Die bet-at-home ICE Hockey League geht am Freitag (im LIVE-Ticker) in ihre erste Saison unter neuem Namen.
Neu sind nicht nur Liga-Sponsor und TV-Partner "Puls24", neu ist auch der Liga-Präsident und ein Verein - und nicht zuletzt die allgemeine Corona-Weltlage, die den Alltag und den Sport fest im Griff hat.
Viele Dinge, die es zu klären galt, um einen Spielbetrieb zu ermöglichen. Weniger, im schlimmsten Fall gar keine Fans in den Hallen, das stete Damokles-Schwert von Corona-Fällen unter den Akteuren und ein finanzieller Ritt auf der Messerklinge werden die ungewöhnlichste Eishockey-Saison der Geschichte prägen.
Vor Saisonstart hat LAOLA1 die Antworten der ICE-Verantwortlichen, Geschäftsführer Christian Feichtinger und Neo-Präsident Jochen Pildner-Steinburg, auf die brennendsten Fragen:
...über Corona-Notfall-Pläne und Hilfe der Politik:
Feichtinger: Eine Mannschaft braucht zehn einsatzfähige Feldspieler und einen Torhüter. Unser Corona-Management ist unter www.gamebook.at online. Es gibt verschiedenste Szenarien und Pläne, je nachdem, wie stark uns Corona treffen wird. Wir haben Mechanismen, ein Return-to-Play-Programm und so weit vorgeplant, wie wir können. Es gilt, die Gesundheit der Sportler und Betreuer sicherzustellen, da ist ein sehr enges Sicherheitskonzept geschnürt worden. Und es gibt ein Fankonzept. Da haben wir im Sommer mit größeren Kapazitäten geplant. Die Liga ist auf 75 Spieltage ausgelegt, 44 im Grunddurchgang, zehn in der Zwischenrunde und drei best-of-Seven-Serien in den Playoffs. Das ist unser "Puffer". Mitte Dezember schauen wir, wie weit die Liga gespielt ist, und ob wir den Spielplan mit einer kürzeren Zwischenrunde oder Playoff-Serien anpassen müssen. Die Bundesregierung hat mit dem Covid-19-Fonds ein gutes Programm auf den Weg gebracht, der genaue Vorgaben und Richtlinien beinhält und Mechanismen vorsieht, wenn Zuschauereinnahmen wegfallen. Wir haben die erste Phase eingereicht und auch unsere Learnings gehabt.
Pildner-Steinburg: Wir gehen davon aus, dass wir die Liga so weit wie möglich spielen können. Mit 1.500 Zuschauern ist es bei den meisten Vereinen in der Anfangsphase einmal ein Auskommen. Man muss mit 15 bis 30 Prozent Einkommensverlust rechnen. Salzburg kann so überleben, Dornbirn und Innsbruck beispielsweise nicht. Ein Worst-Case-Szenario ginge an die Existenz und es könnte dann sein, dass wir den einen oder anderen Verein verlieren. Wir hoffen darauf, dass seitens der Bundesregierung mit dem Corona-Hilfsfonds Differenzen entsprechend kompensiert werden. Wenn das passiert, kommen wir weitestgehend gut drüber. Es gab intensive Gespräche mit der Politik, es besteht wirklich ein Wille, dass die Liga spielen kann und nichts aus Angst vor Corona verhindert wird. Man muss mit verschiedenen Szenarien planen. Wir überlegen, was passiert, wenn die ausländischen Klubs etwa wegen Grenzsperren ausfallen, dann müssen wir eine österreichische Liga spielen. Es gibt ein Konzept, was passiert, wenn einzelne Spiele nicht gespielt werden können. Und es musste geplant werden, was passiert, wenn überhaupt nicht gespielt werden kann.
