Warum der KAC das zweite EBEL-Finalspiel gegen die Vienna Capitals nach 3:0- und 4:1-Führungen noch 4:5 nach Overtime verlor?
"Weil das Spiel 60 Minuten dauert." Und in manchen Fällen auch etwas mehr.
Die Antwort von Rotjacken-Coach Mike Pellegrims auf die Frage nach den Gründen für die Niederlage fiel noch einsilbiger aus, als es schon sonst der Stil des Belgiers ist. "Du musst durchziehen, das haben wir nicht gemacht. Wir haben ein bisschen aufgehört zu spielen, dann passieren solche Sachen."
Die Situation, eine Serie mit zwei Niederlagen zu beginnen, muss kein schlechtes Omen für den KAC sein - das war schon im Halbfinale gegen RB Salzburg der Fall, ehe die Klagenfurter den Meister noch kalt erwischten.
"Was letztes Jahr oder im Halbfinale war, ist jetzt egal. Wir müssen nach vorne schauen, leben in diesem Moment", schien Pellegrims der Fragen nach einer Trendwende - wie schon nach Spiel 1 - im Interview mit "Sky" überdrüssig.
20 Minuten KAC-Tugenden
Dabei begann die zweite Partie mehr als nur nach Plan. Die Caps bekamen keinen Schlittschuh auf das Eis, wurden nach einer Phase des Abtastens überrollt.
Nach Spiel 1 war LAOLA1.tv auf Stimmenfang:
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Die ersten drei Strafen gegen die Wiener führten zu drei Gegentoren, während man selbst offensiv ein völlig zum negativen geändertes Bild ablieferte.
"Die ersten 20 Minuten waren okay, da haben wir so gespielt, wie wir normalerweise sollten. Dann waren wir uns vielleicht zu sicher mit der Führung, das darf nicht passieren", schien Manuel Geier etwas ratlos.
Tatsächlich änderte sich das Bild schon nach der ersten Pause. Die Capitals standen enger am Mann, machten mehr Druck im Forecheck, kamen aber vorerst nur zum Anschlusstreffer - auch, weil die Stange jene Situationen rettete, die dem schwer beschäftigten Goalie David Madlener doch entglitten.
Ein ungewöhnlicher 'Turning Point'
Die erste Szene im 3. Drittel gehörte überraschenderweise wieder dem KAC, sollte aber auf seine Weise für den nächsten Push der Caps sorgen. Das sah auch Mike Pellgrims so: "Der Turning Point war, als wir das 4:1 geschossen haben."
Im Anschluss machte Jean-Philippe Lamoureux, dem drei ungewöhnliche, leichte Fehler unterliefen, im Wiener Tor für David Kickert Platz. Der "EBEL-Youngstar des Jahres" musste nicht mehr hinter sich greifen.
"Ab und zu läuft es nicht so perfekt, aber wir haben ihm auch nicht wirklich geholfen. Wir haben Glück, dass wir so eine Tiefe im Kader haben. Dass, wenn es für einen nicht so läuft, der andere einspringt", nahm Kickert seinen Kollegen im kollektivbestärkendem Plural in Schutz.
Auch Coach Serge Aubin hakte die ausbaufähige Leistung seines "Einsers" früh ab: "Jean-Philippe war am Ende auch auf der Bank glücklich. Er hat nach dem vierten Gegentor eine Pause gebraucht. Es kommt nicht darauf an, wer spielt, wir sind ein Team."
Und dieses Team sorgte in Person von Ryan McKiernan, Jamie Fraser und Kelsey Tessier - zwischenzeitlich wieder ohne Kickert am Eis - für die überraschende Overtime.
In dieser wurde mit Jerry Pollastrone wieder einer der Ex-Bozner zum Matchwinner, nachdem Taylor Vause in dieser Saison schon die legendäre Marathon-Partie in Innsbruck und Spiel 2 des Halbfinales in Südtirol entschieden hatte.
Lamoureux oder Kickert, Hauptsache Goalie
Nach dem zweiten Sieg im zweiten Spiel könnten sich die Vienna Capitals schon am Dienstag (20:15 Uhr, LIVE im LAOLA1-Ticker) den ersten Matchpuck auf ihren zweiten EBEL-Meistertitel sichern.
"Niemand ist unschlagbar. Aber wir haben gezeigt: Wenn wir fokussiert sind und auf die Kleinigkeiten achten, sind wir ein ziemlich gutes Team", legte Aubin seinen üblichen Hang zum Understatement dezent ab.
Ob wieder Lamoureux im Tor beginnt, wird sich der Coach überlegen - für ihn aber ohnehin kein brennendes Thema: "Das zählt nicht, und ich vertraue beiden. Es ist egal, wer spielt - wir fühlen uns mit demjenigen wohl."
Und ein klein wenig Druck wäre dem Auserkorenen nun auch von den Schultern genommen. Der Zugzwang liegt beim KAC - und alle Beteiligten rechnen immer noch mit einem langen Finalkampf, wie Manuel Geier erinnert.
"Es sind sieben Spiele. Wir sind bereit."