Die missliche Lage von John D'Aversa und seinem um mittlerweile um Wochen verzögerten Eintreffen bei seinem neuen Arbeitgeber, den Black Wings Linz, ist je nach Betrachtungslage erheiternd bis deprimierend.
Der Neuzugang, der zuletzt für Dornbirn spielte, ist mit einer Amerikanerin verheiratet, nach einer Abwartephase sollte er in diesem Sommer endlich zu einer US-Green Card kommen.
Als Kanadier hatte er zuvor in den USA selbst bei kleineren Tätigkeiten wie dem Ausrichten von Sommercamps größte Probleme bezüglich einer Arbeitserlaubnis.
So hat er sich das nicht vorgestellt
Laut Auskünften dauert die Ausstellung einer Green Card höchstens vier Tage, der Antragsteller muss aber den Pass selbst abgeben und abholen, der Rest ist Formsache.
D’Aversa reiste also von New Jersey (seine Frau arbeitet auch während der Saison als Rechtsanwältin in New York) zum US-Konsulat nach Montreal und gab seinen Pass und alle Unterlagen ab. Von dort reiste er nach Toronto zu seinen Eltern weiter, im Gepäck hatte er nur seine Eishockeyausrüstung und Kleidung für vier Tage.
Aus den vier Tagen wurden nunmehr bereits knapp sechs Wochen. Die Auskunft aus dem Konsulat: „Ist in Bearbeitung.“ D’Aversa lebt nun in seinem einstigen Kinderzimmer und wartet weiter auf positive Antwort, seine Laune geht an manchen Tagen natürlich gegen den Nullpunkt, vor allem auch, weil er seit Jugendtagen erstmals wieder unter dem Dach seiner Eltern leben muss.
Kein billiges "Vergnügen"
Ein hinzugezogener Anwalt konnte auch nichts ausrichten, bestätigte nur, dass D’Aversas Ansuchen geradezu musterhaft sei. Der Spieler selbst versuchte auch, der Sache im Konsulat selbst auf den Grund zu gehen, wurde aber an der Türe abgeschasselt. Inzwischen liegt natürlich die Frage nahe, wie man die Amtsphrase „In Verstoß geraten“ ins Amerikanische übersetzt.
Neben den Anwaltskosten muss D’Aversa auch für die mehrfach verschobenen Flüge aufkommen. Selbst wenn die Sache für ihn noch gut ausgeht, fällt er sicher um das August-Gehalt um und hat dazu fast die ganze Vorbereitung versäumt. Derzeit geht er mit einigen NHL-Cracks in Toronto aufs Eis, doch das Gelbe vom Ei ist das natürlich auch nicht.
Irgendwann müssen sich auch die Black Wings nach einem Ersatz umsehen, wobei ein Rechtsschütze wie D’Aversa Rob Daum zwar gut ansteht, aber keine Pflicht wäre. Der wiehernde amerikansiche Amtsschimmel beißt also sowohl den Defender als auch die Black Wings gehörig in den Hintern.
Bernd Freimüller