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LAOLA1-Scout analysiert den Test-Auftakt

LAOLA1-Scout analysiert die ersten Spiele von Linz, Graz, KAC und Znojmo:

LAOLA1-Scout analysiert den Test-Auftakt Foto: © GEPA

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Der Puck flitzt wieder für die EBEL-Teams.

Bis auf Medvesack Zagreb, die am 23.08. mit einem ligainternen Testspiel gegen den VSV starten, haben alle anderen elf Vereine bereits mindestens ein Vorbereitungsmatch in den Beinen.

Manche Teams, wie beispielsweise die Graz99ers und der KAC, begannen gar gleich mit einem Turnier.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick auf dieses Event in Zvolen. Außerdem nimmt er die Tests von Znojmo und den Black Wings Linz unter die Lupe:

Znojmo: Top-Reihen voller Legionäre

Die Adler aus Znojmo – immer der Frühstarter der Liga - begannen ihre Testphase heuer sehr spät. Grund dafür: In der Nevoga-Arena wurde das Eis neu aufgetragen, die Vorbereitung muss im eine Stunde entfernten Telc stattfinden.

Der 1:3-Test beim Extraliga-Meister Kometa Brno am letzten Dienstag zeigte dann schon, dass Coach Miroslav Fryer sehr auf seine sechs neuen Legionäre setzt, die allesamt in den ersten beiden Blöcken aufliefen. Flügel Anthony Luciani hat sicher Offensivqualitäten, verpackt in einem Raffi-Rotter-ähnlichen Körperbau.

Center Allan McPherson zeigte gute Passqualitäten. Der aus Deutschland gekommene C. J. Stretch bringt ebenfalls gute Hände mit – aber reicht seine Beinarbeit für die EBEL? Von den Defendern wird der Finne Patrik Parkkonen die Hauptlast der Offensive schultern müssen, sein Antritt ist jedenfalls sehr gut.

Fragezeichen hinter 99ers-Goalie

Von Brünn nach Zvolen: In dieser mittelslowakischen Stadt stiegen Graz und der KAC in einem interessanten Turnier in die Testphase ein. Mit Meister Banska Bystrica, Kosice und dem Gastgeber spielten neben dem polnischen Meister Tychy drei slowakische Spitzenteams mit. Resultatsmäßig schlug sich Graz (drei(vier Punkte) besser als der KAC, der alle drei Spiele klar verlor.

Doch weit interessanter die ersten Einzeleindrücke aus den ersten beiden Turniertagen: Der neue Grazer Goalie Robin Rahm wirkte zu Beginn etwas nervös, steigerte sich aber dann. Ein Upgrade zu Hannu Toivonen wäre natürlich schon jeder Goalie, der den Weg in die Halle findet. Etwas Sorgen bei Rahm machte mir allerdings sein Puck Tracking, ab und zu verlor er die Scheibe längere Zeit aus den Augen. Ebenfalls noch ein Fragezeichen seine „Lateral Mobility“.

Der 99ers-Kader ist sehr auf Kante geschnitten, sechs ligaerfahrene Defender und 13 Stürmer lassen kaum Platz für Verletzungen. In der Verteidigung zeigte Matt Caito gute Übersicht und Beine, im Gegensatz zu Robin Jacobsson hat er aber physische Defizite. Überraschend – und dann aufgrund des letzten Jahres auch wieder nicht -, dass gerade Robin Weihager als einziger Defender keine PP-Zeit bekam.

Yellow Horn als Center im Einsatz

Die schnittigste Grazer Offensivwaffe in Zvolen war die Linie Hamilton-Yellow Horn-Loney. Curtis Hamilton war für mich der beste Zugang, groß, schnelle Entscheidungen unter Druck und mit sehr guter Torpräsenz. Loney präsentierte sich so wie mir aus Bakersfield beschrieben: Sehr bemüht, gute Hände im Verkehr kombiniert mit guter Größe, die Beine weniger gut.

Colton Yellow Horn in seiner neuen "Wäsch"
Foto: © GEPA

Colton Yellow Horn wirkt regelrecht erschlankt, fast wie ein Röntgenbild seiner selbst. Ob das mit ihm als Center aber gut geht? In der Offensive sicher, aber vertraut Coach Doug Mason ihn wirklich im eigenen Drittel in den Defensivzweikämpfen? Der Kader gibt aber mit Travis Oleksuk (sehr verlässlich) und Matt Garbowsky (beweglich und aktiv, aber noch mit wenig Torgefahr) nur zwei Qualitätscenter her.

Und Königstransfer Dwight King? Wie erwartet körperlich stark, mit Präsenz an der Bande und ums Tor herum, dazu auch mit einem Fight gegen Kosice-Defender Martin Dudas, den er aber nach Punkten eher verlor. Die Kernfrage: Wird er sich von seinen Gegenspielern speedmäßig absetzen können?

