Die Black Wings Linz haben in dieser Saison zum ersten Mal seit 2018 das Halbfinale der win2day ICE Hockey League erreicht.
Zwar liegen die Oberösterreicher in der best-of-seven-Serie gegen den KAC mit 1:2 zurück, doch Präsident Peter Nader zeigt sich trotzdem bereits zufrieden mit dem bisher Erreichten.
"Vor der Saison war das ausgerufene Ziel, die Playoffs wieder zu erreichen. Alles was jetzt kommt, ist Draufgabe und wir freuen uns über jeden Sieg", sagt Nader im Gespräch mit LAOLA1.
Seit Mai 2021 führt der ehemalige Rechtsanwalt den Klub aus der Stahlstadt, Nader übernahm die Black Wings in turbulenten Zeiten. Mittlerweile hat Linz wieder ruhigere Fahrwasser erreicht und sich für die "nachhaltige und ehrliche Arbeit" belohnt.
Nader spricht im LAOLA1-Interview unter anderem über seine bisherige Amtszeit, die "Strategie 2030", einen möglichen Ausbau der Eishalle und die Liga-Vermarktung.
LAOLA1: Wie haben Sie die bisherigen Playoffs erlebt?
Peter Nader: Es war sehr aufwühlend und emotional. Ich habe vor vier Jahren vor nicht einmal 800 Leuten in der Halle angefangen, aufgrund der Streitereien mit dem Ex-Präsidenten wollte kein Sponsor mehr die Black Wings angreifen. Das war wirklich eine harte Zeit. Was mich so freut und berührt hat, ist, dass sich nachhaltige und ehrliche Arbeit auszahlt. Wir haben in den Spielerkader nicht groß investiert, sind aber trotzdem so erfolgreich, weil wir ein super Team sind. Man fühlt sich wirklich wie in einer Familie, ich führe es auch so. Ich sage immer, ich bin der Papa und das sind meine Kinder. Sie sollen im Sandkasten spielen und wir schaufeln ihnen alles weg. Obwohl wir so eine kleine Organisation sind - wir sind nur fünf Personen im Office - ist das unsere Stärke. Wir sind klein, aber fein. Irgendwann hat man dann Erfolg, das sieht man bei unserer Mannschaft. Das ist ein Team, und das Team hat gewonnen, nicht die großen Einzelspieler, die wir schon auch haben, aber das ist eine zusammengewachsene Mannschaft und lauter Buddies. So eine Kabine hatten wir noch nie.
LAOLA1: Das zeigt sich auch darin, dass die Black Wings Linz zum ersten Mal seit 2018 das Halbfinale erreicht haben.
Nader: Die Serie gegen Graz war für jeden nervenaufreibend, ich hätte einen Kardiologen auf der Bank gebraucht (lacht). Aber wir freuen uns extrem, können nichts mehr verlieren und nur mehr gewinnen. Wir sind im Semifinale, vor der Saison war das ausgerufene Ziel, die Playoffs wieder zu erreichen. Alles was jetzt kommt, ist Draufgabe und wir freuen uns über jeden Sieg.
"Das Schöne ist, uns ist keiner den Erfolg neidig, er wird uns vergönnt."
LAOLA1: Die Serie gegen Graz brachte sechs Overtime-Entscheidungen in Folge, das ist ein Weltrekord. Damit habt ihr österreichweit für Schlagzeilen gesorgt. Bekommt man das als Verein mit?
Nader: Es ist extrem positiv und überwältigend. Der Zuschauerandrang ist enorm, wir könnten die Halle gefühlt dreimal ausverkaufen (4.865 Zuschauer haben Platz, Anm.). Wir haben auch so viele Glückwünsche bekommen. Das Schöne ist, uns ist keiner den Erfolg neidig, er wird uns vergönnt. Daran merkt man, dass unsere Arbeit und die Organisation sympathisch wahrgenommen wird. Das ist nicht selbstverständlich, wir müssen daran denken, woher wir kommen. Wir müssen am Boden bleiben, es ist nicht selbstverständlich, was wir hier erreicht haben. Das kann man nicht jedes Jahr wiederholen.
LAOLA1: Es herrscht eine riesige Euphorie um die Black Wings, man wird jetzt nicht mehr als "der dritte Sportverein" in Linz neben dem LASK und Blau-Weiß Linz wahrgenommen, sondern steht auf einer Stufe mit ihnen. Wie stolz macht Sie diese Entwicklung?
