Das lange Warten hat ein Ende!
Zum ersten Mal seit der Rückkehr in die EBEL vor fünf Jahren bzw. zum ersten Mal seit der Saison 2008/09 ist der HC Innsbruck wieder in den Playoffs der höchsten österreichischen Eishockeyliga vertreten.
„Ich bin einfach stolz auf unser Team, dass wir das mit dem kleinsten Budget aller österreichischen Teams geschafft haben“, kann HCI-Obmann Günther Hanschitz seine Freude über den bisherigen Saisonverlauf nicht verbergen.
Eine Saison, die für Hanschitz unter ganz besonderen Vorzeichen stand und noch immer steht. Schließlich ist es nach 22 Jahren seine Letzte in einer offiziellen Funktion bei den Haien.
Im Gespräch mit LAOLA1 gibt das Oberhaupt der Innsbrucker seine Gefühle zum Abschied preis, erklärt, warum der „Tiroler Weg“ der richtige ist, an dem sich andere Vereine ein Beispiel nehmen sollten und wagt einen Ausblick in die Post-Hanschitz-Ära.
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LAOLA1: Wie groß ist die Erleichterung in Innsbruck nach der erstmaligen Playoff-Qualifikation seit der Rückkehr in die Liga?
Hanschitz: Erleichtert bin ich nicht. Ich bin einfach stolz auf unser Team, dass wir das mit dem kleinsten Budget aller österreichischen Vereine geschafft haben. Unser großes Ziel nach der Rückkehr in die EBEL, nach unserer Konsolidierung in der zweiten Liga, war es, das zu schaffen. Und jetzt sogar unter den Top 6, das ist natürlich ein Highlight. Das ist sensationell für den Klub, für jeden einzelnen Mitarbeiter und logischerweise auch für die Mannschaft.
LAOLA1: Das Primärziel ist also geschafft! Was erwartet man sich nun weiter?
Hanschitz: Ich glaube, dass für uns jetzt alles möglich ist. Die Mannschaft ist sehr gut, wirkt spritzig und bietet vor allem zu Hause vor den eigenen Fans ein tolles Spektakel. Wir haben im Grunddurchgang die meisten Tore in der Liga geschossen, leider aber auch ligaweit fast die meisten bekommen. Wenn wir uns in der Verteidigung aber noch ein bisschen konsolidieren, dann ist viel möglich. Das Ziel jetzt in der Pick-Round sollte Platz 4 sein.
LAOLA1: Will man also in der Defensive noch nachbessern?
Hanschitz: Nein, wir werden beim momentanen Kader bleiben! Die Mannschaft hat es sich verdient, in der jetzigen Konstellation in den Playoffs zu spielen. Ich hoffe natürlich, dass uns nicht der Verletzungsteufel heimsucht, alle Spieler fit bleiben und dann kann man von diesem Team in der Pick-Round und in den Playoffs noch einiges erwarten. Die Euphorie in Innsbruck ist auf jeden Fall gegeben.
LAOLA1: Für Sie persönlich ist die heurige Saison nach 22 Jahren die letzte in einer offiziellen Funktion beim HCI. Wie viel Wehmut schwingt mit Fortschreiten der Spielzeit mit?
Hanschitz: Wehmut im Endeffekt gar nicht. Es war eine sehr schöne Zeit und ich bin ja eigentlich auch noch bis 2019 gewählter Obmann. Aus persönlichen und privaten Gründen möchte ich jetzt aber gerne den Rückzug antreten und hoffe, dass ein guter, neuer Vorstand die Haie dann weiterführt.
LAOLA1: Gibt es in dieser langen Amtszeit Dinge, die Sie vielleicht anders machen hätten sollen?
Hanschitz: Im Leben kann man natürlich immer Dinge besser machen. Es war eine schöne Zeit, wir haben alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Wir waren ganz vorne in der Tabelle dabei, sind dann in die zweite Liga abgestiegen, um uns zu konsolidieren. Sind als gesunder Verein dann wieder aufgestiegen in die EBEL und ich kann nun voller Stolz sagen: Wir sind ein gut geführtes Unternehmen, das schwarze Zahlen schreibt und außerdem ein fixer Bestandteil der Erste Bank Eishockeyliga.
LAOLA1: Hätte die Rückkehr auch ohne den viel propagierten „Tiroler Weg“ funktioniert?