Mit dem deutsch-österreichischen Doppelstaatsbürger Dominik Grafenthin fand Mason noch einen Nullpunkter, der sich in den Top-9 festspielen könnte.

Liivik besticht durch Präsenz vor dem Tor

Der KAC hatte vor und während des Turniers mit einer Magen-Darm-Grippe (und Bundesheerabstellungen) zu kämpfen, leider musste gerade Defender Adam Comrie – für mich der interessanteste Neuzugang – deswegen daheim bleiben. So war das Erstantreten unter dem neuen Trainerduo Petri Matikainen/Jarno Mensonen (letzterer angeblich mehr Associate als Assistant) wenig erbaulich.

Goalie Lars Haugen zeigte eine Tendenz zum Pokechecken, die ihn öfters aus seiner Position brachte. Siim Liivik bildete gemeinsam mit den Geier-Brüdern eine Linie, die den Gegner oft und lange unter Druck setzte, er brachte vor allem Größe vor dem Tor ein. Er wird die Rolle als kantiger, das Team größer machender Dritt-Linien-Center sicher ausfüllen können.

Mitch Wahl kam von den Innsbrucker Haien
Foto: © GEPA

Ob es eines solchen gebraucht hätte, ist eine Philosophie-Frage, die er nicht zu beantworten braucht und die vor allem davon abhängen wird, wie sehr Thomas Koch und Thomas Hundertpfund die Rolle als 1-2-Center-Combo ausfüllen können.

Mitch Wahl konnte wie immer aus dem Nichts Offensive herbeizaubern, ließ aber wie im letzten Sommer in Innsbruck vermuten, dass er einen guten Teil der letzten Monate auf dem Surfbrett verbracht hatte. Von den Händen und der Spielintelligenz her wäre er über die EBEL zu stellen.

Nick Petersen? Ansätze – er zeigte gute Scheibenbehauptung und Pässe unter Druck, war aber selbst wenig torgefährlich. Wer ihn über die Jahre in Berlin gesehen hat, zweifelt sicher nicht an ihm, wer ihn nicht kennt, wäre in Zvolen aber nicht sonderlich auf ihn aufmerksam geworden.

Zwei völlig konträre Spiele von den Black Wings

Einziges Testspiel der Woche für mich in Österreich: Das Rückspiel der Black Wings Linz gegen Motor Ceske Budejovice nach der wilden 5:6-Overtime-Niederlage am Freitag. Das 1:0 durch einen schönen Treffer von Dan DaSilva knapp vor Ende war dann auch ein ganz anderes Spiel.

Aaron Brocklehurst, Kevin Kapstad und Jordan Hickmott sind ligabekannt und zeigten auch nichts Neues. Die beiden Defender sind von der Beinarbeit sicher ein Upgrade zum jahrelangen Duo Piche/Dorion, aber auch in anderen Bereichen?

Dragan Umicevic pausierte leicht verletzt, er sollte das Skill-Level des Teams sicher noch erhöhen. Blieben als brandneue Legionäre nur Defender Troy Rutkowski und Center Bracken Kearns übrig. Rutkowski – ein großer, aber nicht physischer Defender – war ok, sein Skating wirkte aber etwas wenig urgent („One gear“) auf mich. Große Scorerzahlen aus der norwegischen Liga ließen einen Puckrusher und großen Schützen erwarten. Ersteres war er am Sonntag nicht der Fall, einige seiner Wrist Shots fanden aber den Weg durch den Verkehr.

Kearns bringt die Erfahrung aus 42 NHL-Spielen mit
Foto: © getty

Center Bracken Kearns? Es würde mich überraschen, wenn er in der Depth Chart Rick Schofield überflügeln, nicht aber, wenn er einen Buchstaben auf seinem Dress tragen würde. Wie erwartet sehr stark bei Faceoffs, gute Hände im Verkehr, seine Beinarbeit wird nach einer langen Sommerpause wohl erst mit Saisonbeginn endgültig zu beurteilen sein.

Für viele neu, für mich nicht, wenn auch etwas länger nicht gesehen: Defender Moritz Matzka. Ein gebürtiger Wiener, in der Okanagan-Akademie ausgebildet und die letzten Jahre in Nordamerika tätig. Teamchef Roger Bader war immer ein Fan von ihm und berief ihn auch in die von ihm betreute U20-Nationalmannschaft ein. Der 21-jährige verfügt über Ruhe am Puck, versucht ihn auch unter Druck an den Mann zu bringen, und hat gute Mobilität. Die braucht er auch, um aufgrund seiner geringen Größe nicht übermannt zu werden. Als (wahrscheinlich) siebter Defender könnte er aber relativ schnell zum Einsatz kommen.

Die ersten Tests – dazu geeignet, die Zehe in den neu gefüllten Scouting-Pool zu stecken, für endgültige Urteile ist es aber noch zu früh…

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