...über den neuen Liga-Sponsor und TV-Partner:
Feichtinger: Wir waren mit verschiedenen Firmen für verschiedene Pakete sehr weit. Corona hatte sicher einen Einfluss. Aber es ist schön, dass wir mit bet-at-home einen Partner gefunden haben, der sagt: Wir glauben an das Produkt, auch wenn uns Corona selbst trifft, und haben Verständnis für die Situation. Es ist eine auf einer guten Basis stehende Partnerschaft. Wir sind zufrieden mit dem Finanziellen. Natürlich ist Sparsamkeit in allen Bereichen angesagt. Das ist auch die Vorgabe für uns als Liga-Organisation. Wir haben uns vergangenes Jahr schon vor Corona auf die neue Situation eingestellt.
Pildner-Steinburg: Wir haben eine Lösung gefunden, mit der ein Auskommen gegeben ist. Es bewegt sich nicht in den gleichen Dimensionen wie früher, aber es ist eine sehr großzügige Geschichte und für die Finanzierung der Liga-Aktivitäten kommen wir gut aus. Es wird aber eine Aufgabe der Zukunft sein, dass sich die Liga verschlankt. Wir wollen gewährleisten, dass der Aufmerksamkeitswert in der Öffentlichkeit steigt, und wir mehr Wertschöpfung für unsere Vereine erzielen. Österreich hat im Eishockey immer noch nicht den Stellenwert, der ihm zusteht. Wir haben fast eine Million Zuseher, das muss in der öffentlichen Wahrnehmung besser rüberkommen.
...über Neo-Klub Bratislava Capitals:
"Wir haben die Rechte, das zu tun, auf dem Tisch liegen. Schritt für Schritt werden die Spiele, die nicht im TV übertragen werden, ins Netz gebracht. Ich rechne damit, dass es in den nächsten vier bis sechs Wochen eine Lösung gibt.
Feichtinger: Die 10.000er-Arena war ein sehr bestimmendes Argument. Es ist ein Hauptstadt-Klub, und die Strategie der ICE lautet, dass wir eine zentraleuropäische Liga sind und rund um Österreich wachsen wollen, vor allem in Hauptstädten. Darum hat Bratislava alle Voraussetzungen mitgebracht. Und sie bringen Spieler aus dem Land des Weltmeisters mit. Wir sind überzeugt davon, dass das funktionieren wird. Die Corona-Krise hat an den finanziellen Einstiegshürden nichts geändert. Wir haben eine außergewöhnliche Situation und Rahmenbedingungen, aber grundsätzlich glauben wir an Bratislava als Eishockey-Stadt und die Leute, die hinter dem Verein stehen.
Pildner-Steinburg: Bratislava ist immer eine Spitzenstadt des Eishockeys gewesen. Ich gehe davon aus, dass der Klub sportlich groß mitspielen wird.
...über das Eintritts-Interesse weiterer Klubs:
Feichtinger: Der neue Klub aus Ljubljana hat schon ganz massiv an unsere Türen geklopft. Und wir haben einen Aufnahme-Antrag aus Italien. Wir werden sehen, wie sich Eishockey nach Corona neu ordnet. Wir hoffen jetzt einmal, dass alle bestehenden Klubs diese schwierige Saison wirtschaftlich bewältigen können.
Pildner-Steinburg: Der neue Klub aus Ljubljana und eine italienische Mannschaft wollen dazukommen, auch aus Tschechien gibt es Interesse. Es herrscht ein "Griss" darum. Wir werden vorsichtig auswählen müssen, welche Partner wir noch dazu nehmen, und wie groß wir die Liga lassen werden wollen. Da sind wir in einer komfortablen Lage.
...über den Streit der zwei Klubs in Linz, Black Wings und EHV:
Feichtinger: Die Entscheidung, den neuen Linzer Klub aufzunehmen, ist ausschließlich bei den Eigentümern der Liga gelegen. Wir haben Vorgaben, wie eine solche Aufnahme auszusehen hat. Die notwendige Mehrheit ist nicht gefunden worden. Das Thema ist für uns jetzt einmal vom Tisch, es gibt einen Linzer Verein in der Liga. Der Rest ist zwischen den beiden Linzer Vereinen zu klären.
