Wow, hat sich dieser Kurztrip nach Salzburg ausgezahlt.
Wenn ich mir vieles vor diesem Rückspiel in der Champions Hockey League vorstellen konnte, zählte ein glasklarer 5:0-Triumph über die Lahti Pelicans wirklich nicht dazu.
Doch als ich rund 30 Minuten vor Spielbeginn den Volksgarten betreten habe, lag bereits eine gewisse Magie in der Luft.
Die Spieler hatten beim Warm-Up ein Lächeln im Gesicht, machten einen lockeren Eindruck. Der Spaß kam in diesen Momenten nicht zu kurz.
Und Lahti? Zugegeben, meine Blicke waren eher auf Österreichs Serienmeister gerichtet. Ein kurzer Schwenk auf die andere Seite musste natürlich sein, da war schon eine gewisse Anspannung spür- und erkennbar.
An dieser Stelle übrigens ein großes Lob an die sechs finnischen Fans, welche die lange Reise in die Mozartstadt auf sich genommen haben.
Ganz so rosig dürften die Zeiten bei den Pelicans aktuell nicht sein. Was man so hörte, dürfte es nicht zum ersten Mal Geldprobleme geben.
Druck, Druck, Druck
Aber zurück zum Spiel. Je näher das erste Bully rückte, desto mehr wurden die Sinne geschärft.
Dann der erste Einwurf, Salzburg gleich im Scheibenbesitz. Nach der ersten Angriffswelle konnten sich die Finnen ebenfalls erstmals offensiv zeigen, zumindest versuchten sie dies.
Salzburg machte es ihnen allerdings verdammt schwer, ein Forward sollte den scheibenführenden Gegner attackieren und stets Druck ausüben, die anderen beiden Angreifer machten die Passwege zu. Dazu stand die Defense sehr hoch.
Es gab Momente, in denen die Red Bulls etwas passiver agierten, Lahti das Spiel kontrolliert aufbauen ließ.
Das Besondere daran: Die Pelicans rollten mit allen fünf Spielern auf gleicher Höhe an. Salzburg versuchte dies zu unterbinden, in dem sich die drei Stürmer auf einer Linie positionierten, eine Reihe dahinter taten es ihnen die Verteidiger gleich – mit Erfolg.
Der "Cowboy" setzte die erste Benchmark
Es dauerte nicht lange, bis Salzburg die erste Benchmark setzte.
Troy Bourke eroberte die Scheibe in der neutralen Zone und bezwang Jasper Patrikainen top-shelf. Ein wunderbarer Treffer, welcher das Selbstvertrauen des "Cowboys" widerspiegelte.
Etwas Erleichterung machte sich breit, nun benötigte Lahti schon zwei Tore für eine Overtime. Doch gerade im Eishockey reichen dafür oft nur wenige Augenblicke.
Umso beruhigender war es zu sehen, dass Salzburg weiter drückte, keinen Zentimeter nachließ und den aggressiven Forecheck stets mit der nötigen Intensität ausführte.
Es folgte die erste Drittelpause, das Fazit unter den Medienkollegen: Passt so!
Salzburg will mehr, kann mehr, tut mehr
Rein in den zweiten Abschnitt, Angriff um Angriff rollt auf das finnische Tor zu. Coach Oliver David musste auf der Bank gar nicht groß eingreifen, seine Cracks korrigierten sich schon selbst, wenn einmal etwas nicht rund lief – was jedoch eh kaum der Fall war.
Auf einmal brandete neuerlich Jubel auf, zwar etwas zögerlich, aber gerechtfertigt. Lucas Thaler schoss Patrikainen von hinter der Torlinie an, der Puck bouncte über die Linie. So ein Schlitzohr!
Nochmal eine Stressfalte weniger auf der Stirn, die jedoch – und diesmal mit einigen Kollegen im Schlepptau – wieder auftauchen sollte. Erst musste Dennis Robertson, dann Benjamin Nissner auf die Strafbank.
Bedeutete: 1:44 Minuten mit zwei Mann weniger am Eis. Außerdem gibt es in der CHL ja die Regel, dass ein Tor nicht gleichbedeutend mit dem Ende des Powerplays ist. Uff.
Sekunde um Sekunde rannte von der Uhr, die PK-Units leisteten einen unglaublichen Job. Plötzlich ein lautes "PING!". Patrik Carlsson zielte zu genau, traf die Stange. Kurz danach durften Robertson und Nissner wieder mitwirken. Die Fans waren außer Rand und Band.
