Troy Ward hat in seiner Karriere schon einiges erlebt.
Der 55-jährige US-Amerikaner kennt fast alle nordamerikanischen Ligen: Das US-College sowie deren Zubringer-Liga USHL, die inzwischen aufgelassene IHL, ECHL sowie vor allem die AHL, wo er als Assistant Coach in Houston sowie drei Jahre als Head Coach in Abbotsford tätig war. Auch in der NHL (Assistant Coach Pittsburgh Penguins) schnupperte er bereits Luft.
Seit dieser Saison ist der ehemalige Angreifer Trainer der Black Wings Linz.
LAOLA1-Scout Bernd Freimüller hat Troy Ward getroffen und mit ihm über seine Tätigkeit bei den Black Wings, Verletzungen sowie den Unterschied zwischen der EBEL und US-Ligen gesprochen.
LAOLA1: Troy, du coacht jetzt seit knapp zwei Monaten in der EBEL. Was hältst du von der Liga und wie ist sie etwa mit der AHL zu vergleichen?
Troy Ward: Es ist für mich immer noch ein Prozess, die Liga kennenzulernen. Das Niveau ist sehr gut und ausgeglichen, das ist keine Frage. Ich glaube aber, die AHL ist tiefer besetzt, vor allem in den ersten zwei Blöcken. Die EBEL ist für mich zwischen der AHL und ECHL angesiedelt. Ein großer Unterschied ist auf jeden Fall die Verletzungsproblematik: In der AHL kannst du Spieler aus der ECHL nachholen, die Profis sind. Hier rücken dann junge Spieler aus der AlpsHL oder dem U20-Team nach, die dann natürlich andere Rollen einnehmen.
LAOLA1: Stichwort Verletzungen: Da hat es euch ja gerade vor der Pause arg durchgebeutelt – ist wenigstens jetzt Besserung in Sicht?
Ward: Na ja, kleine Blessuren stehen weiter an der Tagesordnung, ein Spieler kommt zurück, ein anderer fällt dann aus. Und auch wenn die Spieler zurückkehren, sind sie ja nicht gleich bei 100 Prozent. Ein Mario Altmann etwa hat nach seiner langen Pause erst zwei Spiele absolviert, er braucht sicher noch länger bis zur Höchstform. Und diese Verletzungen können ja auch weitere hervorrufen: Du musst dann etwa deine verbliebenen Spitzenspieler etwas mehr spielen lassen, diese kommen dann mehr unter Druck und da steigt dann für sie die Verletzungsgefahr.
LAOLA1: Nicht nur aufgrund der Verletzungen habt ihr mit Shane O'Brien noch einen Defender nachgeholt. In der AHL und NHL war er ein Defensiv-Verteidiger mit physischer Präsenz – kann man das in Linz auch von ihm erwarten?
Ward: Das war seine Rolle drüben, es bleibt abzuwarten, ob die auf dem großen Eis in Europa auch so ausfällt. Ich habe Shane schon in Abbotsford gecoacht, kenne ihn auf und neben dem Eis. Seine Erfahrung wird uns gut tun. Er wird aber sich noch einige Wochen brauchen, bis er in Höchstform ist.
LAOLA1: Jon D'Aversa fällt ja noch knapp ein Monat aus – klopfen wir auf Holz und er sowie alle anderen Cracks sind nach Weihnachten wieder fit. Ein Spieler muss dann den Kader verlassen – wie stellt sich für einen Newcomer wie dich das Punktesystem dar?
Ward: Das möchte ich lieber nicht kommentieren, muss lediglich damit auskommen.
LAOLA1: Du hast in mehreren Interviews darauf hingewiesen, dass du die Denkweise in deinem Team ändern willst. Was genau verstehst du darunter und wie weit sind da die Fortschritte?
Ward: Nun, ich kann nicht kommentieren, was vor mir war, aber meine Teams sollen immer ein gutes 200-Foot-Spiel spielen. Durch die Verletzungen sind wir noch nicht ganz dort, wo wir hinwollen, aber die Spieler ziehen sehr gut mit und die Atmosphäre in der Kabine ist gut. Ich glaube, die Ergebnisse stimmen größtenteils, an Details gilt es noch zu feilen.
LAOLA1: Wie sehr weißt du jetzt schon Bescheid über die ganze Liga?
Ward: Dornbirn am Sonntag war die letzte Halle, die ich noch nicht gekannt habe. Da geht es oft um Kleinigkeiten – wie präsentiert sich das Eis, wie groß sind die Kabinen, wie hell oder dunkel ist es in der Halle, wie lange sind die Auswärtsfahrten. Jetzt weiß ich in dieser Beziehung auch Bescheid, das hilft mir auch für die Planung der nächsten Auswärtsspiele weiter.
LAOLA1: Und über die einzelnen Teams? Siehst du Unterschiede zwischen den österreichischen und den ausländischen Mannschaften?
Ward: Nur in Details, aber im Großen und Ganzen ähneln sich die meisten Teams: Sie versuchen dich mit zwei Mann früh unter Druck zu setzen, in der Abwehr sind sie mobil. Die EBEL ist – zumindest im Moment – eine Heimvorteilsliga: Das dürfte auch durch die langen Busfahrten begründet sein.
LAOLA1: Zu deinem Team: Am Beginn der Saison fehlt es etwas an Secondary Scoring, das hat sich dann aber gebessert. An der Offensive fehlt es aber grundsätzlich nicht bei euch?
Ward: Na ja, wie haben gute und weniger gute Spiele abgeliefert. Aber es stimmt, nach einer gewissen Anlaufphase haben alle Spieler dann getroffen und auch die beiden Toplinien haben sich stabilisiert. Wie brauchen natürlich alle Spieler für die Offensive und wenn diese treffen, haben wir gute Chancen, die Spiele zu gewinnen.
LAOLA1: Jetzt beginnt die Phase mit drei Spielen pro Woche - wie ist da der Plan auf der Goalie-Position?
Ward: Das werden wir von Spiel zu Spiel entscheiden, hängt auch oft vom vorangegangen Spiel ab.
LAOLA1: Apropos Goalies: Euer Torhüter-Coach, Jürgen Penker, ist seit heuer nicht mehr auf der Tribüne, sondern auf der Bank. Was steckt da dahinter?
Ward: Ich sehe Jürgen nicht nur als Goalie-Coach, sondern als vollwertigen Trainer. Das habe ich ihm auch so angeboten und er hat das dankend angenommen. Die Coaching Staffs sind hier kleiner als in Übersee, da will ich alle Ressourcen nützen.
LAOLA1: Letzte Frage: Wie sehr unterscheidet sich deiner Meinung nach die Leistungen der Referees sowie das Regelwerk zwischen Übersee und der EBEL?
Ward: Mit den Refs habe ich bis jetzt keine Probleme gehabt – sie haben uns weder Spiele gekostet noch gewonnen. Sie kommunizieren auch sehr gut – es gibt halt Situationen, wo man nur Gehör finden will und dazu sind sie bereit. Vom Regelwerk sehe ich den größten Unterschied in den Vier-Minuten-Strafen für gewisse Vergehen. Das lehne ich nicht grundsätzlich ab, aber die Kriterien für diese Strafen müssen halt noch genauer ausgearbeitet werden. Aber das ist ja auch ein Test und die Liga arbeitet daran.