Teil eins im EBEL-Grunddurchgang ist absolviert. Auf die Vereine wartet in den kommenden Wochen die spielintensive Phase vor und während der Weihnachtsfeiertage.
Graz lacht von der Tabellen-Spitze, der KAC beeindruckt, Villach bildet das Schlusslicht. Der eine oder andere Verein hat nach dem ersten Abschnitt der Punktejagd bereits eine ordentliche Achterbahnfahrt hinter sich.
Welche Cracks haben sich bis dato positiv oder auch negativ abgesetzt? Hot or Not? Wer nach 22 Runden zu überzeugen weiß:
Graz 99ers
Beim Sensations-Tabellenführer läuft es wie geschmiert – kaum Verletzungen, vom Goalie bis zur vierten Sturmlinie konstante Leistungen. Auch die jährliche November-Despression ist bis jetzt kein Thema…
Wer mir gefällt: Matt Caito ist der Prototyp eines modernen Defenders – er kann das Spiel schnell nach vorne verlagern, findet freie Räume, verfügt über einen knallharten Schuss und ist sehr gut zu Fuß. Auch im Zweikampf zeigt er sich erstaunlich widerstandsfähig. Flügel Ty Loney hat irrsinnig gute Hände im Verkehr, kann die Scheibe auf engstem Raum behaupten und ohne Ansatz treffen.
Noch Luft nach oben: Dwight King hat mit seiner großen Wasserverdrängung und guten Pässen sicher auch Anteil am Erfolgsrun, aber ihn würde man ohne Vorwissen sicher nicht als zweifachen Stanley-Cup-Sieger herausheben. Ein Tor in 22 Spielen geht nur aufgrund des Erfolgslaufs durch…
KAC
Vielleicht derzeit das Team, das am ehesten schon im Playoff-Modus agiert – die Team-Defensive lässt nicht viel zu, die Goalies agieren souverän und die zeitweilige Torflaute ist einigermaßen behoben.
Wer mir gefällt: Defender Adam Comrie ist genau die Art von Defender, die jedes Team sucht. Körperlich stark, beweglich und vor allem mit einem harten Schuss ausgestattet. Kein Wunder, dass er mit viel Eiszeit ausgestattet ist. Dass Nick Petersen zu einer offensiven Spitzenkraft in der EBEL wurde, war zu erwarten.
Noch Luft nach oben: Thomas Hundertpfund bekam vor der Saison eine Top-6-Rolle in den Schoß gelegt, machte bis jetzt aber wenig daraus und fand sich zuletzt sogar auf der von ihm wenig geliebten Flügelposition wieder. Kann er wie in der Vergangenheit den Schalter noch umlegen?
HCB Südtirol
Ein starker Beginn in der Champions League und in der EBEL, zuletzt dagegen etwas den Faden verloren: Die Bozner gehören aber seit Saisonbeginn stets zur Spitzengruppe.
Wer mir gefällt: Bis vor kurzem uneingeschränkt Mike Blunden, der Liga-MVP-Potential aufwies: Ein Bär um das Tor herum, wenn in Fahrt nicht zu stoppen und immens torgefährlich. Doch halten seine Beine über die ganze Saison durch? Auch seine Linienkollegen Brett Findlay (smarter Playmaker) und Daniel Catenacci (schnell, guter Schuß) dominierten bis vor kurzem.
Noch Luft nach oben: Die Bozner leisten sich zwei Defensiv-Stürmer hinter Findlay. Davon ist Matti Kuparinen klar hinter Andrew Crescenzi anzusiedeln. Beide sind keine Speedster, aber Kuparinen hat auch noch schwächere Beinarbeit und weniger Reichweite anzubieten.
spusu Vienna Capitals
Gestern noch auf hohen Rossen – auf einen starken Beginn folgte ein (noch anhaltender) langer Durchhänger, der Riesenvorsprung ist perdu. Mehrere Verletzungen halfen hier natürlich auch nicht...
Wer mir gefällt: Ohne der Linie mit Chris DeSousa, Benjamin Nissner und Peter Schneider sähe es noch viel schlimmer aus, vor allem Schneider (offensiv über die Liga zu stellen) drehte so manche Partie noch um. Und wenn Goalie J-P Lamoureux einmal schwächelt so wie vor der Pause, ist an einen Sieg ohnehin kaum zu denken, er muss daher bis zum Umfallen spielen, bis ein neuer Backup kommt.
