Das Transferkarussell der Graz99ers hat wieder einmal Fahrt aufgenommen.
Diesmal allerdings mit ein paar Extra-Runden, wie Head Coach Doug Mason bei der Sommer-Pressekonferenz erläutert: "Ich war in Österreich, Deutschland, Dänemark, der Slowakei und in Frankreich. Mit Ausnahme eines Fluges nach Bordeaux bin ich alles mit dem Auto gefahren, insgesamt ca. 11.000 Kilometer."
Ein intensives Scouting-Programm also, um die schmerzlichen Abgänge zu kompensieren.
Zu denen zählen vor allem Star-Goalie Sebastian Dahm und Verteidiger-Hüne Matt Pelech, die durch ihre Leistungen Begehrlichkeiten im Ausland geweckt haben und diesen auch erlegen sind.
Masons erstes Mal
Um diese zu ersetzen, nahm der 61-Jährige all diese Strapazen auf sich. Jedoch immer mit einem positiven Gefühl.
"Das hat sich gelohnt. Es ist das erste Mal in meiner Trainerkarriere, dass mir das Vertrauen geschenkt wurde, die neuen Spieler zu suchen", gilt sein Dank dem Vorstand der 99ers, der ihm bei der Spielerwahl freie Hand gewährt hat.
Ein Umstand, den er so noch nicht kannte: "Sehr oft in meiner Karriere habe ich das gemacht. Ich bin zurückgekommen mit Spielern, die ich gefunden habe, aber der Präsident oder Manager hat mir dann gesagt, dass wir bereits einen anderen Spieler haben."
Nicht so in diesem Sommer. Mason konnte die seiner Meinung nach richtigen und passenden Cracks aussuchen. Eine Ehre, aber auch eine Bürde zur gleichen Zeit.
"Ich bin mir bewusst, dass das bei mir für Extra-Druck sorgt, weil ich die Spieler ausgesucht habe. Aber es gibt mir auch ein komfortables Gefühl, weil ich die Spieler wirklich gesehen und nicht nur von einer Liste gekauft habe."
"In Österreich etwas Besonderes"
Einer dieser Spieler ist Hannu Toivonen, der große Fußstapfen zu füllen hat. Der 32-jährige Finne, ehemaliger NHL-Erstrunden-Pick, kann 61 NHL-Spiele für die Boston Bruins und St. Louis Blues vorweisen und tritt die Nachfolge von einem der besten Torhüter der Liga an.
"Ich habe diesen Mann das erste Mal in seinem ersten Profijahr in Providence gesehen. Er war für mich der erste Goalie, der mit seinen Beinen alles über dem Eis abdecken konnte. Das habe ich bis zu diesem Moment noch nicht gesehen. Im Butterfly ist er mit beiden Schlittschuhen bis über die Pfosten hinausgekommen", beschreibt der Trainer seine ersten Eindrücke vom neuen starken Mann zwischen den Pfosten der 99ers.
Doch nicht nur der dänische Nationalkeeper hinterließ eine Lücke im Grazer Kader. Auch Matt Pelech, der für Mason aufgrund seiner spielerischen Fähigkeiten gepaart mit Härte "in Österreich etwas Besonderes" war, wird die Murstadt kommende Saison nicht mehr beehren.
Der zufällige Neuzugang
Sein Ersatz heißt Jonathan Carlsson, kommt aus Schweden und streift nun durch Zufall das 99ers-Dress über. Denn den 28-jährigen Verteidiger entdeckte Mason während des Scoutings eines weiteren Neuzugangs, nämlich Stürmer Brock Higgs.
"Im ersten Spiel habe ich noch gedacht, das ist ein super Spieler, aber wir haben so einen Verteidiger, wir haben Matt Pelech", ist ihm Carlsson bereits bei seinem ersten Besuch bei Banska Bystrica in der Slowakei aufgefallen.
Beim zweiten Mal, nach Pelechs Abgang, sei der 61-Jährige dann schon "mit einer ganz anderen Einstellung nach Bystrica zurückgekommen" und von Carlsson restlos überzeugt worden.
"Er ist ein unglaublicher Schlittschuhläufer, vielleicht der beste bei uns in der Mannschaft. Er wiegt 90 oder 95 Kilo und ist ein sehr starker Mann, der seinen Körper sehr effektiv gebraucht", hebt Mason die Attribute seines neuen Schützlings hervor.
Ein verlorener Sohn kehrt zurück
Ebenfalls einer seiner neuen Schützlinge wird mit Florian Iberer ein alter Bekannter in der steirischen Landeshauptstadt sein.
Der gebürtige Grazer kehrt nach einjährigem USA-Gastspiel in der ECHL bei den Reading Royals nach Österreich zurück und soll in der Defensive zusammen mit Carlsson, Weihager, Unterweger, Strohmeier und einem noch zu verpflichtenden Legionär die Top-6 bilden.
Dahinter lauert mit Petrovitz und Co. bereits die junge Garde, denen kein siebter und achter Verteidiger mehr vor die Nase gesetzt werden soll und die vermehrt ihre Chancen bekommen sollen.
Priorität Nr. 1: Setzinger einen Partner finden
Im Angriff lautete die erste Devise einen geeigneten Sturmpartner für Kapitän Oliver Setzinger zu finden.
"Wir haben mit Kurtis McLean verlängert, denn diese Kombination funktioniert sehr gut. Zintis (Zusevics, Anm.) hat auch sehr gut gespielt mit diesen beiden, aber ich wollte noch weitersuchen", räumte Mason dieser Suche oberste Priorität ein.
Fündig wurde er schließlich in Dänemark bei Meister Esbjerg Energy. Brock Nixon ist Kanadier, 30 Jahre alt und führte sein Team die letzten beiden Saisonen als Kapitän zu zwei Meistertiteln.
"Das ist ein Mann, der in jenes Profil passt, das ich vorgegeben habe für einen Stürmer neben Setzinger", hat der 99ers-Headcoach seine erste Linie also schon im Kopf.
Zwei Legionäre sollen noch kommen
Die Konstellation der anderen Linien hängt noch von den zwei ausständigen Neuverpflichtungen ab. Je ein ausländischer Verteidiger und Stürmer sollten in den nächsten Tagen noch präsentiert werden.
"Wenn das so ist, dann habe ich einen schönen Sommer. Es wäre das erste Mal in 25 Jahren, dass ich in den Sommermonaten nichts mit Spielersuche oder Agentengesprächen zu tun hätte", meint Mason mit einem Lachen.
Lediglich sich und sein Training müsste er dann bis August vorbereiten. Dieses wird er übrigens nur mehr zusammen mit Jussi Parkkila, dem Goalie-Coach, leiten. Ein Co-Trainer ist nicht mehr vorgesehen und durch die Anwesenheit von Parkkila nach Masons Meinung auch nicht mehr erforderlich.
Das Karussell dreht sich also mit weniger Plätzen weiter.