Pildner-Steinburg: Die Black Wings haben glaubwürdig bewiesen, dass sie solvent sind, Ausschluss war also absolut kein Thema. Wir haben den EHV Linz aufs Wartegleis geschoben, das ist in dieser Form vereinbart. Sie haben dann den Trick versucht, mit der Lizenz von Znojmo in die Liga zu kommen, wir haben gesagt, kommt nicht in Frage. Wir hoffen, dass die Black Wings durchhalten, wie es jetzt aussieht ja. Ad zwei Vereine in einer Stadt: Das ist eine sehr berechtigte Frage. Linz hat sehr großes Potenzial, die Black Wings haben das aufbereitet. Es ist noch größeres Potenzial da, aber es ist insgesamt sicher keine gesunde Entwicklung. Ich hoffe, dass über diese Periode hinweg sich dieser Streit legt und die Leute zusammen finden. Die Zeit, wie wir wissen, heilt Wunden. Vielleicht sind sie vernünftig, das ist meine größte Hoffnung.
...über den neuen "Österreicher-Weg" vieler Klubs und zukünftige Konzepte:
Feichtinger: Wir werden einmal den Liga-Start über die Bühne bringen und dann erste Learnings haben. Wir werden sehen, wie eng und ausgeglichen die Liga ist. Wie es mit der Kaderregelung weitergeht, ist eine Sache, die kurz vor Jahresende oder den Playoffs zu entscheiden ist.
Pildner-Steinburg: Es gibt noch ein Gefälle. In vielen Städten wird mittlerweile aber sehr gut gearbeitet. Das fruchtet dann, so wie in Wien jetzt, auch der KAC und Salzburg gehen diesen Weg. Wir brauchen das, das ist auch eine wirtschaftliche Frage. Wir müssen schauen, dass wir in den nächsten drei Jahren herunterkommen. Ich bin kein Freund von Verboten und lege mich nicht auf eine Zahl fest. Wir müssen schauen, dass wir eine sportlich wertvolle, wettbewerbsfähige Liga zusammen bringen, die wirtschaftlich gesichert ist und die auch dem österreichischen Nachwuchs entsprechende Möglichkeiten bietet. Das hängt von der Ausbildung ab, deshalb ist der Verband wichtig, damit das Nachwuchsprogramm adaptiert wird. Es muss erarbeitet, ganz konstruktiv ermittelt werden, wieviel Nachwuchs wir haben, damit nicht irgendwer benachteiligt wird. Dass wir nicht in eine Situation kommen, dass wir in Wien oder Klagenfurt viele Jugendliche haben, in Dornbirn und in Innsbruck keine und die bekommen dann nur fünf Legionäre bewilligt. Dann sind wir nicht konkurrenzfähig.
...über das Thema Live-Streaming:
Feichtinger: Unser Ansatz, das Produkt so sichtbar wie möglich zu machen, hat bei unseren Rechte-Haltern Gehör gefunden. Wir haben die Rechte, das zu tun, auf dem Tisch liegen. Momentan werden in den Hallen die technischen Voraussetzungen installiert. Schritt für Schritt werden die Spiele, die nicht im TV übertragen werden, ins Netz gebracht. Ich rechne damit, dass es in den nächsten vier bis sechs Wochen eine Lösung gibt.
...über Wahl des neuen Liga-Präsidenten, die nicht einstimmig abgelaufen ist:
Feichtinger: Die Zusammenarbeit ist großartig angelaufen. Er bringt richtungsweisende strategische Ansätze mit. Wir stehen gerade vor Liga-Beginn und ich mache mir keine Gedanken über böses Blut zwischen den Vereinen. Nur darüber, wie wir es schaffen, weiter Eishockey zu spielen. Diese Dinge liegen hinter uns. Die letzten Monate haben bewiesen, wie stark der Zusammenhalt aller ist. Die Familie der ICE hat begriffen, dass es nur mit Zusammenarbeit geht, wenn von außen Einflüsse da sind, die das normale Arbeiten sehr schwierig machen.