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Vienna Capitals wollen "in Österreich Maßstäbe setzen"

Martin Reiss will die Wiener zudem international als Marke positionieren. Mit der Liga führte der Präsident Gespräche, die Infrastruktur macht Fortschritte.

Vienna Capitals wollen Foto: © GEPA

Der Andrang war groß, das Ambiente prunkvoll.

Die Vienna Capitals luden am Montagvormittag zu einer Pressekonferenz im Wiener Nobel-Hotel "The Ritz-Carlton", in welcher der neue Vorstand um Präsident Martin Reiss seine ersten Erfolge präsentierte.

Zahlreiche neue (internationale) Partner wurden vorgestellt, darunter etwa Technologieriese "acer" oder "DHL". Darüber hinaus wird die Partnerschaft mit "Wien Energie" vertieft, Österreichs größter Energieversorger fungiert künftig als einer der vier Hauptpartner.

Hellhörig wurde man erstmals, als das Budget für die nächste Saison angerissen wurde. Dieses sei bei der Profi-Mannschaft um rund 15 Prozent erhöht worden, die kommende Spielzeit ist zudem ausfinanziert.

Kurz nach dem Saisonauftakt am 20. September soll die Planung für 2025/26 gestartet werden, mittelfristig wollen die Wiener wieder um den Final-Einzug in der win2day ICE Hockey League mitspielen.

Darüber hinaus will der neue Präsident die Capitals nicht nur international als Marke positionieren, "was zwei bis drei Jahre dauern wird", sondern auch national neue Maßstäbe setzen. 

"Eigenständigkeit" soll im Vordergrund stehen

(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

Das Engagement des 68-jährigen Sportmarketing-Experten hat sich in den drei Monaten seit seinem ersten Medienauftritt (hier nachlesen >>>) intensiviert.

Rund drei Stunden am Tag würde er investieren, um seine Visionen umzusetzen - das sei viel mehr als ursprünglich geplant. Schon bei seinem Amtsantritt stellte Reiss, der anfangs gar nicht Präsident werden wollte, klar: "Ich mache nur mehr das, was mir Spaß macht."

Die Capitals bereiten ihm offenkundig eine Freude, der Schweizer mit tschechischen Wurzeln will ein würdevoller Erbe von Ehrenpräsident Hans Schmid sein. "Ohne ihn würde es die Vienna Capitals nicht mehr geben", war in den letzten Monaten und auch an diesem verregneten Montag öfters zu hören.

Der 84-jährige Vereinsgründer kümmerte sich stets darum, dass die Caps ausgeglichen bilanzieren würden. Eine Aufgabe, die besonders aufgrund der Corona-Pandemie und der Teuerung von Jahr zu Jahr schwieriger wurde. Sein Werk soll in "bester Art und Weise" fortgeführt werden, "Eigenständigkeit" in Zukunft aber das höchste Gebot sein.

Das Ziel sei, sowohl ohne kommunale Förderungen, als auch ohne einem Mäzen reüssieren zu können. "Das wäre im österreichischen Eishockey abgesehen vom EC Red Bull Salzburg, der bekanntlich vom namensgebenden Getränkehersteller finanziert wird, wohl ein Novum", heißt es.

Der Präsident hat nicht nur im Nachwuchs Großes vor

Der Nachwuchs soll ebenfalls wieder in den Mittelpunkt rücken, mit der "Pho3nix Vienna Capitals Youth Foundation" konnte ein neues Projekt vorgestellt werden.

Mit dieser soll das Nachwuchs-Eishockey in Österreich gefördert werden, im ersten Schritt liegt der Fokus auf der Ostregion mit Wien, Niederösterreich und Burgenland. Partnervereine in der Umgebung sollen dabei mit kostenloser Ausrüstung, Ausbildungen für Trainer oder der Organisation von Turnieren und Trainingslagern unterstützt werden.

Martin Reiss will nicht ausschließlich den Capitals mit seiner Erfahrung helfen
Foto: © GEPA

"In drei Jahren soll das Projekt auf ganz Österreich ausgeweitet werden", hat Reiss, der auch ein Herz für das Frauen-Eishockey hat, Großes vor.

