Peter Schneider wurde als "Most Valuable Player" des Grunddurchgangs der ICE Hockey League ausgezeichnet (Alle Infos >>>).
Als erster Spieler in der Liga-Geschichte wird der 30-Jährige in Diensten des EC Red Bull Salzburg von Fachjournalisten zum zweiten Mal nach 2018/19 für seine Leistungen mit der "Ron Kennedy Trophy" belohnt.
Der Offensiv-Akteur aus Klosterneuburg gewinnt die Auszeichnung vor Teamkollege T.J. Brennan. Platz drei teilen sich John Hughes vom VSV und Znojmo-Stürmer Radek Prokes. An der fünften Position landet mit Pustertals Tomas Sholl der beste Torhüter bei dieser Wahl.
LAOLA1 hat neben Schneider eine umfassende Auswahl an Spielern vorgenommen, die sich den MVP-Titel ebenfalls verdient gehabt hätten. Die Auflistung erfolgt in alphabetischer Reihenfolge. Und wer ist dein MVP?
T.J. Brennan (EC Red Bull Salzburg)
Absolvierte Spiele: 48
Tore: 20
Assists: 27
Plus/Minus-Statistik: +33
Strafminuten: 22
Mit T.J. Brennan ist den Verantwortlichen des EC Red Bull Salzburg ein wahrer Goldgriff gelungen. Der 32-jährige US-Amerikaner dockte mit reichlich Vorschusslorbeeren in der ICE Hockey League an, zählte in seiner AHL-Zeit zu den besten Spielern der Liga.
Auch im heurigen Grunddurchgang entwickelte sich Brennan sofort zu einer Ligagröße, dirigierte das Offensivspiel der Mozartstädter von der Blauen Linie. Im Powerplay lief viel über den schussstarken Linksschützen, insgesamt steuerte er 20 Tore bei. Nur neun weiteren Spielern gelang dies seit der Liga-Neugründung 2003/04.
Ende Oktober schwärmte LAOLA1-Scout Bernd Freimüller in seinem Scouting Report über den US-Amerikaner, bezeichnete ihn als Bereicherung für die ganze Liga (HIER nachlesen >>>).
Diesen Status bestätigte Brennan auf eindrucksvolle Art und Weise und verpasste die erstmalige MVP-Auszeichnung eines Defenders um lediglich zwei Punkte.
Sebastian Dahm (KAC)
Absolvierte Spiele: 39
Gegentore: 79
Gegentore pro Spiel: 1,99
Shots Against: 1002
Saves: 923
Save-Percentage: 92,1%
Der Vorjahres-MVP ist entthront!
Der dänische Olympia-Fahrer kam an seine Zahlen aus dem Grunddurchgang 2020/21 zwar nicht heran, dennoch liegt es keineswegs an ihm, dass der KAC den Weg in die Pre-Playoffs antreten muss.
Der mittlerweile 35-Jährige zählt nach wie vor zu den besten Torhütern der Liga, das zeigt auch der Blick auf seine Werte. Stand Dahm im Line-Up der "Rotjacken", war er stets als Starting Goalie im Einsatz. Wie in der Vorsaison fuhr er sieben Shutouts ein, beendete zudem insgesamt 22 Spiele über seinem durchschnittlichen Save-Percentage.
Phasenweise agierte Dahm zwar nicht mehr so souverän wie im vergangenen Jahr, dennoch war er stets ein Erfolgsgarant. Die direkte Playoff-Teilnahme verspielte der KAC während seiner Olympia-Absenz, in den verbleibenden zwei Spielen mit ihm war das Selbstvertrauen des Meisters schon stark angeknackst.
Dahm kann in engen Spielen immer noch den Unterschied ausmachen, daher wären die Klagenfurter gut beraten, ihrem Stammtorhüter einen Vertrag unter guten Konditionen anzubieten. Denn einen Schlussmann seiner Klasse findet man auch in Europa nur ganz schwer.
Jamie Fraser (VSV)
Absolvierte Spiele: 44
Tore: 7
Assists: 25
Plus/Minus-Statistik: +24
Strafminuten: 10
Mit den Scorer-Zahlen von Brennan kann Jamie Fraser zwar nicht mithalten, das Liga-Urgestein war allerdings maßgeblich am zweiten Platz und dem CHL-Ticket des VSV beteiligt.
Nach den letzten Playoffs, die bereits im Viertelfinale gegen den KAC endeten, verkündete der 36-Jährige Kanadier Ende März eigentlich seinen Rücktritt. Fraser wollte mehr Zeit für seine Familie haben, zudem Feuerwehrmann werden.
Anfang Mai erklärte der zuverlässige Verteidiger seinen Rücktritt vom Rücktritt, witterte seine "letzte Chance" auf den möglichen Meistertitel, den er 2017 schon mit den Vienna Capitals gewann. Dass der 625-fache EBEL-/ICE-Spieler die richtige Entscheidung getroffen hat, steht spätestens seit Sonntag fest.
