Spiel eins der EBEL-Finalserie ist in den Büchern! Und mit dem 3:2-Overtime-Erfolg der Vienna Capitals über den KAC hat sich eine harte Serie bereits in der ersten Begegnung angekündigt.
Die Wiener starteten besser, mussten im Laufe des Spiels aber der Müdigkeit aus dem Halbfinale gegen Red Bull Salzburg Tribut zollen. Die "Rotjacken" bekamen die Möglichkeit zum Comeback – und hätten das Spiel in der Verlängerung auch auf ihre Seite ziehen können.
LAOLA1 hat die wichtigsten Erkenntnisse aus dem ersten Aufeinandertreffen zusammengefasst und beleuchtet die Aspekte, auf die sich beide Mannschaften in den kommenden Tagen konzentrieren werden:
Müdigkeit gegen Rost in den Beinen
Die größte Frage vor dem ersten Finale wurde durch die unterschiedlichen Vorzeichen aufgeworfen: Werden die Caps die Sieben-Spiele-Serie gegen Salzburg spüren oder wird der beibehaltene Rhythmus einen Vorteil darstellen? Geht der KAC mit neun Tagen Pause im Rücken ausgeruht in den Showdown oder wird sich die fehlende Spielpraxis negativ auswirken? 40 Stunden Pause auf der einen, fast 200 Stunden auf der anderen Seite. Die Antworten nach Spiel eins: Es gibt sie nicht.
Die Wiener gingen mit viel Elan in die ersten Minuten, holten eine schnelle 2:0-Führung heraus, während die Klagenfurter kein Bein auf das Eis bekamen. Wer die ausgeruhtere Mannschaft ist, war in diesen Momenten nicht ersichtlich.
Nach der ersten Pause wandelte sich das Bild aber langsam. Die Capitals verschliefen die Anfangsminuten des Mitteldrittels, fingen sich schnell den Anschlusstreffer ein. Im dritten Drittel wirkten die Wiener schließlich stehend k.o., der Ausgleich schien zu diesem Zeitpunkt wie eine endgültige Wende. Erst in der Overtime wurden letzte Kräfte mobilisiert, eine Einzelaktion brachte die Entscheidung.
Während der Rost beim KAC mit Fortdauer der Serie abfallen wird, werden sich die Capitals aber ernsthafte Gedanken um die Kräfteeinteilung machen müssen.
"Ich habe mir Sorgen über das Energie-Level gemacht, als es in die Overtime ging", gab auch Caps-Coach Dave Cameron zu. "Wir wussten, dass es Momentum-Wechsel geben wird. Und dass es kein Shutout wird."
Auch Taylor Vause musste eingestehen: "Vielleicht wurden wir wirklich müde. Es gab eine Menge Emotionen nach Spiel sieben, wir hatten ein High und wollten das in die Partie mittragen. Aber dann hat ihre Ausgeruhtheit zugeschlagen. In den Playoffs musst du damit umgehen, wir werden uns da durchkämpfen."
Petri Matikainen fielen die Fortschritte seines KAC auf: "Vielleicht waren wir am Anfang etwas eingerostet, aber wir sind mit der Zeit besser geworden. In manchen Situationen haben wir uns einfach zu blöd angestellt."
Einzelleistungen, die den Unterschied machen
Schlägt die kollektive Müdigkeit zu, müssen einzelne Spieler ihre Kraftreserven mobilisieren. Das bewahrheitete sich in der Overtime, als zwei Leistungsträger in den Fokus rückten: Sondre Olden und Nick Petersen.
Während der KAC-Kanadier den Matchpuck nach wenigen Momenten am Schläger hatte und alleine an Jean-Philippe Lamoureux scheiterte, profitierte der Capitals-Norweger später von einem Fehler Petersens, der die Scheibe an der Bande herschenkte und den Konter zur Entscheidung damit ermöglichte. Seinen Abschluss in die kleine Lücke, die KAC-Goalie Lars Haugen offen ließ, bewerkstelligt auch nicht jeder Spieler.
"Er ist dieser Typ Spieler. Er kann etwas aus Nichts machen. Es war ein Elite-Schuss von einem Elite-Spieler", sagte Cameron über seinen Mann für die Entscheidungen.
Schon im Halbfinale gegen Salzburg sorgte Olden nämlich in zwei Overtimes für die entscheidenden Tore. Auch mit der Rückkehr von Ex-MVP Rafael Rotter am Freitag bekamen die Caps einen wertvollen "Playmaker" zurück, er war vor dem 1:0 involviert.
Während Petersen in der Overtime die Entscheidung verpasste, bewies er durch die tolle Kombination beim 2:2-Ausgleichstreffer mit seinen Kollegen Mitch Wahl und Patrick Harand, welch Spielwitz in den Rotjacken steckt. "Vielleicht wollte ich zuviel. Das war hart zu verkraften", sagte Petersen über die Overtime-Szene, in der er das Spiel entscheiden hätte können.
Disziplin und Härte als Gegenspieler
Die ersten Minuten in Kagran ließen eine Härteschlacht erwarten. Patrick Peter und Adam Comrie ließen nach wenigen Momenten die Fäuste sprechen, die Capitals mussten Verteidiger Marc-Andre Dorion nach einem harten Bandencheck an ihm zwischenzeitlich vorgeben. Mit einem weiteren Scharmützel verabschiedeten sich die Teams in die Kabinen. Beide Coaches dürften in der ersten Pause dafür gesorgt haben, Schärfe herauszunehmen, denn ab dem zweiten Drittel waren solche Härteeinlagen nur mehr vereinzelt zu vernehmen.
Ärgern durften sich beide Coaches über die zahlreichen Strafen, die hüben wie drüben genommen wurden: Jeweils 17 Strafminuten waren für die Geschmäcker von Cameron und Matikainen gleichermaßen zu viele. Weite Teile des Spiels fanden nicht im Fünf-gegen-Fünf statt.
"Daraus haben sie Momentum generiert", war Cameron überzeugt – und musste den 1:2-Anschlusstreffer mit einem Mann weniger am Eis mitansehen, der den KAC zurück ins Spiel brachte. Trotzdem herrschte auch auf der Gegenseite Unzufriedenheit: "Es war ein hartes Spiel und ich war nicht glücklich mit der Weise, wie wir heute gespielt haben", zeigte sich Matikainen sichtlich unzufrieden.
Trotz der Vielzahl an Möglichkeiten: Es geht darum, ob sie genutzt werden. Und Spiel eins offenbarte, dass sich zwei der drei besten Penaltykilling-Units der EBEL gegenüberstehen. Das 1:2 blieb das einzige Tor im Powerplay – findet eines der Teams besseren Zugang zu seinem Überzahl-Spiel, wird das mitunter den Ausschlag geben.