Die Dornbirn Bulldogs sind die bisherige Überraschung der Playoffs in der ICE Hockey League. Mit zwei souveränen Auftaktsiegen gegen den EC Red Bull Salzburg schafften sich die Ländle-Cracks eine gute Basis für den erstmaligen Einzug in das Halbfinale.
Dabei sah es nach der Qualification Round gar nicht so rosig aus, die Bulldogs verdanken ihre Playoff-Teilnahme wohl den acht mitgenommenen Bonuspunkten aus dem Grunddurchgang. Ein Blick auf die bereinigte Tabelle weist die Vorarlberger nur auf dem vierten Platz und somit klar hinter den Black Wings, dem VSV und den Bratislava Capitals aus.
Mit ein Grund war die schwache Defensivleistung, in der Zwischenrunde kassierten sie im Schnitt 3,4 Tore - im Grunddurchgang waren es noch rund 2,8 Gegentreffer pro Spiel. Die Offensive erhöhte, auch aufgrund der schwächeren Gegner, dagegen ihren Output (von 3,04 auf 3,2 Tore).
Dafür ist speziell die Top-Linie rund um Andrew Yogan, William Rapuzzi und Neuzugang Anthony Luciani verantwortlich, Letzterer scheint das fehlende Puzzlestück im Bulldogs-Angriff zu sein. Die "Bullen" fanden in den ersten Spielen ebenfalls kein probates Mittel, im zweiten Viertelfinal-Spiel ließen sie die Topscorer mit der Scheibe schalten und walten.
In Spiel drei (ab 19:15 Uhr im LIVE-Ticker) muss Dornbirn auf Rapuzzi verzichten, der nach einem Stockschlag für dieses Spiel gesperrt wurde - ein guter Moment, um die Wichtigkeit des Topscorers herauszufiltern.
LAOLA1 nimmt die Dornbirner Erfolgsträger unter die Lupe:
ANDREW YOGAN
Spiele | Tore | Assists | Punkte | Plus/Minus-Statistik | Strafminuten | Scoring Efficiency |
---|---|---|---|---|---|---|
46 | 20 | 30 | 50 | +10 | 30 | 14,8% |
Erst im letzten Qualification-Round-Spiel gegen den VSV fiel der 29-Jährige mit seinem Mittelfingerzeig gegen die Schiedsrichter negativ auf. Die Folge? Ein Spiel Sperre und eine Geldstrafe in Höhe von 2.500 Euro.
Der ehemalige NHL-Draftpick ist ein Offensivbringer, steht in gefühlt jedem zweiten Shift auf der Eisfläche. Allerdings stehen hinter seinen defensiven Fähigkeiten schon seit Jahren ein dickes Fragezeichen, oftmals fehlt ihm der Wille, sich im Rückwärtsgang einzuschalten.
Dafür bietet Dornbirn allerdings ein praktikables System an, Head Coach Kai Suikkanen zieht im Mitteldrittel mit vier Spielern eine Wand auf, die es erst einmal zu überwinden gilt. Fügt sich Yogan dort ein und reißt keine Löcher auf, gibt es für den Gegner kaum ein Durchkommen - man frage in Salzburg nach.
Im Powerplay positioniert sich der Amerikaner meist zwischen rechtem Bullykreis und rechter Halfwall, geht so schnell wie möglich Richtung Tor. Das ist auch ein Ruf, welcher ihm vorauseilt: Yogan soll lieber den Abschluss suchen, als den freien Mitspieler einzusetzen.
In der Liga sind seine Anlagen allseits bekannt, seit der Saison 2016/17 spielt der 29-Jährige in der EBEL bzw. der ICE, verbuchte in der Zeit 239 Scorerpunkte in 229 Spielen. Ein verlässlicher Scorer, den großen Sprung wird er ob seiner offensichtlichen Defensivschwächen wohl nicht mehr machen.
WILLIAM RAPUZZI
Spiele | Tore | Assists | Punkte | Plus/Minus-Statistik | Strafminuten | Scoring Efficiency |
---|---|---|---|---|---|---|
50 | 20 | 31 | 51 | +12 | 24 | 13,5% |
Der Top-Scorer in den Reihen der Bulldogs. Der 31-Jährige ist seit der vergangenen Saison ein Teil der Ländle-Truppe und war gemeinsam mit Emilio Romig ein Alleinunterhalter in einer völlig verkorksten Spielzeit 2019/20. Trotzdem zeigte der Amerikaner seine Qualitäten und empfahl sich als einer von zwei Legionären (neben Dauerbrenner Olivier Magnan) für eine Vertragsverlängerung.
Mit Yogan wurde ihm zu Beginn ein kongenialer Partner zur Seite gestellt, Ende Jänner wurde das Duo von Anthony Luciani zum Trio erweitert. Trotz seiner Körpergröße (1,80 Meter) findet sich der Rechtsschütze als Torwart-Screen wieder, etliche Tore erzielte er per Rebound oder Deflection, somit die oft zitierten "ugly goals".