Hanschitz: Das glaube ich nicht! Es ist auch mit unserem Hauptsponsor (Tiroler Wasserkraft AG, Anm.) vereinbart worden, dass wir mit Tirolern spielen und auch spielen wollen. Wir werden dafür ja auch von vielen Bundesländern beneidet, dass wir das so durchgezogen haben und fast nur mit Spielern aus dem Bundesland Tirol spielen. Und ich glaube, das hat funktioniert. Diese Denkweise sollten andere Vereine genauso haben. Da gibt es auch Spieler, die bei anderen Teams nicht zum Zug kommen. Die spielen dann eben in der zweiten österreichischen Liga, weil man immer nur auf die Ausländer setzt bzw. die besten verfügbaren Österreicher zusammenkauft. Diese Philosophie haben wir nicht mehr gehabt. Für uns war der „Tiroler Weg“ innerhalb unseres Budgets der Richtige und auch der Einzige, um wieder zurückzukehren und schlussendlich hat er uns jetzt auch Erfolg gebracht. Und das Wichtigste ist, dass man sagen kann: Wir sind ein gut geführtes Unternehmen, das schwarze Zahlen schreibt.
LAOLA1: Sie sprechen das Budget an: Ihr Ex-Präsident Christian Kaltschmid hat vor seinem Rücktritt die Sonder-Subvention für den FC Wacker bekrittelt. Sehen Sie auch ein Ungleichgewicht in der Tiroler Sportförderung?
Hanschitz: Es ist für jeden Vereinsfunktionär schwer. Jeder bemüht sich innerhalb seines Rahmens zu operieren und da tut sowas natürlich weh. Dass dann ein Verein eine Subvention zugesprochen bekommt, die ein anderer genauso haben könnte, ist sicherlich bedenklich – für alle, sei es Handball, Volleyball oder auch Eishockey. Aber das sind eben Entscheidungen der Politik und darauf hat man als Vereinsfunktionär keinen Einfluss.
"Wir werden dafür ja auch von vielen Bundesländern beneidet, dass wir das so durchgezogen haben und fast nur mit Spielern aus dem Bundesland Tirol spielen. Und ich glaube, das hat funktioniert."
LAOLA1: Mit welchem Budget muss man beim HC Innsbruck auskommen?
Hanschitz: Unser Gesamtbudget für den Verein beziffert sich auf 2,6 Millionen Euro brutto. Das ist wichtig zu erwähnen, da dies oftmals falsch ausgelegt wird und manche meinen, die Budgetangaben seien netto. Also bei diesen 2,6 Mio. ist alles Drum und Dran – inklusive Nachwuchsförderung etc. – mitinbegriffen.
LAOLA1: Wird es auf Sponsoren-Ebene durch die Erfolge heuer möglicherweise nächste Saison leichter, zusätzliche Einnahmen zu lukrieren?
Hanschitz: Das glaube ich nicht unbedingt. Wir sind innerhalb unseres Sponsor-Kreises sehr gut aufgestellt und haben mit der Tiroler Wasserkraft einen super Hauptsponsor. Es ist in Tirol immer schwer, ein Kampf ums Geld sozusagen, weil alle am gleichen Kuchen knabbern, der nicht unbedingt größer wird. Wenn man das Budget so halten kann, wie es jetzt ist und vielleicht durch zusätzliche Zuseher-Einnahmen etwas mehr Geld lukriert, dann ist es sicher möglich, auf dem gleichen Level weiterzuspielen. Aber die Anwartschaft in dieser Liga ist relativ hoch, mit den ganzen Reisen usw., also da ist es schon sehr schwer, das Ganze zu finanzieren. Aber wie gesagt, innerhalb unserer Möglichkeiten sind wir sehr gerne in der EBEL dabei.
LAOLA1: Das heißt damit aber auch, dass es schwer werden wird, die Schlüsselspieler zu halten?
Hanschitz: Prinzipiell haben alle Spieler bereits kundgetan, dass sie gerne bleiben würden. Aber es ist natürlich so, dass keiner billiger werden wird, wenn er eine tolle Saison absolviert hat. Aber die Spieler werden Angebote von Innsbruck erhalten. Sind sie damit zufrieden, können sie es gerne unterschreiben, ansonsten wird der Trainer wieder damit beauftragt, neue Akteure zu suchen, was er diese Saison bereits mit Bravour gemacht hat. Es sind viele neue Leute zu uns gekommen, die sich bewährt haben.