Nader: Sehr stolz, wobei ich mir nicht anmaße, dies zu bewerten. Es ist keine Entwicklung, die mit einem großen Investment passiert ist, sondern mit viel harter und ehrlicher Arbeit. Ich habe ein kleines Team, das immer vom Erfolg überzeugt war. Ich habe ihnen gesagt, wir haben noch keinen Kuchen, wo wir etwas runterschneiden können. Wir bauen gerade den Kuchen, wo wir irgendwann einmal eine Scheibe herunterschneiden können. Das ist so schön, weil sich gezeigt hat, dass es eintritt. Ich bin unendlich stolz auf die Organisation, was wir die letzten vier Jahre geleistet haben.
LAOLA1: Sie haben im Mai 2021 das Präsidentenamt übernommen, der Verein glich damals einem Scherbenhaufen. Hätten Sie sich vorstellen können, dass die Black Wings eine derart rasante Entwicklung nehmen würden?
Nader: Insgeheim hatte ich einen Fünfjahresplan, wo wir uns langsam entwickeln. Dieser Plan sieht auch vor, dass wir in Linz ein Eishockeyzentrum entwickeln. Das kommt jetzt näher, als ich geglaubt hätte. Es war schon überraschend, dass sich der Erfolg so schnell eingestellt hat. Aber es zeigt die Entwicklung, die diese Organisation genommen hat.

LAOLA1: Sie haben bei ihrem Amtsantritt gesagt, dass Sie vor allem das Vertrauen der Fans und Sponsoren zurückgewinnen wollen. Sie haben sich als Brückenbauer, unter anderem zur Stadt, gesehen. Ist Ihnen das gelungen?
Nader: Ja, ist es. Wir haben die großen Sponsoren wieder zurückgewonnen - Linz AG, Liwest, Gasteiner, VKB, KE Kelit wird nächstes Jahr wieder Sponsor sein. Und wir haben Sponsoren wie unseren Hauptsponsor Steinbach, der in einer Zeit eingetreten ist, wo es uns nicht gut gegangen ist. Am Anfang bin ich Klinkenputzen gegangen, habe "gebettelt", dass uns Sponsoren unterstützen und an uns glauben. Ich bin zu den Sponsoren gegangen und habe gesagt, glaubt mir, wir machen gute Arbeit und es wird wieder gut. Manche glaubten es, manche warteten ab. Ein paar große Sponsoren haben mir vertraut und wir rechtfertigen dieses Vertrauen auch. Das ist meine größte Genugtuung.
LAOLA1: Sie haben damals außerdem von einer "Strategie 2030" gesprochen. Es sollten mehr Eigenbauspieler in die Mannschaft integriert, der Österreicher-Anteil generell erhöht werden. Wo steht man auf diesem Weg?
Nader: Dieser Weg ist sehr schwierig, weil die guten Österreicher leider Mangelware sind und der Preis bei den besseren Österreichern von anderen Mannschaften hochgetrieben wird, die wir uns dann einfach nicht mehr leisten können. Umso mehr müssen wir schauen, dass wir unsere eigenen Österreicher kreieren. Akademie, Verein - wir müssen alles zusammenführen und eine einheitliche Organisation sein. Wir müssen möglichst viele Eigenbauspieler herausbringen. Patrick Söllinger ist ein aktuelles Beispiel, unfassbar, was der junge Bub mit 20 Jahren in den Playoffs leistet. Wir haben mit Söllinger, Gerd Kragl und dem momentan leider verletzten Stefan Gaffal drei Linzer Buam. Es wäre wünschenswert, noch ein, zwei mehr zu haben. Dann kannst du auch den Ausländeranteil minimieren. Ich sage jetzt aber nicht, ab dem und dem Jahr machen wir das, weil das Material nicht da ist. Die Qualität musst du trotzdem behalten, kannst nicht nur auf Österreicher schauen und sagen, du bist in der Liga nicht vorne dabei. Diese Waage zu erhalten, Entwicklung und trotzdem vorne mitzuspielen, ist sehr schwierig. Ich glaube, Philipp Lukas und sein Team machen das bis dato sehr gut. Aber es ist kein leichter Weg, weil ICE-fähige Österreicher gibt es nicht wie Sand am Meer. Darum muss der Weg sein, dass wir so gut im Nachwuchs arbeiten, dass wir in den nächsten Jahren weitere Eigenbauspieler wie Söllinger produzieren.
LAOLA1: Patrick Söllinger könnte überhaupt das nächste Aushängeschild der Black Wings Linz werden, eine Identifikationsfigur, wie es beispielsweise Philipp und Robert Lukas waren.
