Nach vier Jahren in der russischen KHL kehrt Medvescak Zagreb wieder in die EBEL zurück.
Die Gründe sieht Sport-Manager Aaron Fox nicht nur im finanziellen Bereich: "Der Spielplan war für unsere Fans nicht mehr akzeptabel – Spiele am Montag, Mittwoch und Freitag waren einfach zu viel", erklärt der 41-jährige US-Amerikaner im Gespräch mit LAOLA1-Scout Bernd Freimüller.
Das Ziel für die kommende Saison ist klar: "Wir wollen im Kampf um die Playoff-Plätze mitmischen."
Zum EBEL-Auftakt am 8. September gastieren die Bären beim Villacher SV.
Im großen LAOLA1-Interview spricht Fox, der die österreichische Eishockey-Liga als Spieler für den HC Innsbruck, HK Jesenice, die Vienna Capitals und Zagreb kennt, über die schwierige Zeit in und nach der KHL, das neue Team und die bevorstehende Saison:
LAOLA1: Waren die Gründe für die Rückkehr in die EBEL rein finanzielle?
Aaron Fox: Wir sind in den letzten Jahren sicher finanziell bis an unsere Grenzen gegangen, aber es hat dann irgendwann nicht mehr gereicht. Ohne große Unterstützung russischer Sponsoren war es ganz einfach unmöglich, sportlich mitzuhalten und um die Playoffs zu spielen. Unser Budget hat sich Jahr für Jahr zurückentwickelt, mehr gab der kroatische Markt einfach nicht mehr her. Darüber hinaus war der Spielplan für unsere Fans nicht mehr akzeptabel – Spiele am Montag, Mittwoch und Freitag waren einfach zu viel. Ein Spiel pro Woche ist für unseren Anhang das Optimale. Die EBEL ist daher im Vergleich zur KHL für eine Organisation wie Medvescak in vielen Punkten einfacher zu bewältigen.
LAOLA1: Sie mussten gegen Ende der letzten Saisonen einen im europäischen Eishockey einmaligen Abverkauf vornehmen, über ein Dutzend Spieler verließen während des Spielbetriebs den Verein. Ein Versuch der finanziellen Selbstrettung?
Fox: Wir hatten keine Chance auf die Playoffs mehr und unser letzter Spieltag war am 15. Februar, was auch der IIHL-Transferschluss war. Viele unserer Cracks hatten Angebote von guten Organisationen, was wir ihnen natürlich nicht verbauen wollten. Umgekehrt konnten wir uns die Restgehälter sparen…
LAOLA1: Um auf die bevorstehende Saison zu kommen – viele ihrer Neuzugänge des Sommers kamen aus Europa, etwa aus Norwegen, Tschechien, Finnland oder der Slowakei. Passierte das bewusst oder hat sich das aufgrund der Marktlage so ergeben?
Fox: Einige dieser Spieler konnten wir bekommen, weil ihnen Zagreb aus der KHL als Organisation bzw. als Stadt bekannt war. Tomas Netik etwa hat gegen uns in der KHL gespielt, andere wie Tero Koskiranta oder Marko Pöyhönen haben sich bei Landsleuten über uns erkundigt. Bei einem Spieler wie Sondre Olden hoffen wir darauf, dass er unserer Offensive mit seinen Scorerqualitäten weiterhilft. Wir glauben, in Europa gute Qualität gefunden zu haben, neue Spieler aus Nordamerika müssen sich oft erst an das europäische Eishockey gewöhnen. Ich glaube, vom Lifestyle her gehört Zagreb zu den Spitzenorganisationen in der EBEL und wir sind weiterhin ein attraktiver Markt.
LAOLA1: Es gibt einige Agenten, die ihren Klienten gesagt haben: „Wenn du in Zagreb unterschreibst, tust du das auf eigene Gefahr. Ich kann dir nicht garantieren, dass du dein Geld für die ganze Saison bekommst.“ Können Sie diesen Aussagen etwas entgegenhalten?
Fox: Ich kann nur sagen, dass ich ein Budget bekommen habe, in dem ich mich bewegen muss. Bei uns verdient kein Spieler mehr als 40.000 Euro in der Saison. Wir haben sicher kein Topbudget in der Liga, sollten das aber dafür einhalten können. Wir sind finanziell von den Spitzenteams in der EBEL natürlich entfernt, aber nicht in einem Ausmaß, wie wir in der KHL von Teams wie St. Petersburg oder CSKA Moscow entfernt waren. Die EBEL verlangt finanzielle Garantien und die haben wir vollinhaltlich erfüllt.
LAOLA1: Bitte mich zu korrigieren, wenn ich falschliege – aber ihr derzeitiger Kader steht bei 67, 5 Punkten (13 Legionäre und 15, 5 Punkte für die kroatischen Spieler). Wie soll sich das bis Saisonbeginn ausgehen?
Fox: Wir sind mit den Regeln der EBEL natürlich vertraut und werden die 60 Punkte bis Saisonbeginn nicht überschreiten. In den nächsten Tagen könnte es noch einige Änderungen im Kader geben, die auch die Punktezahl beeinflussen werden.
LAOLA1: Coach Cameron Connor wurde erst sehr spät bestätigt – hat die Trainersuche wirklich so lange gedauert?
Fox: Nein, Cameron war von Anfang an unser Wunschkandidat. Er hatte aber eine NHL-Ausstiegsklausel bis 1. Juli, die haben wir abgewartet. Er hat sich dann für einen Job als Headcoach bei uns entschieden.
LAOLA1: Wie sehr haben sie während Ihrer KHL-Zeit die EBEL verfolgt und was sind Ihre Erwartungen für die nächste Saison?
Fox: Ich habe erst in der letzten Saison wieder vermehrt Richtung EBEL geschaut und mir da auch einige Videos angesehen. Ich gehe davon aus, dass Teams wie die Caps, der KAC, Salzburg und die immer starken Linzer auch heuer wieder vorne dabei sein werden. Danach wird es ein heißer Kampf um die Playoff-Plätze, in dem wir natürlich auch mitmischen wollen. Wenn wir genügend Offensive in unserem Kader finden, sollte das auch zu machen sein.