LAOLA1: Wie klar sind die Weichen für Ihre persönliche Nachfolge schon gestellt?
Hanschitz: Da ist noch alles offen. Ich will jetzt keine heftige Diskussion innerhalb des Vorstandes herabbrechen. Die Mannschaft soll erst einmal erfolgreich weiterspielen, wir haben ja noch ein bisschen Zeit. Das Geschäftsjahr endet bei uns mit dem 31. Mai und am Ende der Saison werden wir dann entscheiden, wer mein Nachfolger wird.
LAOLA1: Gibt es ihrerseits Wunschkandidaten?
Hanschitz: Meine Wunschkandidaten sollen einer jungen Generation angehören, einem Freundeskreis so wie ich vor 22 Jahren. Aber wie gesagt, wir haben noch einen bis 2019 gewählten Vorstand (Norbert Ried und Kurt Mitterer, Anm.), der diese Funktion auch gerne weiter ausüben möchte. Man muss also am Ende der Saison schauen, wie man am besten damit umgehen kann, dass ein funktionierender Vorstand den Verein weiterführt.
LAOLA1: Inwieweit bleiben Sie noch in das organisatorische Geschehen miteingebunden?
Hanschitz: Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Ich bin jetzt natürlich schon dabei, die Verträge mit den Sponsoren für die kommende Saison zu verlängern und alles Weitere wird sich in den nächsten zwei bis drei Monaten dann weisen.
VIDEO: Highlights des Allstar-Weekend der KHL
(Artikel wird nach Video fortgesetzt)
LAOLA1: Natürlich müssen wir auch noch kurz über die Entwicklung der Liga sprechen? Wie beurteilen Sie diese als einer, der schon lange im Geschäft dabei ist? Vor allem auch hinsichtlich der Punkteregel.
Hanschitz: Ich war seinerzeit eigentlich schon ein Befürworter der Punkteregel, die ja ursprünglich vor allem gegen den Budget-Krösus aus Salzburg ging, der ansonsten immer die besten österreichischen Spieler unter Vertrag gehabt hätte. Also ist die Punkteregel per se nicht schlecht. Schlecht ist allerdings, dass so viele Imports in der Liga spielen. Man sieht das an der österreichischen Nationalmannschaft, in der Spieler auf einmal leistungstragende Rollen einnehmen, die im Verein oft nur in der dritten und vierten Linie zum Einsatz kommen und kaum in Über- bzw. Unterzahl eingesetzt werden. Für die Liga ist sie also ok, die Zuschauerresonanz ist auch gegeben, für das österreichische Eishockey ist die Liga allerdings, so wie sie momentan ist, schlecht.
LAOLA1: Sie wären also für eine Ausländerbeschränkung?
Hanschitz: Auf jeden Fall! Es gehört eine Beschränkung der Transferkarten-Spieler her bzw. eine Höchstzahl, so wie es beispielsweise in der DEL der Fall ist. Vor Jahren waren bei uns auch nur sieben Imports erlaubt und die Hallen waren trotzdem gefüllt. Es haben mehr Österreicher gespielt, junge Einheimische haben einen Platz gehabt in der Mannschaft und sogar führende Rollen übernommen. Genau das sollte der Weg sein, um das österreichische Eishockey wieder dorthin zu führen, wo es einmal war.
LAOLA1: Um nostalgisch zu bleiben zum Abschluss noch die Frage: Was war Ihr persönliches Highlight in Ihrer 22-jährigen Laufbahn beim HC Innsbruck?
Hanschitz: Im sportlichen Bereich mit Sicherheit die beiden dritten Plätze sowie jetzt die Rückkehr in die EBEL nach unserer Konsolidierungsphase, in der wir ein in Schräglage geratenes Schiff wieder geradegerichtet haben. Wir sind ein gesunder Verein und wenn ich das heutzutage im Sport sagen kann, dass ich einen gesunden Verein, der schwarze Zahlen schreibt, übergebe, dann ist das eine große Auszeichnungen. Etwas worauf man stolz sein kann.
Das Interview führte Marc Schwarz