Noch wenige Tage, dann ist die Sommerpause für die EBEL-Teams insofern zu Ende, dass der Trainingsstart ansteht. Einige EBEL-Teams haben ihre Kaderplanungen schon abgeschlossen, andere haben noch Lücken zu füllen.
Trotzdem ist es an der Zeit, schon ein erstes Fazit über die sommerlichen Transferaktivitäten zu ziehen – und abzustecken, wo noch mögliche Lücken offen liegen.
LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick auf die Geschehnisse bei den EBEL-Vereinen:
Die Vienna Capitals legten es von Anfang an darauf an, das Meister-Team zusammenzuhalten. Nachdem auch Spieler wie Liga-MVP Riley Holzapfel oder Jerry Pollastrone einsehen mussten, dass der Markt nicht das hergab, was sie sich vorstellten, gelang das auch. Bezeichnend für die Marschroute von Coach Serge Aubin, der die Richtung im Verein vorgibt: Mit Collin Bowman und Kapitän Jonathan Ferland wurden die schwächsten Eisläufer aussortiert, das Team soll also noch dynamischer werden.
Wie die Caps setzt auch Finalgegner KAC auf vier Legionärsverteidiger, Teamspieler Christoph Duller wird nicht mehr als die Rolle des siebten Defenders zugetraut. Zuzüge wie die einstigen DEL-Spitzenleute Richie Regehr und Julian Talbot deuten darauf hin, dass es von den Mitteln her wieder nach oben ging. Der neue Coach Steve Walker kam, als der Kader schon fast fix war. Der dritte Legionärszugang, Jon Rheault, bringt nach einer Saison mit Off-Ice-Issues und einer Rückenverletzung die größten Fragezeichen mit…
Red Bull Salzburg steht im Sommer so da, wie am Ende der letzten Saison – mit Verletzungen. John Hughes (Handbruch) und Raphael Herburger (Rückenoperation) fallen wohl über den Saisonbeginn hinaus aus. Mit Mario Huber kam eines der größten österreichischen Nachwuchstalente dazu, auf den Legionärspositionen war etwas mehr defensive Stabilität angesagt: Die beiden Defender Julien Brouillette und Matt Generous sollen Free-Wheeler wie Dominique Heinrich und Matthias Trattnig absichern. Angreifer Alex Aleardi dagegen verspricht Abschlussqualitäten.
Wie immer drehte der HC Bozen sein Team im Sommer völlig um. Überraschend kam aber die Trainer-Rochade von Tom Pokel auf den ziemlich unerfahrenen Pat Curcio – er könnte bei einem Fehlstart bald zum Wackelkandidaten werden. Interessantester Name am Spielermarkt: Mike Angelidis – der AHL-Haudegen soll ähnliche Leaderqualitäten einbringen, wie Trent Whitfield beim Titelgewinn vor fünf Jahren. Noch ist das Team nicht vollzählig, Sportdirektor Dieter Knoll sind weitere interessante Namen zuzutrauen – mit Innsbrucks Topscorer Austin Smith kam gerade eben erst ein solcher.
