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Daran haperte es beim HC Innsbruck

Dünner Kader, schwache Legionäre und mehr: Darum ist die EBEL-Saison des HCI zu Ende.

Daran haperte es beim HC Innsbruck Foto: © GEPA

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Zehnter nach dem EBEL-Grunddurchgang, in der Qualifikations-Runde hinter den Black Wings Linz und dem HC Znojmo zurück und somit vorzeitig im Urlaub: Der HC Innsbruck hat in jüngerer Vergangenheit schon bessere Saisonen erlebt, als es 2018/19 wieder der Fall war.

Die Haie sind nicht gerade Playoff-Stammgast, Hoffnungen auf eine Teilnahme waren aber da. Nach zwei Jahren, in denen die Tiroler an der finalen Phase teilnehmen durften, ist nun wieder Mitte März Urlaub angesagt.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller fasst die Gründe, die zum vorzeitigen Aus geführt haben, zusammen:

Woran fehlte es?

Nach inferioren EBEL-Anfangsjahren mit vorwiegend untauglichem Personal (in- und ausländisch) brachte Rob Pallin in den letzten Jahren wieder Respektabilität in die Organisation. Für Playoff-Einzüge wie in zwei Saisonen musste vieles aufgehen, was heuer eben ausblieb, nämlich:

Verletzungen:

Die Haie wurden zwar nicht von einer Verletzungsserie wie Dornbirn geplagt, aber so ungeschoren wie zuvor kamen sie auch nicht davon. Im wie immer waffeldünnen Kader fallen selbst kurzfristige Ausfälle ebenso ins Gewicht, wie wenn sich Cracks wie Michael Boivin über Wochen angeschlagen durchschleppen müssen. Innsbruck ist seit Jahren – egal, wie der Trainer hieß – ein Drei-und-ein-paar-Zerquetschte-Linien-Team, bei dem schon ein oder zwei Ausfälle Riesenlöcher kreieren.

Schwächere Legionäre:

Bei den Playoff-Einzügen hatte Pallin durchgehend drei starke Scorer-Linien, die zumindest die Gegner im schwächeren Liga-Segment outscoren konnten. Davon war man heuer weit entfernt, mehr als zwei gute Linien fanden sich nur selten. Mario Lamoureux wirkte trotz guter Scorerzahlen ab und zu abwesend, Alex Lavoie war nicht so schlecht, wie ihn Palin machte, als Spielertyp (talentiert, aber langsam und ohne Physis) allerdings nicht das, was die Haie brauchten. Levko Koper ist ein reiner Ergänzungsspieler, aber weder ein Scorer noch ein Angstmacher – andere Teams brauchen für so eine Rolle keinen Legionär. In der Defensive war Lubomir Stach ein Schatten von einst – das macht drei bis vier Legionärs-Positionen, die nicht optimal besetzt waren. Die Nachverpflichtungen Tomas Kudelka und Tomas Netik halfen dann auch nicht mehr entscheidend weiter.

Bei 13 Legionären kann nicht alles aufgehen, nur: Aufgrund des kleinen und schwachen Österreicher-Kerns (wer außer Philipp Lindner und Daniel Wachter würde anderen Teams weiterhelfen?) wirken sich Fehlgriffe hier fataler aus, als bei anderen Teams. Mit Ersatzgoalie Rene Swette und Defender Florian Pedevilla verfügte Innsbruck nur über zwei Punktespieler, deren kombinierte 4,5 Punkte verhinderten aber im Gegensatz zu Dornbirn das Engagement eines 14. Legionärs.

Apropos Fehlgriffe: Wo zwei Jahre zumindest nach außen alles ruhig war, kam es heuer zu internen Reibungsverlusten. Sportmanager Norbert Ried machte jetzt auch wieder Günther Hanschitz Platz, nur: Der Erfolg hat immer viele Väter, der Misserfolg wird oft zur Waise. Pallin wiederum muss sich fragen, ob er nach den zwei Playoff-Einzügen nicht den rechtzeitigen Absprung verpasst hat...

Goalie-Leistungen:

In Innsbruck Goalie zu sein, ist seit jeher kein leichter Job, zu viele Cracks (Andrew Clark, Andrew Yogan, John Lammers, Nick Ross, Michael Boivin) agieren nach dem Motto "Safety last". Dass Matt Climie nicht die Lösung sein konnte, war jedem klar, aus dem übervollen Torhütermarkt im Sommer ihn herauszufiltern, war kein Ruhmesblatt für Pallin. Sein Nachfolger Janne Juvonen wäre dann schon eher eine Lösung gewesen, er konnte aber nicht rechtzeitig festgezurrt werden. Dazwischen und danach bewies Swette wie schon seit Jahren mangelnde Konstanz, Goalie Nummer vier, Luka Gracnar, gab nach einer guten Phase unglaubliche viele flache Tore aus seitlichen Positionen her.

Patrick Nechvatal, Climie, Gracnar – Fehlgriffe, die nicht nur im Nachhinein leicht auszumachen waren. Pallin dürfte sich bei der Auswahl von Feldspielern leichter tun, vielleicht sollte er die Auswahl des neuen Schlussmannes (ein AHL/ECHL-Borderliner?) Leuten vom (Goalie-)Fach überlassen.

Konsequenzen:

Tyler Spurgeon, Ondrej Sedivy, Boivin, Lammers und wohl auch Sacha Guimond und Nick Ross werden bleiben – sie würden schon mehr als die Hälfte des Legionärs-Kontingents belegen. Doch Innsbruck wird von der Ausländer-Reduzierung auf elf so hart betroffen sein wie kein anderes Team der Liga, der eigene Nachwuchs geht als großes Talente-Reservoir kaum durch. Mit Daniel Wachter, der bleibt, landeten die Haie im letzten Sommer einen Volltreffer auf dem Österreicher-Markt, der heuer noch intensiver bearbeitet werden müsste als vor einem Jahr. Schon die (mindestens) zwei zusätzlich benötigten Qualitäts-Österreicher werden nicht leicht zu finden sein, ein eventueller Lindner-Abgang würde die Misere nur vergrößern. Und da sprechen wir ja nur von einer Kader-Erhaltung, keineswegs einer Erweiterung. Auch am Ausländermarkt dürften die (reduzierten) Mittel keine großen Sprünge zulassen.

Fazit: Ein großes Heulen und Zähneknirschen blieb aus, zu Recht: Playoff-Einzüge sollten in Innsbruck eher als Ausnahme denn als Regel gelten. Doch nicht nur aufgrund der neuen Bestimmungen droht vor allem ohne inländische Qualitäts-Zugänge ein Rückfall in die Zeiten zum Liga-Einstieg...

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