tampere in der Vorsaison auf dem Eis suchen. Dustin Jeffrey kommt nach sechs NL-Saisonen erstmals nach Deutschland, war dort bis zur letzten Saison auch verletzungsresistent und ein spielstarker Forward.

Ebenfalls ein Mann, den man nur mit einigermaßen tiefen Taschen in die DEL locken kann: Flügel Rhett Rakhshani, wie Jeffrey schon 34, aber über Jahre ein SHL-Flügel mit gutem Motor. Der neue Center J.C. Beaudin soll den Teamspeed verbessern.

Sehr interessant in der Defensive: Der mobile und spielstarke Nolan Zajac. Bereits in seiner zweiten Saison in Wolfsburg: Darren Archibald, der in Wien eher keine großen Spuren hinterlassen hat. Er verletzte sich aber in der Preseason, Wolfsburg könnte überhaupt einigermaßen shorthanded antreten.  

Coach Mike Stewart, in Österreich natürlich altbekannt, hat sein Abenteuer in Köln gut überstanden und geht mit Wolfsburg in sein zweites Jahr, nachdem er ein Jahr ausgesetzt hatte. Alles andere als eine abermalige Spitzenposition in der DEL würde überraschen, während es in der CHL gegen Turku und Zug um ein Aufstiegsticket gehen dürfte.

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