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Philipp Lukas: "Das ist nicht meine Philosophie"

Der Coach der Black Wings Linz setzt nach der Rückkehr verletzter Spieler erstmals in seiner Ära auf zehn Imports. Das schmeckt ihm nicht, war aber notwendig.

Philipp Lukas: Foto: © GEPA

Die Black Wings Linz bleiben heiß.

Das 4:1 bei den Vienna Capitals (Spielbericht >>>) war nicht nur der erste Erfolg im dritten Saisonduell mit den Wienern, sondern zugleich der 14. Sieg aus den letzten 16 Spielen.

"Das Spiel war definitiv nicht so eindeutig, wie es das Resultat aussagt. Es war ein schwieriges Spiel für uns. Es war etwas Glück bei der Führung dabei, aber in der schwierigsten Phase des Spiels, als wir Anfang des dritten Drittels fünf Minuten in Unterzahl waren, konnten wir nachlegen. Das war spielentscheidend", sagte Head Coach Philipp Lukas.

Nur mehr vier Punkte fehlen auf Spitzenreiter Fehervar AV19, am Sonntag steht das zweite Aufeinandertreffen mit dem EC Red Bull Salzburg (17:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>) binnen zwei Wochen an. Das erste Duell in Salzburg entschieden die "Eisbullen" mit 5:2 für sich.

In den Katakomben der STEFFL-Arena spricht Head Coach Philipp Lukas mit LAOLA1 u.a. über den Erfolgslauf, das Ausschöpfen des Import-Kontingents sowie die intensive Phase rund um Weihnachten.

Frage: Was ist der Grund für diesen Erfolgslauf?

Philipp Lukas: Seit der letzten Länderspielpause - witzig, dass unser letztes Spiel vor der Pause hier in Wien war und wir einen Weg gefunden haben, das Spiel zu verlieren - hat die Mannschaft Verantwortung übernommen und die Lehren aus dem Ganzen gezogen. Wir haben in unserer Spielweise nichts verändert. Was für mich ersichtlich ist: Die Mannschaft hat ein Verständnis gefunden, wie sie spielen muss, um langfristig erfolgreich sein zu können. Somit erarbeitet man sich natürlich den einen oder anderen Bounce, aber wir haben die Möglichkeit gehabt, über diesen toughen Stretch mit zwölf Spielen in vier Wochen großteils wirklich diszipliniert zu spielen. Nicht nur was die Strafen, aber vor allem was unsere Spielweise angeht. Wir hatten auch die Möglichkeit, so viel wie möglich mit vier Linien zu spielen und unser Compete-Level hat sich gesteigert. Ich glaube, es ist ein Zusammenspiel aus mehreren Dingen, natürlich stimmt uns das sehr positiv.

LAOLA1: Wenn man so einen Lauf hat, kommt dann wie heute in Wien in manchen Situationen auch das nötige Glück dazu?

Lukas: Ich glaube nicht, dass das aus dem Erfolgslauf resultiert. Aber natürlich wissen wir, dass das Glück beim ersten Tor bei uns war. Es war nicht unbedingt so, dass wir das Spiel in der Hand hatten - ganz im Gegenteil. Wir mussten im zweiten Drittel zwei Strafen killen, da haben wir aber kein Momentum gewonnen. Das war eigentlich der Shift der vierten Linie, der uns das zurückgebracht hat. Dann war es schon ein glücklicher Bounce (beim 1:0, Anm.). Das zweite Tor entsprach schon eher unseren Vorstellungen. Wir wollen schnell nach vorne spielen und hatten dort eine schöne Aktion. Die Mannschaft ist in der fünfminütigen Unterzahl - einer schwierigen Phase - zusammengerückt und hat einen Shorthander erzielt. Das ist nicht so viel Glück, sondern schon etwas, das man sich erarbeitet hat.

"Ich war natürlich extrem angepisst - auf der anderen Seite ist es schon interessant, dass diese Entscheidungen auch stets eindeutig gegen uns ausfallen."

Philipp Lukas

LAOLA1: Wie sehr ärgern dich solche Aktionen wie von Patrick Söllinger (erhielt mit Ende des zweiten Drittels eine Spieldauerdisziplinarstrafe wegen eines Cross-Checks ins Gesicht von Zane Franklin, Anm.)?

Lukas: Was heißt, ärgert? Ich habe es anders empfunden, muss mir das Video erst anschauen. Ich war natürlich extrem angepisst - auf der anderen Seite ist es schon interessant, dass diese Entscheidungen auch stets eindeutig gegen uns ausfallen. Wir hatten heute 35 Strafminuten und sind bei weitem keine schmutzige Mannschaft. Das ist für mich schon schwer nachzuvollziehen. Wollte er ihm ins Gesicht crosschecken? Nein, wollte er nicht. Was soll ich ihm da sagen? Ich kenne den Burschen, ich weiß, dass er keine Verletzungsabsicht hat. Die Situation gegen Kragl (wurde von Zane Franklin in der zweiten Spielminute hart in die Bande gecheckt und blieb kurz liegen, Anm.), muss ich ehrlich sagen: Dass man sowas reviewt und dann trotzdem bei zwei Minuten bleibt - so kann man sich die Münze drehen.

Frage: Euer Spiel zeichnet aus, dass ihr sehr kompakt seid. Wenn Rasmus Tirronen so hält wie heute, wird es für den Gegner schwierig.

