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Spiel 7! Was nun für Bozen/Salzburg spricht

"Finalissima" in der ICE Hockey League! Drei Gründe, warum Bozen bzw. Salzburg Meister wird:

Spiel 7! Was nun für Bozen/Salzburg spricht Foto: © GEPA

Die win2day ICE Hockey League bekommt ihr Grande Finale!

Mit zwei heroischen Leistungen wehrte der HC Bozen gegen Titelverteidiger EC Red Bull Salzburg zwei Final-Pucks ab und erzwang damit ein Final-Spiel 7 vor heimischem Publikum (Freitag, 19:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>).

Nur wenige werden daran geglaubt haben, dass der Grunddurchgangssieger noch einmal derart zurückschlagen und den Kopf aus der Schlinge ziehen würde. Doch der Overtime-Sieg in Spiel fünf hauchte den "Foxes" neues Leben ein, während sich die "Eisbullen" ihrer Sache wohl bereits zu sicher waren.

Die Karten sind vor dem letzten Spiel der ICE-Saison 2022/23 neu gemischt. Gründe, welche nun für Bozen oder Salzburg sprechen, gibt es zu Genüge.

LAOLA1 liefert sie:

 

Das spricht für den HC Bozen:

Der Heimvorteil und das Momentum

Die Palaonda, auch Eiswelle genannt, wird aus allen Nähten platzen. Bei einer maximalen Auslastung von 6.800 Zuschauern ist wie schon in Spiel 5 nicht zu erwarten, dass auch nur ein Sitz frei bleiben wird.

Elf Playoff-Heimspiele werden die Südtiroler Fans am Ende gesehen haben, die Einnahmen daraus wird der Verein mit Handkuss nehmen. Gibt es am Freitagabend dann auch noch zum dritten Mal in der Vereinshistorie die "Karl Nedwed Trophy", wird es ohnehin kein Halten mehr geben.

Angeführt von der "Figli di Bolzano", dem größten Fanklub des HC Bozen, wird die Stimmung in der Palaonda kochend heiß sein und nochmal die letzten Prozente aus den HCB-Cracks kitzeln. Mehrfach wurde von den Spielern die beeindruckende Unterstützung in der laufenden Postseason hervorgehoben, auch bei den Begegnungen in Salzburg waren die Anhänger kaum zu überhören.

Mit ihnen im Rücken holten sich die "Füchse" dazu noch das Momentum, welches im alles entscheidenden Aufeinandertreffen den Ausschlag zugunsten des zweifachen ICE-Meisters geben könnte. Allzu selbstsicher werden die Akteure ihrer Sache ohnedies nicht sein, weiß man doch um die Stärken der Salzburger.

Die Erfahrung auf der Trainer-Bank

Fast drei Jahrzehnte trennen Glen Hanlon von Matt McIlvane.

Als der Bozner Head Coach in der NHL-Saison 1995/96 zum Assistant Coach der Vancouver Canucks ernannt wurde, war der im November 1985 geborene McIlvane gerade einmal neun Jahre alt.

16 Jahre später stieg der Salzburg-Trainer in der Federal Hockey League (FHL) erstmals ins Trainergeschäft ein, da hatte Hanlon bereits die Erfahrungen als Head Coach der Washington Capitals, des weißrussischen Nationalteams sowie bei Jokerit (Liiga) und Dynamo Minsk (KHL) gesammelt.

Die "Figli di Bolzano" feiert ihre Spieler
Foto: © GEPA

Den 66-jährigen Kanadier kann praktisch nichts mehr aus der Bahn werfen, in seiner langen Karriere hat Hanlon schon viel gesehen und gab indes den Übungsleiter für Größen wie Alex Ovechkin oder Niklas Bäckström. Deshalb wurde der frühere NHL-Torhüter auch keineswegs nervös, als man nach Spiel 4 scheinbar aussichtslos mit 1:3 zurücklag.

Hanlon impfte seiner Mannschaft noch einmal neues Vertrauen ein, passte sein System geringfügig an - mit Erfolg. Die Bozner kämpfen und kratzen mehr denn je, schenken keinen Zentimeter mehr her und kommen nun auch mit dem aggressiven Forechecking der "Bullen" zurecht.