Noch Luft nach oben: Der desolate Defender Kurt Davis ist schon Geschichte, Jamie Arniel gehört derzeit zu den Verletzten. Doch er kam auch zuvor nie so recht in Wien an, von einem Go-To-Center in Dornbirn wurde zu einem Flügel, der nur selten Offensive kreieren konnte.
Red Bull Salzburg
Vor allem zu Saisonbeginn und nach der Länderspielpause brauchten die Roten Bullen immer eine Anlaufzeit, danach rollt dann die Offensive. Die Stärken und Schwächen sind die gleichen wie in der Vorsaison: Torschießen ist kein Problem, das Torverhindern dagegen umso mehr.
Wer mir gefällt: Dominique Heinrich erinnert endlich wieder an den Spieler, der er vor seinem Schweden-Abenteuer war. Es hilft natürlich auch, dass er meist an der Seite des sehr starken Brent Regner agieren darf. Nach einer Anlaufzeit wurde Flügel Dustin Gazley stärker und stärker, nutzt seinen Speed nun auch für den direkten Weg zum Tor aus.
Noch Luft nach oben: Während 1B-Goalie Lukas Herzog die Erwartungen erfüllte, wirft Steve Michalek die Frage auf, ob er wirklich ein Schlussmann ist, der ein Team zum Meister machen kann. Verdammt viele Pucks kullern durch seinen Körper hindurch.
Black Wings Linz
Eine äußerst unruhige Saison, in der Coach Troy Ward schon öfters um seine Job bangen musste. Doch zuletzt stimmte die Richtung wieder (sieben Siege in zehn Spielen) und die Black Wings nehmen Fahrt Richtung Top-6-Platz auf.
Wer mir gefällt: Kaum jemand lieferte bis jetzt eine konstant gute Saison ab, aber Brian Lebler dürfte wieder einmal als klar bester Goalgetter dastehen. Er ist einer der wenigen Dosenöffner in engen Spielen. Nachverpflichtung Michael Davies bringt auch Offensive mit, findet sich aber mit zwei weiteren Playmakern (Corey Locke und Dragan Umicevic) in einer Linie wieder.
Noch Luft nach oben: Umicevic, Kevin Kapstad, Troy Rutkowski – viele neue Legionäre blieben hinter den Erwartungen. Und Österreicher wie Daniel Woger oder Marco Brucker dürften sich ihr Engagement in Linz auch anders vorgestellt haben.
Innsbrucker Haie
Die Haie sind wie immer ein Drahtseilakt – kein Vorsprung ist zu groß, um entweder aufgeholt oder verspielt zu werden. Doch vor allem die Niederlagen zu Saisonbeginn könnten heuer einen Top-6-Platz kosten.
Wer mir gefällt: Andrew Yogan ragt unter den Highscorern wie Andrew Clark und John Lammers noch einmal heraus, er kann aus fast jeder Situation scoren und verfügt über seidenweiche Hände.
Noch Luft nach oben: Mit Matt Climie, Janne Juvonen, Rene Swette und Luka Gracnar verbrauchten die Haie bereits vier Goalies, überzeugen konnte keiner. Doch hinter einer Truppe - die Defensivarbeit oft nur als Wahlfach betrachtet - ist diese Position auch keine einfache. Defender Nick Ross beweist, warum er trotz konstanter Punkteproduktion nie den Sprung in eine europäische Qualitätsliga schaffte.
Orli Znojmo
Nach einem katastrophalen Saisonbeginn erfingen sich die Adler zuletzt etwas, könnten sogar einige Bonuspunkte für die Qualifikations-Runde eincashen. Ein Top-6-Platz ist aber außer Reichweite.
Wer mit gefällt: Marek Kalus und (vor seiner Verletzung) Petr Mrazek brachten ihre Reichweite um das Tor herum gut ein.
Noch Luft nach oben: Defender Patrick McEachen musste zu Recht gehen, er wies nur AlpsHL-Format auf. Was wurde über die Jahre nur aus David Bartos? Seine Offensive verschwand völlig, er ist mittlerweile ein reiner Rollenspieler.