Zwar zählte die VSV-Defensive im Grunddurchgang mit 147 Gegentreffern mit zu den löchrigsten, an Fraser hat das allerdings nicht gelegen. Vielmehr trieb Fraser das Offensivspiel der Draustädter mit schlauen Aufbaupässen voran, heimste daher auch die zweitmeisten Assists der Mannschaft ein. Fehler ließ sich der Captain kaum zu Schulden kommen.
Mit ihm wollen die "Adler" zum ersten Mal seit 2015/16 das Halbfinale erreichen, dann wäre auch das Finale in greifbarer Nähe.
John Hughes (VSV)
Absolvierte Spiele: 45
Tore: 18
Assists: 31
Plus/Minus-Statistik: +18
Strafminuten: 16
Im vergangenen Sommer zündete der VSV eine "Transferbombe" und holte John Hughes zurück an die Drau. Zwischen 2012 und 2014 schnürte der nunmehr 34 Jahre alte Hughes seine Schlittschuhe für die Kärntner, spielte 2013/14 mit 85 Scorerpunkten seine mit Abstand beste Saison.
Auch in der Mozartstadt war der trickreiche Kanadier ein verlässlicher Scorer, dennoch trennten sich die "Bullen" ohne große Widerworte vom MVP der Saison 2011/12. Er wurde nicht mehr als Difference Maker angesehen, in Villach blüht Hughes in dieser Saison wieder auf und wird in der Endabrechnung der MVP-Wahl starker Dritter.
Im Powerplay läuft viel über den Rechtsschützen, seine Spielmacher-Fähigkeiten sind seit jeher bekannt und in der Liga gefürchtet. Dazu agiert er kaltschnäuziger als in den letzten Jahren, speziell im Eins-gegen-Eins findet er stets die richtige Lösung.
An dieser Stelle hätte sich durchaus auch debattieren lassen, ob nicht Scott Kosmachuk der geeignetere Kandidat für die MVP-Wahl gewesen wäre. Immerhin hat der 28-jährige Kanadier seinen Landsmann um einen Scorerpunkt übertrumpft, weist auch sonst ähnliche Werte auf.
Aber: Hughes bewies im Grunddurchgang mehr Konstanz, blieb nur in 13 seiner 45 Spiele ohne Torbeteiligung. Zum Vergleich: Bei Kosmachuk waren es 18 Spiele ohne Scorerpunkt bei 46 Einsätzen. Beide Angreifer erzielten in jeweils zwölf Spielen zwei Punkte oder mehr. Und Kosmachuk tauchte hier und da völlig unter, Hughes hingegen nicht.
Nicolai Meyer (Vienna Capitals)
Absolvierte Spiele: 38
Tore: 18
Assists: 27
Plus/Minus-Statistik: +4
Strafminuten: 8
Hätten die Wiener den Viertelfinal-Einzug samt Heimrecht auch ohne dem Dänen geschafft?
Das ist schwer abzuschätzen, doch als direkter Ersatz für Jordan Caron, der schon beim VSV nicht sonderlich zu glänzen wusste und noch in der Pre-Season seine Schlittschuhe an den Nagel hing, fügte sich der Flügelstürmer nahtlos ins Offensivspiel der Capitals ein und avancierte in Windeseile zum Publikumsliebling.
Meyer mag vielleicht nicht der robusteste aller Spieler sein, das beschrieb LAOLA1-Scout Bernd Freimüller auch in seinem Scouting Report über den 28-Jährigen (HIER nachlesen >>>). Härte-Einlagen wird man vom Olympia-Fahrer nie sehen, dafür viel Finesse.
Meyer glänzt als Spielmacher, im starken Powerplay der Caps positioniert er sich im rechten Bullykreis und lenkt das Geschehen von dort aus.
Seine Offensivqualitäten spiegeln sich auch in der Scorerwertung wider, mit einem Schnitt von 1,18 Scorerpunkten pro Spiel belegt der Däne hinter Teamkollege Matt Bradley, der während des Grunddurchgangs verpflichtet wurde und nur auf 20 Einsätze kam, den zweiten Platz - noch vor Topscorer Peter Schneider.
Dass Meyer keinen großen Wert auf seine Defensivarbeit legt, zeigt sich allerdings auch an seiner Plus/Minus-Bilanz. Trotzdem: Die Top-Linie rund um Meyer, Sheppard und Bradley zählt sicherlich zu den besten der Liga, ist stets für Tore gut.
Inwiefern sich die körperbetonteren Playoffs auf die Spiellust des Dänen auswirken werden, bleibt abzuwarten. In den letzten Grunddurchgangs-Spielen wirkte er nach Checks gegen sich frustriert, ließ sich etwas hängen. Die Caps werden darauf achten müssen, ihren Topscorer bestmöglich zu schützen, sonst sinken auch ihre Chancen auf einen Run in den Playoffs.
Radek Prokes (HC Znojmo)
Absolvierte Spiele: 47
Tore: 25
Assists: 26
Plus/Minus-Statistik: +19
Strafminuten: 12
Zwar verpassten die tschechischen "Adler" die direkte Playoff-Teilnahme hauchdünn, über die Pre-Playoffs besteht jedoch weiter die Chance auf die Viertelfinal-Teilnahme in der Comeback-Saison.