Noch viel wichtiger: Man schaffte es zuletzt stets einen Mann vor dem Tor zu parken und so Salzburgs Goalie Atte Tolvanen die Sicht zu nehmen. Das Ergebnis: Musste der Finne von Spiel 1 bis 4 nur zwei Mal hinter sich greifen, kassierte er nun acht Treffer aus zwei Partien.

Dass bei Hanlon die Anspannung ob des drohenden Final-Aus ebenfalls groß war, war in Ansätzen nach Spiel 6 zu sehen. Da blickte der Kanadier gen Himmel, ballte die Faust und lächelte verschmitzt - wohl ein Dank an die Eishockey-Götter, die Bozen noch eine Chance schenkten.

Das Gesetz der Serie

Ob sie diese auch nützen, wird sich am Freitagabend weisen.

Gemäß dem Gesetz der Serie stehen die Chancen jedoch außerordentlich gut. Damit ist allerdings nicht die laufende "Best-of-Seven"-Serie gemeint. Es bedarf dafür einen Blick in den Rückspiegel.

Im Sommer 2013 stieg der HC Bozen in die damalige EBEL ein und wusste auf Anhieb zu überzeugen. Nach Platz vier im Grunddurchgang und Rang zwei in der Platzierungsrunde überstanden die "Foxes" die Hürden Fehervar und Villach, ehe es im ersten Jahr der Liga-Angehörigkeit im Finale gegen Salzburg ging.

Da Österreich bei den Olympischen Winterspielen 2014 teilnahm, die Liga deshalb drei Wochen pausierte, wurde die Final-Serie im "Best-of-Five"-Modus ausgetragen. Salzburg gab den Heimvorteil prompt an Bozen ab, die Südtiroler hätten in Spiel 4 den Sack zumachen können - doch Salzburg siegte mit 5:3 und sorgte für ein Entscheidungsspiel.

In diesem drehten die "Füchse" ein 0:1 in ein 2:1, die "Bullen" konnten die Partie schnell wieder ausgleichen. Mit dem Stand von 2:2 ging es auch in die Overtime, in der Ziga Pance zum Held wurde und Bozen tatsächlich den Meistertitel sicherte.

Vier Jahre später sollten sich beide Teams wieder im Endspiel gegenüberstehen, diesmal unter völlig anderen Vorzeichen. Bozen schaffte es erst am letzten Drücker in die Playoffs, nachdem man im Grunddurchgang zwischenzeitlich den letzten Platz belegte.

Unter Kai Suikkanen gelang der Umschwung, der Finne implementierte ein striktes Defensiv-Konzept, an dem sich sowohl der KAC als auch die Vienna Capitals die Zähne ausbissen. Die Final-Serie gegen die Mozartstädter war von engen Spielen geprägt, wie auch heuer hätte Salzburg den Titel in Spiel 6 fixieren können.

Einen 6:3-Heimsieg der Bozner später wechselte der Schauplatz für Spiel 7 nochmal nach Salzburg, wo die Italiener nach 25:09 Minuten (uneinholbar) mit 3:0 davon zogen. Die "Bullen" kämpften sich zwar bis auf 2:3 heran, doch wieder mussten sie mitansehen, wie Bozen die "Karl Nedwed Trophy" in der Eisarena Salzburg in die Höhe stemmen durfte.

Bozen kann also die makellose Final- und Playoff-Bilanz gegen Salzburg wahren, denn nur 2014 und 2018 stand man sich in der Postseason gegenüber. Klammert man außerdem die aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochene Saison 2019/20 aus, wäre es wieder Zeit für einen Titel, denn alle vier Spielzeiten krönt sich Bozen zum Meister.

Das spricht für den EC Red Bull Salzburg:

Die neue Situation:

So richtig wollte es kein Salzburger Crack aussprechen, doch der von außen herangetragene Druck dürfte doch etwas größer gewesen sein, als es ihnen lieb war.

Zwar wurde immer wieder darauf verwiesen, dass Bozen mehr unter Zugzwang stehe, schließlich gehe es für die "Füchse" um das Saisonaus. Doch das hemmt eine Mannschaft bekanntlich weniger als das es nochmal die letzten zur Verfügung stehenden Kräfte freisetzt.

Und Salzburg? Der Titelverteidiger hatte auf dem Papier nichts zu verlieren, doch mit der Leichtigkeit ging auch die Konzentration verloren. Besonders am Dienstag war dies zu sehen, da wirkte Bozen speziell im Kopf frischer, schüttelte zudem die Strapazen aus dem zweitlängsten Playoff-Spiel der Liga-Historie besser als die McIlvane-Truppe ab.