Die Pausensirene ertönte, das Zwischenfazit nach dem Mitteldrittel: Salzburg will mehr, kann mehr und tut mehr.
Die Pelicans machten hingegen den Eindruck, als wäre ihnen mit dem vergebenen PP2 das Genick gebrochen worden.
Kein Gedanke an Schonung
Philipp Krening stellte sicher, dass eine Wiederauferstehung ausgeschlossen war.
Gute Auslösung, mit Schwung in die offensive Zone, Doppelpass mit Andrew Rowe und zack, zappelte der Puck in den Maschen. Der Gesamtstand: 5:1.
Es wäre nur allzu verständlich gewesen, wenn sich beim einen oder anderen der Gedanke eingeschlichen hätte, dass man nun einen Schritt weniger macht, sich nach intensiven Tagen mit vier Spielen binnen kurzer Zeit etwas schont.
Gewissermaßen tat man dies auch, jedoch nicht auf die beschriebene Art und Weise.
Anstatt sich einer späten Druckphase der Finnen auszuliefern, dem Puck konsequent nachlaufen zu müssen, drehte Salzburg den Spieß um, kombinierte in der Offensive munter weiter. Lahti fand überhaupt keine Mittel mehr, die "Eisbullen" aus der eigenen Zone zu halten.
Es machte einfach Spaß, mit welcher Leichtigkeit der Puck durch die eigenen Reihen wanderte, wie viel Spielfreude gezeigt wurde. Die logische Konsequenz: Mario Huber und Peter Schneider schraubten das Ergebnis auf 5:0 hoch. Wahnsinn!
Die Stimmung war naturgemäß gelöst, Oliver David konnte sich im Verlauf des Interviews nach dem Spielende sein Lächeln ebenfalls nicht mehr verkneifen.
Lahti auf einer Streichliste mit großen Namen
Sein Team legte eine ähnliche Sternstunde wie das ÖEHV-Team im vergangenen Mai in Prag hin. Deren Erfolge sind natürlich nochmal ein Stück höher einzuordnen, da noch sensationeller.
Nichtsdestotrotz hat Salzburg das heimische Eishockey auf internationaler Bühne (wieder einmal) würdig vertreten und reichlich Werbung dafür gemacht.
Allzu überraschend ist das gar nicht, würde man nach drei Meistertiteln in Serie sowie den Möglichkeiten, welche die Spieler und der Staff in Salzburg vorfinden, meinen.
Das ist es aber sehr wohl. Salzburg hat binnen kurzer Zeit die amtierenden Meister aus Dänemark (Sönderjyske), Polen (Oswiecim) und allen voran der Schweiz (ZSC) bezwungen, auch der Grunddurchgangs-Zweite aus Schweden (Växjö) musste sich den Red Bulls beugen.
Mit Lahti wurde ein Finalist der letzten beiden Liiga-Jahre überrollt. Nur gegen den schwedischen Meister (Skelleftea) und den tschechischen Regular-Season-Zweiten (Sparta Prag) setzte es knappe Niederlagen.
Das ist nicht selbstverständlich.
Kommt Färjestad ebenfalls hinzu?
Obwohl sich Oliver David seit seiner Ankunft im Sommer 2023 aufgrund seiner Unerfahrenheit als Profi-Cheftrainer immer wieder Kritik gefallen lassen musste, scheint er den ICE-Champion nochmal auf eine neue Ebene gehoben zu haben.
Sein Team ist immer da, wenn es um mehr als nur paar Lorbeeren geht. Das ist ein Stück weit sicher auch der fantastischen Arbeit seines Vorgängers Matt McIlvane zu verdanken. Er hat Red Bull Salzburg das Sieger-Gen eingeimpft.
David gibt es an die nächste Generation an Spielern wie Krening, Vadim Schreiner oder Philipp Wimmer weiter.
Außerdem ist niemand größer als das Team. Star-Allüren? Gibt es nicht. Jeder gibt für jeden sein letztes Hemd, zerreißt sich in solchen Spielen nochmal ein Stück mehr. Das zeichnet die Bullen aus und macht sie zurecht zu einem Top-8-Team Europas.
In dieser Verfassung muss sich Färjestad BK ebenfalls warm anziehen. Eines der stärksten Teams in Europa, der Hauptrunden-Sieger der CHL.
Doch Salzburg hat Bock. Salzburg macht Lust auf mehr. Warum also nicht dem nächsten "Riesen" ein Bein stellen?