Der Countdown zur EBEL-Saison 2018/19 läuft.
Alles neu beim VSV - nach schwerwiegenden Umwälzungen in Management und Vorstand wollen die Villacher Adler sportlich langsam wieder in die Spur finden. Vereins-Ikone Gerhard Unterluggauer wurde das sportliche Zepter in die Hand gedrückt. "Jugend forscht", gemischt mit einer vertretbaren Anzahl an Legionären stellt ein in der EBEL eigenwilliges Konzept dar, wird es auch endlich wieder von mehr Erfolg geprägt sein?
Bernd Freimüller wirft in seiner Saison-Vorschau einen Blick auf den VSV:
TOP! - Das sollte klappen:
Vereins-Ikone Gerhard Unterluggauer ist zurück – nicht mehr als Spieler, sondern als Coach und Sportdirektor.
Nicht ganz klar, warum diese Doppelfunktion so herausgestrichen wurde, sind doch in der EBEL meist die Coaches für die Personalpolitik zuständig. Aber Unterluggauers Machtfülle ist unumstritten groß und er gilt auch in der Stadt als gut vernetzt. Die Zeiten, als man sich fragen musste, wer eigentlich für die Spielerauswahl zuständig war, sind vorbei. Alles liegt in einer Hand, Reibungsverluste sollten reduziert werden und die internen Grabenkämpfe der letzten Jahre unter einem neuen Vorstand zumindest zu Beginn ausbleiben.
Aus Heilbronn bekannt und in der Vorbereitung schon zu sehen: Unterluggauer legt großen Wert auf einen aggressiven Forecheck – meist ein Grundstein zum Erfolg in der EBEL, so die Spieler dies auch umsetzen können.
Eigenbau-Spieler wie Christof Kromp (nach zweijähriger Stagnation) und Benjamin Lanzinger werden sicher nicht über einen Mangel an Vertrauen klagen dürfen. In Heilbronn schwärmten die jungen Spieler vom Vertrauen, das Unterluggauer in sie setzte.
Mit Jamie Fraser kam ein Klasseverteidiger, der schon jetzt in der Caps-Defensive ein Riesenloch hinterlässt. Jerry Pollastrone und MacGregor Sharp (wenn auch mit limitiertem Speed) sind normalerweise auch sichere Ligawerte. Matt Pelech wird zwar einige dumme Strafen nehmen, dem Team aber auch einiges Rückgrat einflößen. Und Bernd Wolf halte ich ohnehin für einen der wenigen österreichischen Qualitätsdefender, die jedem EBEL-Team gut zu Gesicht stünden.
SCHAU MA MAL - Das kann in beide Richtungen gehen:
Die Stimmung in Villach ist hoffnungsvoll, "Lugge" gilt als Zugpferd und hat einen großen Vertrauensbonus bei Fans und Medien. Aber bei allen Appellen um Geduld – nach zwei Jahren ohne Playoffs sollte der Saisonstart nicht in die Hose gehen.
Blaine Down war über Jahre in der DEL hochangesehen, ein Skilled Player, der sich auch gegen größere Gegner behauptete. Aber wieviel Benzin ist beim 36-Jährigen noch im Tank?
Zu Goalie Dan Bakala sagte mir fast jede DEL-Quelle das gleiche: "Ja, war eh gut." Zwischen "eh gut" und "herausragend" – was für den VSV ein Muss ist – gibt es aber noch einige Grauschattierungen. Ich traue Bakala - ein athletischer Reflexgoalie mit schnellen und kräftigen Beinen – auch in der EBEL eine gute Rolle zu. Aber kann er die Adler alleine zu Siegen hexen?
ACHTUNG! Problem-Potenzial:
Selbst bei Vollbestand sind die Rippen im Kaderskelett sichtbar – sieben Defender und zwölf Stürmer (oder sechs und 13, je nachdem, wo Nico Brunner aufläuft) sind halt schon sehr auf Kante geschnitten. Bei Verletzungen sind die Adler noch verwundbarer als andere Mitstreiter der zweiten Tabellenhälfte.
Die Selbstbeschränkung auf neun Legionäre (neckisch meist als 8&1 bezeichnet) ehrt die Adler, ist aber natürlich auch finanziell bedingt. Die Personaldecke wird dadurch noch dünner, als sie eh schon ist...
Von Haus stehen nur drei Center im Kader, davon der junge Felix Maxa und der umgeschulte Niki Petrik. Nicht nur bei einem Ausfall von entweder Sharp oder Corey Trivino (dessen Off-Ice Issues in die Vergangenheit gehören sollten) ist hier schnell Land unter...
DIE PROGNOSE:
Der Sympathiepreis der Liga gehört vor Saisonbeginn schon einmal dem VSV. Ein einheimischer Coach, mit neun Legionären eine vertretbare Anzahl, dazu Eiszeit für Eigengewächse (Kromp, Lanzinger und Thomas Winkler) und anderswo nicht gebrauchte Jungcracks (Wolf, Maxa, Alexander Lahoda). Aber in der Qualification Round muss schon vieles zusammenpassen, damit das für einen Playoff-Platz reicht.