Dornbirner EC
Zuletzt war bei zwei Heimsiegen wieder etwas Pulsschlag spürbar, doch lange Niederlagen-Serien (einmal neun, dann fünf) kosteten wohl schon vorzeitig jede Chance auf die Top-6.
Wer mir gefällt: Brock Trotter agiert zwar in seiner Defensivarbeit oft lotterhaft, seine Offensiv-Qualitäten sind aber unbestritten. Er führt die interne Scorerliste an, obwohl er weit weniger Spiele bestritt. Das sagt einiges über seine Mitspieler, aber auch vieles über seine guten Hände und Übersicht aus.
Noch Luft nach oben: Bei 14 Legionären und dem neunten Tabellenplatz gibt es natürlich viele Kandidaten in dieser Kategorie. So agiert Michael Parks trotz seiner Punkte und seines Speeds sehr oft mit Scheuklappen und produziert viele Turnovers. Und mit Olivier Magnan, Reid McNeill und Juuso Pulli sind drei reine Legionärs-Defensiv-Defender wohl mindestens einer zu viel, vor allem Pulli agiert geistig oft sehr langsam.
Fehervar AV19
Zuhause meist gefährlich, auswärts dagegen eher selten: Fehervar pendelte sich von Anfang an in den unteren Tabellen-Regionen ein, was auch ihr logisches Habitat ist. Immerhin fehlten bis jetzt die üblichen Trainer- und Spieler-Rochaden…
Wer mir gefällt: Janos Hari ist einer der begabtesten Offensiv-Produzenten der Liga. Defender Bence Stipsicz wird immer mehr zu einem "Rushing D", der nun auch produziert. Goalie Mac Carruth muss sich in jedem Spiel dem Puckhagel stellen, sein Arbeitspensum macht im Vergleich J-P Lamoureux zu einem Teilzeit-Arbeiter. Doch Carruth zeigte sich heuer vor allem auf seiner Blocker-Seite verwundbar.
Noch Luft nach oben: Ryan Glenn fiel bisher wirklich über die sprichwörtliche Klippe, kann seine 38 Jahre nicht mehr verleugnen. Aber auch die anderen älteren Semester wie Arttu Luttinen, Tero Koskiranta und Harri Tikkanen rangen zuletzt schon um Luft - wie soll das erst in der spielintensiven Weihnachtszeit werden?
Medvescak Zagreb
Kein anderes Team wurde so vom Verletzungsteufel geplagt – zuletzt fehlten mit Sondre Olden, Mikko Lehtonen, Kyle Hardy, Mario Puskarich und Jordan Samuels-Thomas gleich fünf Spitzenkräfte. Hardy und Lehtonen absolvierten überhaupt nur ein Saisonspiel und das in einer ohnehin offensiv limitierten Truppe.
Wer mir gefällt: Defender Yann Sauve versucht den Laden wenigstens einigermaßen zusammenzuhalten, agiert körperbetont und seine Beinarbeit ist überdurchschnittlich.
Noch Luft nach oben: Vor allem einige einheimische Kräfte (Simsic, Puzic, Ficur) weisen kaum EBEL-Niveau auf, müssen aber Woche für Woche ran. Von Greg Mauldin war aber sicher mehr zu erwarten, seine Speed ist nicht mehr der Faktor, der er einmal war, und ohne Unterstützung ist er auch kein großer Offensivbringer.
Villacher SV
Es fehlt im Kader sowohl an Quantität als auch an Qualität, nicht aber am Bemühen. Das resultiert in vielen knappen Niederlagen. Bis zur Qualifikations-Runde dauert es aber noch lange, selbst Bonuspunkte für diese scheinen außer Reichweite.
Wer mir gefällt: Felix Maxa konnte sich zuletzt auch mit einigen Tore für stabile Leistungen belohnen – er ist einer der wenigen jungen österreichischen Center mit Größe. Von den Legionären erfüllten vor allem Jamie Fraser und Jerry Pollastrone die Erwartungen, viel Eiszeit führt natürlich aber auch zu einigen Fehlern (Fraser).
Noch Luft nach oben: Blaine Down dürfte ganz einfach zu spät in unsere Liga gekommen sein – er hat seine Beine verloren und kann sich so kaum Freiräume verschaffen.