Das betrifft indes auch die win2day ICE Hockey League, deren Vermarktung er im Juni scharf kritisierte. "Wenn ich mir die Zahlen ansehe, dann muss ich annehmen, dass das jemand nicht kann", nahm sich der Neo-Präsident kein Blatt vor den Mund. "Mir mangelt es an Diplomatie, ich bin sehr direkt", lacht der 68-Jährige.

Reiss erzählt von konstruktiven Gesprächen und zwei Treffen mit den Liga-Verantwortlichen, am Mittwoch kommt man erneut zusammen. "Wir sind am richtigen Weg", klingt Reiss zuversichtlich, dass bald etwas präsentiert werden könnte. "Ich will mit meinem Wissen und meinen Jungs helfen. Wir haben das auch im deutschen Handball, das vor zehn Jahren am Boden war, geschafft."

Dass einzelne ICE-Partien im nächsten Jahr neben Puls24 auch im ORF live zusehen sein werden, der öffentliche Rundfunk darüber hinaus Zusammenfassungen und Berichte auf die heimischen TV-Bildschirme liefern wird, sieht der Unternehmer übrigens positiv.

Der Status Quo der Steffl Arena

In der Steffl Arena wird der ORF natürlich ebenfalls für Übertragungen Halt machen, am 29. Oktober wird etwa der ewige Kracher gegen den KAC auf ORF Sport+ ausgestrahlt.

Zur Heimstätte, die den Donaustädtern in den vergangenen Spielzeiten teils große Probleme bereitete, gibt es einen neuen Status Quo, der den Verein frohen Mutes in die Zukunft blicken lässt.

Sofort nach Ende der anstehenden Spielzeit soll laut aktuellen Planungen der MA51 die neue Eistechnik errichtet und mit Saisonstart 2025/26 in Betrieb genommen werden. Dann können im Eissportzentrum Kagran wieder alle drei Eisflächen - die Halle 2 ist aktuell eisfrei - verwendet werden.

Die langfristige Vision sei, in jeder der drei Hallen unterschiedliche Spielfeldmaße anzubieten, erklärt Vizepräsident Philipp Felsinger. Demnach soll in Halle 2 eine Spielfläche nach dem Maß der NHL, in Halle 3 eine nach dem Maß der IIHF betrieben werden.

So soll europäischen wie nordamerikanischen Cracks die Möglichkeit geboten werden, sich schneller an die jeweils benötigte Eisfläche und entsprechend an das Spiel darauf zu gewöhnen. Die Eisfläche in Halle 1, in welcher die Profi-Mannschaft ihre Trainings und Heimspiele absolviert, ist indes dazwischen angesiedelt.

Die vollgepackte Steffl Arena
Foto: © GEPA

Die Kosten für die Generalsanierung - dazu zählen die bereits im Vorjahr installierten Banden, ein neues LED-Lichtsystem, die Renovierung des Kabinentrakts - würden sich im Millionen-Bereich bewegen und direkt von der MA51 getragen werden, sagt Felsinger.

Alte Sorgen bereiten etwas Bauchweh, sollen aber keine Probleme machen

Etwas Bauchweh bereite die Spielstätte den Verantwortlichen allerdings doch, ein Jahr muss die mobile Kühlanlage noch durchhalten.

Da kommt der Wettereinbruch gerade recht, der Hochsommer mit Temperaturen konstant um oder über 30 Grad setzte dem Wiener Eis ordentlich zu.

Ende August musste das Testspiel gegen den tschechischen Klub Kometa Brno nach zwei Dritteln abgebrochen werden, da die Eisfläche aufgrund der hohen Temperaturen in der Halle nicht mehr ausreichend gekühlt werden konnte und die Oberfläche schmolz. "Da steigt die Verletzungsgefahr", betont Felsinger.

Eine Glaskugel besitzt keiner der Verantwortlichen, daher ist eine Prognose für ein ganzes Jahr freilich schwierig. Die gemessenen Werte, darunter die Rückflusstemperatur (lag bei -9,5 Grad, Anm.), stimmen den Klub jedoch sehr zuversichtlich, dass es keine größeren Probleme geben wird.



Das ist das neue Vorstandsteam der Vienna Capitals

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