Erst mit dem Rücken zur Wand stehend wachte der ICE-Dominator der letzten zwei Jahre wieder auf, stellte seine Fehler ab und seine immense Klasse unter Beweis. Die Partie konnte zwar nicht mehr gedreht werden, doch das dritte Drittel sollte nochmal neuen Mut und Selbstvertrauen geben.

Darüber hinaus geht es nun wieder bei Null los. Druck werden beide Mannschaften verspüren - Salzburg will seinen Titel verteidigen, Bozen eben jenen vor heimischer Kulisse holen. Dass die Mozartstädter sechs ihrer sieben Meisterschaften auf fremdem Eis feierten, ihnen stets der Titel-Doppelpack gelang, könnte am Freitag noch schlagend werden.

Die Mentalität:

Ausschlaggebend für den Ausgang des finalen Spiels wird vermutlich der Kopf werden.

Auf dem Eis können beide Teams nämlich eine ungeheure Qualität vorweisen, die sich um nichts nachsteht. Das weiß man in beiden Lagern auch, doch beim Grunddurchgang-Sieger ist man sich bewusst, dass das schwierigste Spiel erst folgt.

"Wir werden unsere eigene Geschichte schreiben und die wird damit enden, dass Salzburg Meister wird."

Ali Wukovits

Denn eine angeschlagene Salzburger Truppe entpuppte sich schon mehrfach als die gefährlichste. In der Liga sind die Männer von der Salzach nicht ohne Grund als Mentalitätsmonster bekannt, wenngleich dieses zuletzt nicht mehr so furchteinflößend war.

Selbstzweifel brachten die Salzburger in Spiel 5 und 6 ins Wanken, dass der Titelverteidiger aber wirklich fällt, wirkt entgegen der Hoffnungen vieler Südtiroler Fans unwahrscheinlich.

In der Mozartstadt wird man die richtigen Lehren gezogen haben, das Mindset nochmal neu einstellen, um erstmals eine Playoff-Serie gegen Bozen gewinnen zu können.

Im Hinterkopf hat man dies aber offenbar nicht. "Wir werden unsere eigene Geschichte schreiben und die wird damit enden, dass Salzburg Meister wird", versprach Ali Wukovits am Dienstag. So viel zum Mentalitätsmonster Red Bull Salzburg.

Die Spieler wollen ihren Trainer gebührend verabschieden:

Der Abschied des US-Amerikaners nach der Saison steht intern schon seit einiger Zeit fest, die Spieler unterrichtete Matt McIlvane noch im Februar selbst.

Danach war der Tenor unter den Cracks eindeutig: Sie wollen ihren Head Coach mit seinem zweiten Meistertitel gebührend in Richtung Nordamerika verabschieden. McIlvane genießt in der Kabine ein außerordentliches Standing, redet der Mann aus Illinois, zieht er alle in seinen Bann.

Der 37-Jährige ist jemand, den man gemeinhin als "Players Coach" bezeichnet. McIlvane begegnet den Akteuren immer auf Augenhöhe, bringt seine Message genauso klar rüber, wie er sie vermittelt. Er war ein willkommener Generationswechsel, Trainer-Typen wie Pierre Page oder Don Jackson wird man in Salzburg so schnell nicht mehr antreffen.

Letzterer holte McIlvane 2013 auch erstmals nach Salzburg, unter Jackson agierte der US-Amerikaner wie auch später in München als Assistant Coach. Seit 2019 coacht McIlvane in der Mozartstadt, könnte seiner ohnehin erfolgreichen Amtszeit nun noch das i-Tüpfelchen aufsetzen.

Seinem Gegenüber Glen Hanlon hat er trotz dessen weitaus größeren Erfahrung eines voraus: Die Titelsammlung. Dreifacher DEL-Champion, einfacher ICE-Champion und Olympia-Silber mit Deutschland 2018. McIlvane kann Endspiele. Salzburg auch.

Wer auch immer die "Karl Nedwed Trophy" in den Bozner Nachthimmel strecken wird, eines steht schon fest: Diese Final-Serie ist und war beste Werbung für die win2day ICE Hockey League.

Final-Spiel 7 zwischen Bozen und Salzburg im LIVE-Ticker >>>

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