Auch er profitierte von Luciani, zumindest in Sachen Scorerpunkte - in 15 Spielen kommt er auf starke 24 Zähler, zuvor waren es 26 aus 35. Als Center der Linie hält er seinen Offensivkollegen defensiv den Rücken frei, ist ein maßgeblicher Teil des überfallsartigen Umschaltspiels der Dornbirner.
Dass Rapuzzi auch einen harten, ansatzlosen Schuss besitzt, bewies er zum Beispiel beim klaren 7:1-Sieg im Grunddurchgang über die Graz99ers, als er in Unterzahl alleine auf den völlig überforderten Ben Bowns zulief, der dem Abschluss nur verdutzt hinterher blicken konnte. Es sollte der letzte Treffer eines Viererpacks sein.
Defensiv kann der US-Amerikaner auch, nicht ohne Grund schießen die Vorarlberger zwölf Tore mehr als sie bekommen, wenn Rapuzzi auf dem Eis steht. Es würde nicht überraschen, wenn Dornbirn in der kommenden Saison einen neuen Top-Center benötigt. Einen Vorgeschmack auf diese Situation könnte nach Rapuzzis Sperre Spiel drei liefern.
ANTHONY LUCIANI
Spiele | Tore | Assists | Punkte | Plus/Minus-Statistik | Strafminuten | Scoring Efficiency |
---|---|---|---|---|---|---|
16 | 11 | 16 | 27 | +4 | 4 | 23,9% |
Mit Luciani gelang den Bulldogs wohl der Goldgriff der ICE-Saison. Bekannt aus seiner Zeit bei Orli Znojmo, denen er nach dem vorläufigen Corona-bedingten Aus auch treu blieb, knüpft der Kanadier nun nahtlos an vergangene Zeiten an.
Der 30-Jährige war wohl das fehlende Puzzlestück in der Dornbirn-Offensive, aber vor allem im bis dahin desaströsen Powerplay. Ohne ihn lag die Erfolgsquote noch unter zehn Prozent, mittlerweile stieg sie auf 17,8 an.
Coach Suikkanen sieht im Rechtsschützen ebenfalls den Aufschwung: "Das Powerplay hat sich stark verbessert, seit Anthony Luciani zu uns gekommen ist. Er ist smart mit der Scheibe und offensiv gut."
"Sky"-Experte Florian Iberer pflichtet dem bei: "Anthony Luciani ist für Dornbirn ein ganz wichtiger Spielmacher und Goalscorer, das hat er in Europa und den amerikanischen Minors gezeigt. Er hat das Powerplay maßgeblich beeinflusst, er war das fehlende Puzzlestück, um effizient zu sein."
Wirft man einen Blick auf die derzeitige Serie gegen Salzburg, lässt sich in Überzahl ein klares Motiv erkennen. Luciani wird als Puck-Mover gesucht, vor dem Tor bauen sich entweder Kapitän Daniel Woger oder Reihenkollege Rapuzzi auf und sollen scharfe Anspiele ins Tor deflecten.
Im ersten Viertelfinal-Spiel zeigte der wieselflinke Angreifer mit einem Coast-to-Coast-Goal (VIDEO) auf, ließ dabei sowohl Lukas Schreier als auch David McIntyre mit Finten wunderschön aussteigen und vollendete schließlich mit der Backhand.
27 Scorerpunkte aus 16 Spielen sprechen ebenfalls eine klare Sprache. Sein ansatzloser Wristshot, schnelle Beine und eine starke Hand-Eye-Coordination zeichnen den Rechtsschützen aus, in die Rückwärtsbewegung ist er allerdings genauso wenig eingebunden wie Yogan.
Nichtsdestotrotz empfiehlt sich Luciani mit seinen bisherigen Leistungen für eines der Top-Teams der Liga, wenn nicht sogar für das Ausland.
Ein Ausblick
Spielt die Top-Reihe weiterhin ihren Stiefel herunter und darf nach Belieben scoren, wird für Salzburg wohl nicht mehr viel zu holen sein. Dennoch müssen Yogan, Rapuzzi und Luciani erst einmal ihre Leistungen weiterhin bestätigen, agieren die "Bullen" stabiler und halten sich von der Strafbank fern, wird diese Aufgabe erheblich schwieriger.
Wichtig wird das Secondary-Scoring werden, welches derzeit wieder auf Touren kommt, und eine weiterhin konzentrierte Defensivleistung aller Akteure - inklusive Yogan und Luciani.
Kai Suikkanen weiß, wie er in den Playoffs erfolgreich ist: In der Saison 2017/18 führte der Finne den unterlegenen HC Bozen, der zwischenzeitlich klarer Tabellenletzter war, ins Finale und in weiterer Folge zum Meistertitel. Damaliger Gegner? Der EC Red Bull Salzburg.