Nach sechs Jahren mit Rob Daum gehen die Black Wings Linz mit Troy Ward in eine neue Coaching-Ära. Bei den beiden offenen Centerpositonen teilte er die Zwei-Weg-Fähigkeiten paritätisch auf: Corey Locke soll der Playmaker und Powerplay-Spezialist, Jake Dowell dagegen der physisch starke Leader mit Defensivqualitäten werden. Manager Christian Perthaler hebt sich vier Kaderpunkte noch auf, bis Ward sein Team erstmals am Eis sieht…
Die Graz99ers hatten ihr Team so früh beisammen wie noch nie: Coach Doug Mason durfte sich die Legionäre – er presste einen mehr als in der Vorsaison heraus – nach eigenem Gutdünken aussuchen. Mit Hannu Toivonen kam ein Routinier fürs Tor, der wie Vorgänger Sebastian Dahm für wenig Gegentore sorgen soll und muss. Offensiv wirft der Kader nämlich Fragezeichen auf: Wer bringt sich neben Robin Weihager offensiv von der blauen Linie ein und wer unterstützt Oliver Setzinger beim Scoren? Immerhin war Neuverpflichtung Brock Higgs ein Schlüsselspieler beim Titelgewinn von Banska Bystrica in der Slowakei…
Der HC Innsbruck konnte das Grundgerüst seiner Vorjahrestruppe zusammenhalten. Stützen wie Mario Lamoureux, der zu hohe Forderungen stellte und inzwischen bei Frisk Asker in Norwegen untergekommen ist, und Austin Smith (Bozen) haben den Klub verlassen. Mit Jesse Mychan und Mitch Wahl kamen zwei interessante Legionäre nach Tirol. Allerdings: Die Defensive ist waffeldünn aufgestellt, hier würde eine Ausländer-Rotation noch in der Vorbereitung nicht überraschen…
Der HC Znojmo krempelte sein Team komplett um und näherte sich wieder seiner EBEL-Anfangsphilosophie an. Von acht Legionären schaltete man auf drei zurück (davon zwei Slowaken) – einzig Goalgetter Colton Yellow Horn überlebte das Großreinemachen des Sommers. Von 58 Kaderpunkten stürzte man auch auf 41 ab – ob das aber auch mehr Punkte in der Tabelle garantiert? Unter den neuen Einheimischen sucht man große Namen vergebens, vor allem in der Offensive ist Hoffen angesagt. Kann jemand in die Fußstapfen von Libor Sulak treten, der sein Engagement in Znojmo zu einem NHL-Vertrag in Detroit nutzte?
Das krasse Gegenstück zu Znojmo stellt Fehervar AV19 dar. Mit Andrew Sarauer, Istvan Sofron, Janos Vas, Chris Bodo und Brance Orban gingen die besten Einheimischen von Bord. Ersatz wurde im Ausland gesucht, insgesamt stehen zehn Legionäre im Kader der Ungarn, die meisten davon allerdings mit überschaubarer Qualität. Coach Benoit Laporte, der schon die letzte Saison hinter Ljubljana beendete, muss von Beginn an liefern, um nicht ein weiteres Traineropfer in Szekesfehervar zu werden.
Der VSV wurde nach einer völlig verkorksten Saison seinen Ankündigungen treu. Manager Giuseppe Mion, der im Verein wieder das Ruder an sich gerissen hat, kündigte eine körperlich stärkere Truppe an. Mit Defender Dave Shields sowie den Angreifern Kyle Beach, Rob Flick und Andrew Sarauer kamen auch die angekündigten "Apparate". Angreifer Jordan Hickmott vom slowakischen Titelträger Banska Bystrica verspricht auch Torpräsenz. Allerdings: Es scheint an Spielern mit sanften Händen zu fehlen. Noch steht allerdings ein Nachfolger für den schussstarken Defender Sam Labrecque aus…
Beim Dornbirner EC steht man turnusgemäß wieder vor einem Aufschwung, folgt dort doch stets eine gute Saison einer schwachen. Neben diesem Stückchen EBEL-Historie gibt auch der bisherige Kader Anlass zur Hoffnung - mit den Defendern Jerome Leduc, Sean McMonagle und Bozens Goalgetter Brodie Reid kamen einige interessante Spieler ins Ländle. Interessant und kurios, dass der flatterhafte Goalie Florian Hardy ausgerechnet durch einen französischen Landsmann (Ronan Quemener) ersetzt wurde. Sollte Manager Alex Kutzer für die letzten drei Stürmerpositionen noch eine Scorerlinie finden können, besteht wirklich Anlass zum Optimismus.
Willkommen zurück, Medvescak Zagreb! Die Kroaten ersetzen die bankrotten Laibacher, versprechen aber ihrerseits auch nicht gerade finanzielle Stabilität. Einige Agenten legen gegenüber ihren Klienten nicht die Hand dafür ins Feuer, dass die Zahlungen für die ganze Saison gesichert wären. Manager Aaron Fox überraschte jedenfalls mit seiner Einkaufspolitik, setzte bei den Legionären vor allem auf die europäische Schiene. Hier reicht das Spektrum vom tschechischen Altstar Tomas Netik bis zum norwegischen Offensiv-Freelancer Sondre Olden. Noch sind einige Löcher im Kader zu füllen, darunter die des Einsergoalies. Mit dem finnischen Defenderroutinier Harri Tikkanen (fast 1000 Liiga-Spiele) dürfte noch ein interessanter Name kommen…