Es wird langsam zur Tradition: Während draußen noch hohe Temperaturen herrschen, geht es Ende August auch in den Eishallen dieses Kontinents wieder heiß her: Die Champions Hockey League beginnt! Und wirft ein österreichisches Trio noch vor EBEL-Start in den Ernst der Pflichtspiele.
In der LAOLA1-Analyse beschäftigt sich Experte Bernd Freimüller wieder mit den Teams, die sich den heimischen Vertretern in den Weg stellen. Nach dem KAC (HIER nachlesen>>>) geht es mit EBEL-Grunddurchgangssieger und Halbfinalist Graz99ers weiter.
Beim ersten Auftritt im großen internationalen Geschäft könnte die Aufgabe zum Auftakt nicht größer sein: Es geht auswärts gegen Mehrfach-Champion Frölunda Indians, die den Pokal auch gegenwärtig in ihrer Obhut haben, zur Sache. Dazu wollen die Steirer an den ersten Spieltagen den Cardiff Devils einen frühen Brexit bescheren.
Graz99ers
Gruppe H: Frölunda Indians (SWE/Titelverteidiger), Hradec Kralove (CZE), Cardiff Devils (GBR)
CHL-Debüt für die Graz99ers – und das gleich mit dem stärksten Gegner, den es gibt: Mit Frölunda wartet zum Auftakt der Titelverteidiger und schwedische Meister. Mit Hradec Kralove lauert dann im Oktober ein weiterer starker Gegner, die Cardiff Devils könnten da schon eher in Reichweite liegen.
Frölunda Indians (30.8., 18:00 Uhr auswärts und 5.9., 20:20 Uhr daheim)
Dreimal die CHL gewonnen und mit einer Ausnahme stets im Finale, regierender SHL-Champion und Produzent unzähliger NHL-Draftpicks: Frölunda gilt im europäischen Eishockey als das Maß aller Dinge. Zwar änderte sich der Kader über den Sommer ziemlich, doch die Neuzugänge sowie der verbliebene Stamm lassen weiter mit der Zunge schnalzen. Johan Mattsson wird wohl die Nummer 1 sein, der aus Lulea gekommene Niklas Rubin löst den nach Mannheim abgewanderten Johan Gustavsson ab.
Der mobile Karl Stollery gefiel mir auch ohne großen Output in der AHL und KHL eigentlich immer, Brandon Gormley kam schon in der letzten Saison aus Turku, ist trotz seiner Größe ebenfalls recht gut zu Fuß. Eigengewächs Julius Bergman kam nach vier AHL-Jahren (ohne einen einzigen NHL-Einsatz) wieder zurück. Neben dem soliden Viktor Ekbom stechen noch zwei Namen mit geringeren Profilen ins Auge: Anders Grönlund schaffte im Vorjahr mit 29 Jahren den Sprung in die SHL. Dem hüftsteifen David Printz hätte man bei seinem Engagement in Dornbirn vor Jahren nicht zugetraut, dass er mit 39 noch für den schwedischen Meister auflaufen darf.
Im Angriff geben sich in der Truppe von Roger Rönnberg bekannte Namen ein Stelldichein: Ryan Lasch (CHL-Topscorer) dominiert schon seit Jahren offensiv, dem Powerplay-Spezialisten fehlte es nur ein bisschen an Quickness für eine NHL-Karriere. Rhett Rakhshani ist seit Jahren in der SHL ein beweglicher Offensivmann. Johan Sundström kehrte nach zwei KHL-Jahren nach Göteborg zurück, dem körperlich starken Zwei-Weg-Center mangelte es nur ein wenig an offensivem Esprit. Ebenfalls zurückgekehrt: Center Niklas Lasu, den ich noch für Atlanta gedraftet habe. Der Defensivstürmer wird eines Tages Joel Lundqvist (37) als Kapitän ablösen. Dazu kommen noch Simon Hjalmarsson, Max Friberg, Patrik Carlsson und Sebastian Stalberg, allesamt sehr gute SHLer.
Für Draft-Freaks sicher interessant: Flügel Samuel Fagemo wurde im Juni erst in seinem zweiten Draftjahr gezogen, das dafür aber gleich in der zweiten Runde durch die Los Angeles Kings. So lange wird Lucas Raymond heuer nicht warten müssen – der smarte Flügel mit den Zauberhänden gilt neben Alexander Holtz (Djurgardens) als einer der zwei schwedischen Kandidaten für einen Top-Ten-Pick.
Cardiff Devils (1.9., 17:00 Uhr auswärts und 7.9., 19:15 Uhr daheim)
Die Cardiff Devils sind in Österreich seit ihren vorjährlichen Duellen gegen Red Bull Salzburg ein Begriff. Sie gelten dank kanadischen Besitzern als finanziell stärkstes EIHL-Team, verspielten aber in der letzten Saison in der letzten Runde den Meistertitel (die Playoffs sind nur Zugabe und für den Titel nicht relevant). Allerdings hielt Meister Belfast Giants schon ein CHL-Freilos in Händen, sodass die Devils als zweites EIHL-Team nachrücken durften.
Das Tor hütet weiter Nationalgoalie Ben Bowns, der mit übergroßer Aktivität aber auch zweifelhafte Tore hergibt. In der Defensiv ist Gleason Fournier natürlich der offensive Leader – 71 Punkte in 60 Spielen sind eher Stürmer- denn Defenderstats. Der im Sommer gekommene Sam Jardine ist ein typischer AHL/ECHL-Borderliner, Sean McMonagle schickte im Mai noch das ÖEHV-Team mit seinem Penalty in die B-Gruppe.
Bekanntere Namen finden sich im Angriff: Stephen Dixon und Charles Linglet waren einst durchaus starke SHL- bzw. KHL-Spieler, stehen aber jetzt im Spätherbst ihrer Karriere. Masi Marjamäki sah ich in Chomutov letzte Saison als guten Skater ohne Offensivqualitäten, der Ex-Bozner Matt Pope ist dagegen eher ein Punktemacher. Mit der Verpflichtung von Blair Riley schwächte man Konkurrent Belfast Giants in diesem Sommer erheblich. Mit seinen 33 Jahren passt er in die routinierte Truppe, die gegen Salzburg im Vorjahr aber nicht gerade durch taktische Disziplin glänzte.