Nader: Und die Integration der Fans mit den Spielern ist ganz wichtig! Darum schauen wir auch, dass wir Spieler längerfristig binden. Für die Fans ist nichts wichtiger, als sie kennen den Kader, das schafft auch Stimmung in der Halle. Wenn du jedes Jahr die Spieler austauschst, ist das nicht gut. Der große Kern muss bestehen bleiben, das war immer unser Credo. Bei den Linzer Buam ist es umso wichtiger, dass wir danach trachten, sie in Linz zu behalten. Und das werden wir versuchen. Man weiß nie, wenn einmal das Ausland ruft...aber innerhalb Österreichs schauen wir, dass unsere Linzer Buam auch in Linz bleiben.
LAOLA1: Wenn im Falle von Patrick Söllinger das Ausland rufen würde und der Schritt auch sinnvoll wäre, würde man ihm keine Steine in den Weg legen?
Nader: Nein, würden wir keine, siehe Benedikt Oschgan. Wenn er sich so weiterentwickelt, wird er in Schweden bleiben. Es ist ein Zeichen der guten Arbeit, die wir in Linz leisten, dass wir solche Spieler produzieren, die dann wirklich eine reele Chance haben, ins Ausland zu gehen. Wenn Deutschland, Tschechien oder Schweden ruft, dann musst du sie gehen lassen. Für ihre Entwicklung kann es nichts Schöneres geben, als im Ausland zu spielen.
"Man darf sich eine Kabine nie mit Geld zerstören. Wenn ein Spieler bei einem anderen Verein mehr kriegt, musst du ihn gehen lassen."
LAOLA1: Neben Salzburg und dem KAC gibt es mit Graz mittlerweile einen weiteren "Big Player" am heimischen Spielermarkt. Inwieweit hat sich der Markt dadurch für Ihre Organisation verändert, vor allem auch in finanzieller Hinsicht?
Nader: Es gibt einfach Spieler, die Angebote bekommen, bei denen wir nicht mitgehen können. Wir werden mit dieser Preistreiberei bei den Österreichern auch nicht mitgehen. Unser Vorstand und ich geben ein Budget vor, darin muss sich das sportliche Team auch bewegen. Und: Wir können bei einem Spieler, nur weil ein anderer Verein mehr bietet, nicht mitgehen, weil du dir damit die Kabine zusammenhaust. Jeder hat einen ungefähren Preisrahmen und Spieler verdienen das, was sie wirklich wert sind. Du kannst nicht über dem Wert zahlen, weil die Spieler reden in der Kabine trotzdem, was sie verdienen. Man darf sich eine Kabine nie mit Geld zerstören. Wenn ein Spieler bei einem anderen Verein mehr kriegt, musst du ihn gehen lassen - so blöd das klingt. Darum funktioniert es bei uns auch so gut, wir bezahlen die Spieler entsprechend ihres Wertes in unserem Teamgefüge.
LAOLA1: Wie wollen Sie es in Zukunft schaffen, vor allem jüngere Österreicher länger im Verein zu halten? Müssen andere Anreize als Geld aufgezeigt werden?
Nader: Ja, und ich glaube, wir machen das sehr gut und alle Spieler fühlen sich in Linz wohl. Wir bieten den Spielern hier einen gewissen Service. Alle Spieler wohnen beieinander, die Wohnungen sind zentral. Die Imports wohnen alle in einem Wohnblock, sind Nachbarn - das stärkt, weil sich die Familien untereinander connecten können. Die Anreise zur Halle ist gering, wir haben Partnerschaften mit Frisören, Autowäschen, einem Golfklub. Wir machen viel mit Partnern, damit sich die Spieler einfach wohlfühlen. Und ich glaube, dieser Wohlfühleffekt, dazu zählt auch der eigene Bereich im VIP, schafft es, dass ein Spieler nicht wegen 3.000 oder 4.000 Euro zu einem anderen Verein wechselt.
LAOLA1: Ich habe folgendes Zitat von Ihnen in einem Interview aus dem Jahr 2023 gefunden: "Es ist für das österreichische Eishockey unabdingbar, dass sich mehrere Teams der Liga eine zweite Profimannschaft leisten müssen, die mit österreichischen Talenten gebildet wird." In Linz wurde die zweite Mannschaft (Steel Wings Linz) im letzten Sommer aus Kostengründen - es wäre ein Budget von einer Million Euro notwendig gewesen - eingestellt und die Nennung in der Alps Hockey League zurückgezogen. Hätten Sie im Nachhinein etwas anders gemacht?
Nader: Ich hätte bereits bei meiner Amtsübernahme, als wir den Zusammenschluss zwischen den Black Wings und Steel Wings hatten, sagen müssen, dass wir uns das nicht leisten können.
