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Siegt Salzburg jetzt auch die ICE kaputt?

Drohen der win2day ICE Hockey League erdrückende Zustände wie in der Fußball-Bundesliga? Ein Für und Wider im Angesicht der sportlichen Momentaufnahme.

Und wieder heißt der Meister Red Bull Salzburg!

Ein Satz, der im Fußball das Gesicht einschlafen lässt. Auf dem Eis sorgt die finanzielle Überlegenheit der "Bullen" noch nicht für erdrückende sportliche Zustände, aber die Zeichen haben zuletzt immer öfter in Richtung der Mozartstadt gezeigt.

Zwar stotterte vor allem im Grunddurchgang, aber auch im Playoff-Finale hier und da der Motor, doch wurde im Bullenstall einmal an einem Strang gezogen, war klar ersichtlich, dass diese Mannschaft übermächtig ist.

Schon im Vorjahr folgten auf den Grunddurchgangssieg Playoff-Sweeps über Znojmo, Wien und Fehervar, mit denen eine Titel-Durststrecke seit 2017 überwunden wurden.

In den letzten 15 zur Gänze ausgespielten Saisonen war nur sechs Mal eine österreichische Mannschaft besser als die "Bullen" - Tendenz weiter sinkend.

 

Ob diese Momentaufnahme im Eishockey Sorgenfalten bereiten sollte, darüber kann gestritten werden - und genau das machen zwei LAOLA1-Redakteure:

Dominanz? Nein. Vorteile? Ja. Trotzdem Spannung? Immer doch!

von Johannes Bauer

 

Acht Titel in 16 Jahren EBEL und win2day ICE Hockey League. Macht nach Adam Riese durchschnittlich einen Triumph alle zwei Jahre.

Klar: Salzburg ist die herausragende Kraft des österreichischen Eishockeys. Pure Dominanz, die die ganze Liga planiert, sieht aber anders aus.

Ganz im Gegensatz zum Fußball will im Eishockey nicht das Gefühl aufkommen, die ICE wäre nur in Händen Red Bulls. Die "Eisbullen" sind immer im Spiel, wenn es um den Titel geht, durchmarschiert sind sie noch selten. Die Spannung ist der Liga auch mit einem Finanzkrösus geblieben.

Das monetäre Ungleichgewicht ist vorhanden und drückt sich in vielen Aspekten aus. Fast jeder Österreicher, der einen Stock nennenswert talentiert halten kann, wird früher oder später von Salzburg umgarnt. In der Regel mit Erfolg.

Als vor zwei Jahren einige Schlüsselspieler der Vienna Capitals auf einen Schlag in den Westen gelotst wurden, sorgte das bei Wien-Manager Franz Kalla für schwere Verstimmung. Benjamin Nissner solle in Salzburg etwa das Dreifache von dem verdienen, was ihm einst die Caps zahlten. Keine Chance für andere Klubs, bei solchen Verhältnissen mitzuziehen. Wen Salzburg will, den bekommt Salzburg.

Und auch bei den Legionären finden sich immer wieder schon von anderen ICE-Klubs bekannte Namen, die im Bullen-Trikot nicht immer an vergangene Scorerzahlen anknüpfen können. Aber Fehlschläge kann man sich leisten.

Trotz dieser Herangehensweise am Transfermarkt – Stichwort "wer kann, der kann" – hat es die Konkurrenz bislang in der Regel fast immer noch geschafft, den "Eisbullen" in der einen oder anderen Phase der Saison gefährlich werden zu können. Das ist oft genug, um Titelambitionen zu durchkreuzen.

Und abseits dieser gewissen Fluktuation auf hohem Niveau: Einige Stützen werken schon lange an der Salzach.

Thomas Raffl, Dominique Heinrich oder auch Florian Baltram und Mario Huber – um den es als Top-Talent des HC Innsbruck vor sechs Jahren auch ein "Tauziehen" mit ungleichen Voraussetzungen gab – sind dem Klub schon jahrelang treu und gleichermaßen die Gesichter Salzburgs, ganz gleich, wer sich um sie herum noch am Eis tummelt.

Ein Grundstock des Erfolgs ist damit auch die Kontinuität, die diesem rot-weiß-roten Rückgrat der Mannschaft innewohnt. Gut für die Nationalmannschaft, die sich zu einem nicht unwesentlichen Teil aus Salzburgern zusammenrekrutieren lässt. Die sich untereinander dementsprechend gut kennen.

