Und am Ende sind es doch die Vienna Capitals, die ab Sonntag gegen den KAC (Spiel 1 ab 14:00 Uhr im LIVE-Ticker) im EBEL-Finale um die Karl Nedwed Trophy kämpfen dürfen.
Das Maximum von 13 Saisonduellen gegen Red Bull Salzburg, von denen nicht weniger als neun nicht in der regulären Spielzeit entschieden wurden, hat es dafür gebraucht.
Nach dem Nackenschlag in Spiel sechs, als auswärts Sekunden auf den Finaleinzug fehlten, nun das Comeback vor eigenem Publikum – den Rückstand nach nur 60 Sekunden im letzten Drittel zum 3:1 gewandelt.
Ein später Kraftakt in der wahrscheinlich engsten Serie, die die Erste Bank Eishockey Liga jemals erleben durfte.
Die (zu) frühe Salzburger Führung
Als Dustin Gazley die Gäste nach exakt einer Minute im Alleingang in Führung schoss – zum ersten Mal überhaupt, dass die Bullen im Halbfinal-Duell das erste Tor erzielten – sah es lange Zeit nicht rosig für die Wiener aus.
Knapp 40 Minuten lang liefen sie dem Rückstand vergeblich hinterher, ließen auch Sitzer zum Ausgleich liegen, ehe Kelsey Tessier die Schaufel kurz nach Beginn des letzten Abschnitts richtig hinhielt.
Weil einmal mehr Benjamin Nissner, Youngster des Jahres, zum Rebound goldrichtig im Slot stand und das letzte von nur vier Powerplays krönte, und Goalgetter Chris DeSousa Sekunden vor dem Ende den Schlusspunkt ins leere Tor setzte, treffen im Finale, wie schon vor zwei Jahren, erneut Wien und Klagenfurt aufeinander.
Mehr war es nicht, was beide Teams nach etwa 462 Minuten Halbfinale voneinander unterschied.
In drei Jahrzehnten nie erlebt
Für Coach Dave Cameron, der damit gleich in seinem ersten Jahr in Wien den Finaleinzug schaffte, war es trotz drei Jahrzehnten an der Bande "die engste Serie, in der ich jemals im Eishockey involviert war."
"Ich habe schon viele siebte Spiele erlebt, aber keine Serie, in der beide Teams dermaßen eng beisammen waren. Es haben alle auf ein Spiel gewartet, wo ein Team das andere in Grund und Boden spielt – ist aber nicht gekommen. Dann war immer klar, dass es darum gehen wird, wer die zwei, drei entscheidenden Plays macht."
Wer es härter und länger kann
Es sollten die Caps sein, die aber viel Geduld aufbringen mussten, überhaupt dorthin zu kommen. 40 Minuten lang mussten sie trotz Druck des Rückstands auf ihrem Gameplan beharren.
"Unser Motto die ganzen Playoffs über ist: Wer kann es am härtesten und am längsten? Das Team, das sein System beibehält und nicht in Panik gerät, wird gewinnen. Denn das System gibt dir keine Sieg-Garantie, aber die beste Chance auf den Erfolg", so der Kanadier.
"Das war auch alles, worüber wir nach zwei Dritteln gesprochen haben. Wir sind schon früher in der Serie in Rückstand geraten und dabei ruhig geblieben. Das ist überhaupt eine Sache, die das Team in allen wichtigen Spielen der Saison gemacht hat: Wir haben zwar nicht alle gewonnen, aber wir sind nie in Panik geraten."
"Unser Motto die ganzen Playoffs über ist: Wer kann es am härtesten und am längsten? Das Team, das sein System beibehält und nicht in Panik gerät, wird gewinnen. Denn das System gibt dir keine Sieg-Garantie, aber die beste Chance auf den Erfolg."
Wie die Caps das bewerkstelligten? "Wenn es eng wird: Atme tief! Das gibt dir die Chance, ruhig zu bleiben", gibt sich Cameron auch als Mentaltrainer.
Mit etwas mehr dieser Ruhe wäre die Entscheidung vielleicht schon in Spiel sechs gefallen: "Wir hatten zwei Zwei-gegen-Einen-, und sogar eine Drei-gegen-Einen-Situation und haben kein Tor gemacht. Dann hat Salzburg die Plays gemacht. So eng war es eben."
Neun Tage gegen 40 Stunden
Während seine Spieler die verdiente Jubelstimmung zumindest für den Abend auskosteten, trat der 60-Jährige leicht auf die Bremse: "Ich bin zu alt dafür. Das ist einer der Vorteile am Alter."
Vor allem aber ist die Zeit zur Final-Vorbereitung und somit auch zur Regeneration denkbar knapp: Das erste Spiel gegen den KAC in Wien steigt nur rund 40 Stunden nach Ende der Halbfinal-Schlacht.
Und der Gegner aus Kärnten hatte im krassen Gegensatz dazu neun Tage Zeit, die Kräfte wieder zu bündeln – eine der Annehmlichkeiten, die der "Sweep" über die Graz99ers mit sich brachte.
Für Cameron nicht zwingend ein Vorteil: "Es ist vielleicht ein kleiner im ersten Spiel, aber nicht mehr, wenn die Serie andauert. Die Spieler sind zu dieser Jahreszeit unter besonderer Spannung, es geht ja um alles."
Sein Liga-MVP Peter Schneider trat diesen Beweis gleich an und ließ sich freudestrahlend nicht anmerken, was für eine harte Serie hinter ihm und seinen Kollegen lag: "Das ist jetzt wieder ein Neustart, ich bin voller Energie. Es ist nicht so leicht, wenn man eine Woche spielfrei hatte und der Gegner mit vollem Schwung in die Serie geht."
Und damit nicht genug, kehrte auch dessen Vorgänger Rafael Rotter ausgerechnet in Spiel sieben nach überstandener Knöchelverletzung und Krankheit wieder ins Line-up zurück. Zumindest ein Capitals-Spieler also, der voll ausgeruht in die Finalserie geht.
Ein beliebter Finalgegner
Sonderlich viel Zeit zur Vorbereitung auf den Gegner braucht Cameron nicht: "Wir haben den KAC schon die ganze Zeit beobachtet, vor allem verglichen, wie sie in den Playoffs im Vergleich zu den bisherigen sechs Spielen gegen uns auftraten. Um herauszufinden, ob sie vielleicht etwas verändert haben. Aber wir kennen ihren 'defense-first'-Stil."
"Das ist jetzt wieder ein Neustart, ich bin voller Energie. Es ist nicht so leicht, wenn man eine Woche spielfrei hatte und der Gegner mit vollem Schwung in die Serie geht."
Die Erwartungen sind im Wiener Lager klar: "Ihre große Stärke ist der mannschaftliche Zusammenhalt."
Und darüber hinaus für so manchen, damals schon beteiligten Rotjacken-Spieler der besondere Anreiz, verspätete Revanche für den Final-Sweep 2017 zu nehmen.
Sonst würden die Vienna Capitals nicht nur zum dritten Mal überhaupt, sondern auch zum dritten Mal ausgerechnet gegen die Klagenfurter über einen Meistertitel jubeln dürfen.
Ein schlechtes Omen ist der Final-Kontrahent aus Wiener Sicht also nicht, auch wenn mit 2013 eine ungute Erinnerung in den Büchern steht.