Mit dafür verantwortlich ist die starke Offensive rund um Radek Prokes. Der 26-Jährige wurde aus Ceske Budejovice (Budweis) geholt und wusste sofort zu überzeugen. In 17 seiner 47 Einsätze schrieb er mindestens zwei Scorerpunkte an, musste nur Peter Schneider in der Liga-Gesamtwertung den Vortritt lassen.
25 Saisontore bedeuten, genauso wie bei der MVP-Wahl, Rang drei in der Schützenliste, noch viel beeindruckender ist aber seine Scoring Efficiency. 29,8 Prozent aller Torschüsse zappelten auch im Netz - ein Wert, der in der ICE Hockey League seines Gleichen sucht.
Ebenfalls stark: Teamkollege Anthony Luciani verbuchte zwar ebenfalls 51 Scorerpunkte (17 Tore und 34 Vorlagen), weist allerdings eine Plus-/Minus-Statistik von -3 auf, Znojmo kassierte also drei Gegentreffer mehr als sie mit dem Kanadier auf dem Eis erzielten. Stand Prokes auf der Platte, erzielten die Tschechen 19 Tore mehr als sie hinnehmen mussten.
Für die schlechteste Defensive aller Top-10-Teams ist das aller Ehren wert und zeigt die Qualitäten von Prokes eindrucksvoll auf.
Peter Schneider (EC Red Bull Salzburg)
Absolvierte Spiele: 45
Tore: 28
Assists: 24
Plus/Minus-Statistik: +19
Strafminuten: 6
Er hat es wieder getan!
Im vergangenen August meinte Schneider im LAOLA1-Interview (HIER nachlesen >>>) noch, dass das Ziel "nur der Meistertitel" sei. "Dafür sind andere Dinge wichtiger, als nur Tore schießen." Eine MVP-Saison war für den Gewinner der Ron Kennedy Trophy 2018/19 kein Thema, solch eine hat Schneider jedoch hingelegt.
In einer ohnehin prunkvollen Salzburger Offensive sticht der Klosterneuburger noch einmal heraus. Im Vergleich zu den anderen RBS-Angreifern kommt nur Benjamin Nissner, der 43 Scorerpunkte verbuchte, annähernd an Schneiders liga-weiten Top-Wert von 52 Torbeteiligungen heran.
Der bullige Stürmer zählt zu den Stützen im System von Head Coach Matt McIlvane, wird vom US-Amerikaner in jeglichen Spielsituationen aufs Eis gebracht. Im Powerplay ist Schneider mit seinem knallharten Schuss von der linken Halfwall eine Macht, in Unterzahl kann er seine eisläuferischen Fähigkeiten zur Schau stellen und ist ein ständiger Unruheherd.
Dazu ist Schneider extrem mannschaftsdienlich, ist sich für keinen Check zu schade, bleibt dabei aber fair - gerade einmal sechs Minuten verbrachte er in 45 Einsätzen auf der Strafbank.
Gemeinsam mit Teamkollege T.J. Brennan war der 30-Jährige der heißeste Anwärter auf den Titel für den MVP des Grunddurchgangs, schlussendlich heimste Schneider seine zweite "Ron Kennedy Trophy" ein.
Tomas Sholl (HC Pustertal)
Absolvierte Spiele: 47
Gegentore: 126
Gegentore pro Spiel: 2,67
Shots Against: 1646
Saves: 1520
Save-Percentage: 92,3%
Tomas Sholl war der absolute Dauerbrenner unter den Torhütern der ICE Hockey League.
In 47 von 49 Saisonspielen stand der 27-jährige Doppelstaatsbürger (USA/Dänemark) im Tor der "Wölfe", die Strapazen waren ihm jedoch nie anzusehen. In einer Unzahl an Begegnungen ließ Sholl seine Gegenspieler mit seinen Saves verzweifeln, insgesamt sah er sich 1.646 Schüssen, pro Spiel also rund 35, entgegen.
Sholl besticht trotz seiner vergleichsweise kleinen Körpergröße von 1,83 Meter mit einer starken Athletik, deckt Winkel gut ab. In 26 Partien agierte er daher auch über seiner durchschnittlichen Save-Percentage, durfte sich zweimal über ein Shutout freuen.
Es liegt vor allem an ihm, dass Pustertal in seiner Premieren-Saison direkt in den Playoffs vertreten ist. Auch die Bestellung von Raimo Helminen als neuem Head Coach kam Sholl zugute, danach wirkte die Defensive gefestiger.
Der gebürtige US-Amerikaner konnte dadurch mit wichtigen Saves glänzen und sich mit einem starken fünften Platz in der MVP-Wahl indirekt den Titel als bester Torhüter des Grunddurchgangs holen.
Die Playoff-Teilnahme ist für das Team aus Bruneck bereits ein Riesenerfolg, die Südtiroler werden allerdings Lunte gerochen haben und noch mehr wollen. Auch deswegen liegt weiter eine große Last auf den Schultern des 27-Jährigen, dem die Pause bis zum ersten Viertelfinal-Spiel sicher gut tun wird.