Lukas: Das war das beste Spiel von ihm heuer. Er war in meinen Augen ausschlaggebend für den Sieg heute, hat auf mich sehr stabil gewirkt. Die Scheiben haben ihn getroffen, er war aber stets kompakt. Wir hätten teilweise kompakter sein können, doch gerade in Unterzahl-Situationen war er sehr stark. Wenn Wien einmal Momentum hatte oder vor ihm viel los war, war er sehr fokussiert. Er hat die Null lange gehalten und uns die Möglichkeit gegeben, in Führung zu gehen und zu bleiben.

LAOLA1: Die Formkurve zeigt in den letzten Wochen bei beiden Torhütern nach oben, auch Thomas Höneckl hatte bereits einige gute Partien. Das war zu Saisonbeginn nicht immer der Fall.

Lukas: Wenn die Dinge nicht ganz so rund laufen, wir unser Spiel mit der Scheibe noch nicht gefunden haben, nicht ganz so sicher sind und nicht das Verständnis für unser Spiel haben, auch im Spiel ohne Scheibe, dann ist auch das Selbstvertrauen nicht da. Dann mangelt es an Erfolgserlebnissen, so akkumuliert das Ganze - das ist nichts anderes bei den Torhütern. Man hat heute gespürt, dass "Ras" voller Selbstvertrauen war, das war schön zu sehen. Ähnlich ist es bei der Mannschaft.

LAOLA1: Ihr habt gegen Innsbruck und Wien erstmals unter deiner Ägide mit zehn Imports gespielt. Das ist für dich doch sehr unüblich.

Lukas: Ist es, und es ist langfristig gesehen auch nicht meine Philosophie. Es hat sich aus dem Verletzungsproblem ergeben, mit dem wir am Anfang der Saison konfrontiert waren. Mit dem Ausfall von Emilio Romig war es schwer für uns, so einen österreichischen Spieler zu ersetzen. Durch den Ausfall von Brodi Stuart hatten wir schon einen relativen Engpass.

"Jetzt sind wir nicht meiner Philosophie entsprechend. (...) Die eigentliche Idee ist schon, dass man wieder zu acht Imports zurückkommt."

Philipp Lukas

Die Dinge sind dann (mit den Verpflichtungen von Ken Ograjensek und Luka Maver, Anm.) in eine gute Richtung gegangen, beide haben der Mannschaft sehr geholfen. Wir wussten auch nicht, wie und wann Stuart zurückkommt. Jetzt sind wir nicht meiner Philosophie entsprechend, das hast du richtig erkannt und muss man bei zehn Ausländern auch so ansprechen. In der Zukunft wollen wir uns nicht daran orientieren, sondern sicher zurückgehen. Auch das hängt wieder davon ab, wie viele Österreicher wir halten können. Wir wissen, welche Teams aufrüsten und Österreicher haben wollen. Wenn wir da einige verlieren, müssen wir schauen, wie wir diese Positionen dann auch wieder befüllen. Aber die eigentliche Idee ist schon, dass man wieder zu acht Imports zurückkommt.

LAOLA1: Können zwei Imports mehr in einer intensiven Phase wie rund um bzw. nach Weihnachten helfen? Vor allem rund um den Jahreswechsel gab es in den letzten zwei Jahren stets einen Leistungsabfall.

Lukas: Ich führe das schon immer wieder darauf zurück, und das vergessen die meisten: In den letzten zwei Jahren hatten wir in diesen Phasen jeweils Verletzungsprobleme. Jede Mannschaft hätte Schwierigkeiten, solche zu kompensieren. Letztes Jahr hat es Matt MacKenzie erwischt, Graham Knott war eine Zeit lang out. Dann haben wir Shawn St-Amant verloren. Das muss man erst einmal kompensieren können. Trotzdem habe ich diese Phase als extrem positiv empfunden, weil wir in jedem Spiel dabei waren. Natürlich fehlt es einem dann an Tiefe, aber auch an Qualität. Sehr viele Leute fragen mich: Kommt das heuer wieder? Ich sage: Nein, das hätte auch letztes Jahr nicht kommen müssen. Aber es war ein Resultat der Verletzungen, das kann man einfach nicht außer Acht lassen.

LAOLA1: Am Sonntag geht es gegen Salzburg weiter. Die Partie in Salzburg verlief sehr knapp, du meintest danach: "Der Meister hat uns gezeigt, wie man ein so enges Spiel gewinnt." Was stimmt dich zuversichtlich, dass die Partie diesmal zu euren Gunsten ausgehen wird?

Lukas: Das Spiel war kein Schlechtes, aber wir brauchen ein Besseres. Salzburg hat Qualität, das zeigen sie immer wieder. Somit können wir uns diese Fehler im Spiel nicht leisten, weil sie nicht viele Möglichkeiten brauchen, um diese auch zu verwerten. Wir werden ein disziplinierteres Spiel brauchen. Sind wir dort 35 Minuten auf der Strafbank, werden wir wahrscheinlich nicht gewinnen. Wir werden über 60 Minuten alle Spieler brauchen, den Gegner alles erarbeiten lassen müssen. Wir werden sie zum Verteidigen zwingen müssen, was gegen Salzburg schwierig genug ist. Es ist eine tolle Herausforderung für uns.



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