Und für die Jugend, die so schnell in ein funktionierendes und einheimisches Gebilde integriert werden kann. Talente drängen aus der Red-Bull-Akademie, einem Vorzeigeprojekt, natürlich auch vom Mammon befeuert, genügend nach. Auch gut für das heimische Hockey, weil der rot-weiß-rote Kolorit in stärkerem Maß als im Fußball vorhanden ist.

Selbst in Sachen Trainer wird ohne Not nicht so schnell gewechselt. Matt McIlvane wird Salzburg dem Vernehmen nach verlassen, aber aus eigenen Stücken, nachdem er die letzten vier Jahre die Zügel in der Hand hatte. Und diese Kontinuität ermöglicht ruhige Arbeit, die gepaart mit den Voraussetzungen eben Früchte trägt.

Bei den Salzburger Eishacklern ist ein dennoch gewisses Gleichgewicht im Vergleich mit der unmittelbaren Konkurrenz vorhandengeblieben, das im Fußball abhanden gekommen ist und den sportlichen Wettkampf dort wesentlich stärker untergräbt.

Red Bull mag für Vorteile auf finanzieller Seite sorgen, auch das Geld ermöglicht im Eishockey "just so much". Cracks, die alleine einen enormen Unterschied machen können, tummeln sich ohnehin eher nicht in der ICE oder werden sehr schnell in Richtung höherer Aufgaben abgeworben. Auch von Salzburg weg. Damit ergeben sich in der Sportart Eishockey gewisse Wachstumsgrenzen für einen österreichischen Klub.

Dass es innerhalb der Liga noch viel zu wenig Qualität gibt, damit sie sich einigermaßen gleichmäßig auf die Vereine aufteilt, kann man umgekehrt genauso gut als strukturelles Problem betrachten, gegen das ein bloßes "Gentleman’s Agreement" eben nicht reicht.

Ebenso wie die lange Abwesenheit eines Ausbildungskosten-Entschädigungssystems, welches frisch auf Schiene gebracht wurde und auf der Nachwuchsebene ansetzt.

Ja, Salzburg hat gewisse Vorteile auf seiner Seite. Nicht immer haben diese eine Erfolgsformel dargestellt. Die Momentaufnahme meint es gut mit dem Klub, aber jede neue ICE-Saison bietet der Konkurrenz Gelegenheiten genug, lästig zu werden.

Salzburgs Dominanz schadet der Liga!

von Maximilian Girschele

Geld spielt nicht nur im Fußball eine ausartende Rolle. Auch im Eishockey macht sich dies immer deutlicher bemerkbar, die Schere zwischen finanzstarken und -klammen Vereinen wird immer größer.

An der Spitze des Treibens steht der Meister, der seinen Titel gegen Bozen verteidigen konnte. Es sollte eigentlich niemanden verwundern, dass die "Eisbullen" ihre im Vorjahr gestartete Dominanz heuer fortsetzen konnten.

Angefangen hat alles mit einer Shopping-Tour im Sommer 2021, die für reichlich Unmut bei der Liga-Konkurrenz sorgte. Vor allem in Wien, das Ty Loney, Ali Wukovits und Benjamin Nissner auf einen Schlag verlor. Außerdem wurde Peter Schneider aus Brünn zurück nach Österreich gelotst, am Legionärssektor ragte T.J. Brennan heraus. Kurz nach Saisonbeginn gelang mit Torhüter Atte Tolvanen der Goldgriff schlechthin.

Salzburg hat sich in den letzten zwei Jahren ein Vermächtnis aufgebaut, an welches kein österreichisches Team herankommen wird.

Der Österreicher-Kern ist unglaublich kompakt und bietet zudem die Creme de la Creme des heimischen Eishockeys. Das machte sich nicht zuletzt am letztjährigen WM-Kader bemerkbar, in dem acht von 25 Spielern beim Meister engagiert waren. Genauso viele Cracks stellten die restlichen heimischen ICE-Klubs zusammen.