LAOLA1: Also war das Projekt damals (2021, Anm.) schon nicht rentabel?
Nader: Genau, nur hatte ich gemeinsam mit der sportlichen Leitung die Vision: Wo sollen wir sonst unsere jungen Spieler entwickeln? Dafür ist die AlpsHL super, aber ich hatte gehofft, dass dieses Projekt mehr von der öffentlichen Hand und den Sponsoren getragen wird. Aber es war nicht so und ist auch verständlich. Ein Sponsor will einen Werbewert erreichen, das schaffst du mit der AlpsHL nicht. Und es gibt dir kein Sponsor mehr Geld, weil du eine zweite Mannschaft führst. Man darf ja nicht sagen, das ist eine Nachwuchsmannschaft - das ist ein zweites Profiteam mit Spielern, die den Sprung noch nicht geschafft haben. Es ist zwar die zweite Liga, aber du hast dieselben finanziellen Kosten wie in der ersten Liga. Der einzige Unterschied ist, dass du weniger Gehälter zahlst. Aber sonst kostet es dich gleich viel.
LAOLA1: Apropos Kosten: Gibt es Überlegungen, die Halle in Zukunft einmal um- oder vielleicht sogar auszubauen? Das Fan-Potenzial ist nicht endenwollend.
Nader: Vor nicht allzu langer Zeit waren hier nur 1.000 oder 2.000 Zuschauer drin, da war es ausreichend. Jetzt sind wir wieder voll, man darf jedoch nicht größenwahnsinnig werden und sagen, nur weil wir aktuell 15.000 Tickets verkaufen können, machen wir eine Halle mit 10.000 Zuschauern und dann ist die Halle zwei Drittel der Saison nur zu einem Drittel gefüllt. Da ist man lieber klein und fein. Wir können froh sein, dass wir überhaupt so eine Halle haben - in dem Ausmaß, in dem Zustand und mit diesen VIP-Räumlichkeiten.
LAOLA1: Man würde bei einem Ausbau womöglich auch Gefahr laufen, die Stimmung zu verlieren - siehe Szekesfehervar.
Nader: Bei uns sind die Fans eine Wand, dadurch ist die Stimmung auch einzigartig. Wenn die anfangen, fängt die ganze Halle an und ich weiß nicht, ob du dir das nicht kaputt machst, wenn du 6.000-7.000 Leute hast. Diese Zahlen können wir im Grunddurchgang nicht erreichen, dafür ist er zu lang. Und die Leute kommen auch wegen der Stimmung in die Halle.
"Wir müssen unsere Liga besser verkaufen. Es müssen alle Vereine an einem Strang ziehen, um das Produkt Eishockey in der Öffentlichkeit besser zu vermarkten."
LAOLA1: Kommen wir zum Sportlichen zurück: Wo orten Sie noch Verbesserungspotenzial?
Nader: Ich sage ganz ehrlich, ich mische mich nicht ins Sportliche ein. Phil Lukas ist unser sportlicher Leiter, den ich, wenn ich fragen habe, zu mir ins Büro einlade und darüber spreche. Aber ich bin sicher kein Präsident, der Spieler oder Trainer öffentlich kritisiert oder sich überhaupt einmischt. Ich maße mir nicht an, mehr als meine sportliche Leitung zu wissen. Wenn es etwas zu verbessern gibt, wird das an mich herangetragen. Wenn wir es uns leisten können, bin ich gerne bereit, den Verbesserungswünschen zuzustimmen.
LAOLA1: Und wie sieht es in puncto Liga aus?
Nader: Wir müssen unsere Liga besser verkaufen. Es müssen alle Vereine an einem Strang ziehen, um das Produkt Eishockey in der Öffentlichkeit besser zu vermarkten. Eishockey ist so ein lässiger, populärer und fairer Sport. Wir haben es im Viertelfinale gesehen, trotz dieser Rivalität zwischen Graz und Linz hat jeder dem anderen gratuliert. Wir haben unter den Zuschauern einen Frauen-Anteil von 40 Prozent, du kannst Kinder mitnehmen, wir haben zwei Polizisten in der Halle. Und trotzdem sind wir so eine Randsportart. Ich glaube, du findest weltweit keinen Sport, der so lässig ist, wo sich Menschen derart wohlfühlen, wenn sie zuschauen, und trotzdem sind wir eine kleine Bubble. Ich finde, dieser Sport hat mehr verdient. Da liegt es an uns und an der ICE Hockey League, das Produkt Eishockey besser zu vermarkten. Da fehlt so viel, man muss darüber nachdenken: Wie machen wir das? Wir haben viel Nachholbedarf.