Die neue EBEL-Saison 2017/18 steht vor der Tür!
Zwölfs Teams kämpfen wieder um die Karl Nedwed Trophy, die ihr aktuelles Zuhause in Wien gefunden hat. Während die meisterhaften Vienna Capitals auf Kontinuität setzen, hat sich andernorts viel getan. Grund genug für eine gründliche Einschätzung von Bernd Freimüller.
Der LAOLA1-Scout blickt auf die Saison eines jeden Teams durch die Brille des Optimisten und des Pessimisten - und weiß auch schon, wie es wirklich aussehen wird. Vorher gibt es noch einen Blick in den Status quo bei den ausländischen Vereinen.
Das ist bei den internationalen Teams HC Bozen, HC Znojmo, Fehervar und Medvescak Zagreb passiert:
HC Znojmo
Das passierte in der Off-Season
In Znojmo besann man sich wieder der eigenen Wurzeln, nach einer zu internationalen Truppe und einer schwachen Saison setzt man bis auf Publikumsliebling Colton Yellow Horn wieder auf ein tschechisch-slowakisches Gemisch. Mit 42,5 weist man mit Abstand den kleinsten Punktewert der Liga auf, doch das Team sollte kompakter als in der Vorsaison agieren und mit besserem Speed aufwarten.
Interessanteste Neuverpflichtung
Keinesfalls ein großer Name, aber der aus der Extraliga gekommene Flügel Erik Nemec könnte sich mit seinem Speed in den Toplinien festspielen und für einige Tore sorgen.
Die offenen Fragen
Wer gibt den Powerplay-Quarterback? Findet das Team neben Yellow Horn genug Offensive? Und kann Goalie Schwarz die mangelnde Defensivarbeit im eigenen Slot oft genug ausbessern?
Ausblick
Die Adler sollten wieder ein gewichtiges Wörtchen um die ersten sechs Plätze mitsprechen.
Medvescak Zagreb
Das passierte in der Off-Season
Nach einem Abverkauf ohnesgleichen und nahe dem finanziellen Kollaps wurde Zagreb wieder bei der EBEL vorstellig, wo die Liga (mantrahaft nach den Winter Classics im Amphitheater von Pula skandierend) natürlich wieder katzbuckelte und die Kroaten eilig durchwinkte. Sportmanager Aaron Fox musste ein völlig neues Team zusammenstellen, setzte bei den Legionären (insgesamt 13 vor Passausstellung) mehr auf die europäische denn auf die nordamerikanische Karte. Wie bei so vielen EBEL-Teams werden die Eigengewächse nur ein Schattendasein führen.
Interessanteste Neuverpflichtung
Der 33-jährige Center Tero Koskiranta weist über 500 Spiele Erfahrung in der finnischen Liiga auf und befand sich zuletzt keineswegs am absteigenden Ast. Auch Bozen war interessiert.
Die offenen Fragen
Wie bekommt man bis zum Saisonstart 67,5 Punkte unter die Grenze? Pässe oder Abgänge? Ist Gasper Kroselj wirklich gut genug für einen Einsergoalie? Wie bewährt sich der 32-jährige Connor Cameron bei seiner ersten Station als Headcoach? Und wie lange reicht diesmal das Geld?
Ausblick
Kann die Truppe bis zum Ende bei Laune gehalten werden und unterbleiben interne finanzielle Machtspiele, sollte Medvescak ein veritabler Kandidat für die Top-6 sein.
HC Bozen
Das passierte in der Off-Season
Business as usual in Bozen: Einige Cracks, die man halten wollte (Reid, Everson, Glenn) gingen von selbst, bei anderen kam Sportdirektor Dieter Knoll wieder seinem Verlangen nach "New Car Smell" nach. Wie immer überredete er einige neue Cracks aus Übersee zu ihren ersten Europa-Engagements, die Bozen-Imports gehören immer zu den interessantesten der Liga. Cracks wie Chris Carlisle, Mat Clark oder der geplante Teamleader Mike Angelidis waren jahrelange AHL-(Schlüssel)spieler. Im Gegensatz zu den Anfangsjahren in der EBEL kann Knoll zwecks Kadertiefe auch bei italienischen Teams zugreifen.
Die interessanteste Neuverpflichtung
Mike Angelidis gilt als körperlich starker Spieler mit Leaderqualitäten – wie gut ist seine Beinarbeit aber auf europäischem Eis? Ebenfalls interessant: Der mobile schwedische Defender Robin Gartner.
Die offenen Fragen
Kann Pat Curcio als Nachfolger von Tom Pokel dem Team genug Struktur geben und bringt er als Head Coach mehr als nur gute Laune mit? Finden die einheimischen Kräfte und die neuen Legionäre schnell zusammen? Wer übernimmt die Rolle an der blauen Linie im Powerplay? Kann Austin Smith nach einer Hüftoperation so scoren wie in Innsbruck?
Ausblick
Unter Pokel war Bozen immer ein schwer zu bespielender Gegner, der den Einzug in die Playoffs immer schaffte. Das sollte auch unter Curcio gelingen, noch ist aber offen, ob das wieder einmal neue Team auch die Top-6 schaffen kann.
Fehervar AV19
Das passierte in der Off-Season
Es geht schon seit zwei Jahren so – die Top-Ungarn wie Wehrs, Bartalis, Sofron, Bodo, Sarauer oder Vas gingen oder wurden gegangen, sodass die Legionärszahl heuer von acht auf zehn anstieg. Allerdings: Große Qualität ist kaum darunter, bei Cracks wie Olivier Latendresse, Ales Music oder Luka Vidmar sind keine großen Qualitätssprünge mehr zu erwarten. Es scheint in jedem Mannschaftsteil an Klasse zu mangeln.
Die interessanteste Neuverpflichtung
Arttu Luttinen war zuletzt noch Kapitän beim finnischen Spitzenverein HIFK Helsinki. Wie viel Hockey steckt noch in seinem 34-jährigen Körper nach jahrelangem, sehr physischen Spiel?
Die offenen Fragen
Wie gut muss der Start ausfallen, dass Coach Benoit Laporte den letzten Platz der Vorsaison vergessen macht? Ist das einstige große Torhütertalent Mark Visentin wirklich ein EBEL-Topgoalie oder kommt doch Miklos Rajna wieder vermehrt zum Zug? Wer bringt außer Jeff LoVecchio genügend Scoringpotential mit? Und welche Vereinsphilosophie vertritt man mittlerweile?
Ausblick
Fehervar gilt wieder als heißer Anwärter auf den letzten Platz, der Kader scheint Klasse vermissen zu lassen und die Ungarn als Leistungsträger und Publikumslieblinge im Kader werden immer weniger…