Spieler wie Benjamin Nissner oder Peter Schneider wurden mit mehrjährigen Verträgen und guter Bezahlung gelockt – verständlich, dass sie diesem Ruf folgten. Aber schon Talente werden im jungen Alter aus anderen Akademien/Klubs abgeworben und in der hauseigenen RB-Akademie weiterentwickelt. So schafften unter anderem Luca Auer, Lucas Thaler, Tim Harnisch oder Philipp Wimmer den Sprung zu den Profis.

Auf dem ersten Blick lässt sich daran nichts Verwerfliches erkennen, schließlich ist es gang und gäbe, dass Spieler ihre Heimat verlassen und anderswo glücklich werden. Manch ein Jüngling wird auch aus eigenen Zügen lieber sein gemachtes Nest verlassen und in eine der größten Nachwuchsschmieden Europas gehen.

Es wird jedoch auch Fälle geben, in denen solche Entscheidungen mit diversen Mitteln beeinflusst und dadurch in ein schiefes Licht gerückt werden.

Viel mehr treffen diese Abgänge aber die Vereine, die direkt betroffen sind. Vor allem kleinere Klubs, die ohnehin einen großen Aufwand betreiben müssen, um überhaupt einen Nachwuchs stellen zu können, werden nachhaltig benachteiligt.

Wie soll sich diese Arbeit rentieren, wenn die besten Spieler eines Jahrgangs früh verloren gehen? Gar nicht. Natürlich muss es das Ziel jedes Vereins sein, die eigenen Stars von morgen bei großen, renommierten Klubs unterzubringen, um Vorbilder für die nachkommende Jugend zu schaffen.

Doch nur weil man es in die RB-Akademie schafft, heißt es nicht, dass man automatisch für Red Bull spielen wird. Mit der Verpflichtung von Talenten außerhalb der eigenen Gefilde schafft man es, den Konkurrenzkampf unter den Talenten weiter anzutreiben und tatsächlich die Spreu vom Weizen zu trennen.

Für Salzburg eine Win/Win-Situation, nur so schaffen es auch tatsächlich jene Spieler zu den Profis, die sich über mehrere Jahre behauptet haben. Der Rest wird verstoßen und muss sich entweder bei kleineren Klubs zurückkämpfen oder bleibt in weiterer Folge völlig auf der Strecke.

So gelingt es den Mozartstädtern, die Kluft zwischen sich und den restlichen österreichischen Teams immer weiter zu vergrößern. Und dann stehen den "Bullen" freilich noch die monetären Mittel zur Verfügung, um bei der Legionärs-Auswahl höher als beispielsweise Wien oder Linz greifen zu können.

Dies bedeutet nicht, dass jeder ausländischer Crack ein Goldgriff ist. Sie haben aber eher das Potenzial, den Unterschied auszumachen. Vor allem in der Defensive ergeben sich so Vorteile, die in den Playoffs nicht zu übersehen waren. Einen gewichtigen Anteil daran haben auch die bestehenden Connections aus München.

Sollte es sich bewahrheiten, dass in naher Zukunft die Steuerbegünstigungen für Sportler in Italien fallen, wird es auch für den HC Bozen und Co. schwierig, mit Salzburg Schritt zu halten. Die "Foxes" haben heuer mit der maximalen Ausreizung des Legionärs-Kontingents bewiesen, dass man Salzburg die Stirn bieten kann.

Doch genau hier liegt der Hund begraben. Teams müssen an die Grenzen des Erlaubten gehen, um überhaupt eine Chance gegen die "Eisbullen" haben zu können. In der Fußball-Bundesliga ist es nicht unbedingt anders, auch dort verzichtet etwa Sturm Graz auf den Österreicher-Topf - gepaart mit einer tollen Entwicklung hat man nun die realistische Chance auf den Meistertitel.

Der entscheidende Unterschied: Die "Blackies" schlossen die Lücke zu Salzburg auch dank ihrer Transfer-Einnahmen, die sie zuletzt erzielten. Im Eishockey gibt es solche bekanntlich nicht, seit letztem Sommer aber zumindest ein Ausbildungskosten-Entschädigungssystem, mit dem Vereine für ihre Nachwuchs-Ausbildung entlohnt werden.

Dennoch wird sich wohl nichts daran ändern, dass Salzburg insbesondere für die heimischen Vereine auf längere Sicht unerreichbar sein wird. Bleibt nur zu hoffen, dass eine ähnliche Dominanz wie im Fußball wie durch ein Wunder doch ausbleibt...

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