Auf Thomas Raffl wartet an diesem Wochenende ein rundes Jubiläum.
Gegen die Pioneers Vorarlberg absolviert der Kapitän des EC Red Bull Salzburg am Sonntag (15 Uhr im LIVE-Ticker >>>) sein 900. Liga-Spiel. Exakt 7.451 Tage werden zu diesem Zeitpunkt seit seinem Debüt am 26. September 2003, welches er im Dress des VSV gab, vergangen sein.
Nur Thomas Koch (1.023), Phil Lakos (955) und Daniel Oberkofler (930) haben mehr Partien bestritten. Dass der Villacher den Rekord seines ehemaligen Kollegen in Salzburg sowie dem Nationalteam übertrifft, ist nicht unwahrscheinlich. "Wenn es so weiter läuft, ist das sicher möglich", sagt Raffl im LAOLA1-Interview.
Der 37-jährige Leistungsträger spricht außerdem über die bisherige Saison in Salzburg, warum er von Jubiläen nicht viel hält und was ihn noch antreibt.
LAOLA1: Red Bull Salzburg liegt wenige Runden vor dem Ende des Grunddurchgangs auf Rang drei, bei einem Spiel weniger als Tabellenführer KAC beträgt der Rückstand 14 Punkte. Wie bewertest du die bisherige Saison?
Thomas Raffl: Die Saison ist relativ nach Plan verlaufen. Wir hatten einen guten Start, dann im November ein kleines Tief. Wir sind auf einem sehr guten Weg, dass wir zu Playoff-Beginn unsere besten Leistungen abrufen können.
LAOLA1: Es macht aktuell aber den Anschein, als hätte Salzburg die Dominanz, die man in den letzten Jahren ausgestrahlt hat, ein Stück weit verloren.
Raffl: Das ganze Dominanz-Ding kann man nach den Playoffs ansprechen. Mit den Playoffs ändert sich das Eishockey und wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir dieses Playoff-Eishockey sehr gut umsetzen können. Es ist noch etwas Zeit dorthin, danach können wir darüber sprechen, ob die Dominanz verloren gegangen ist oder nicht.
LAOLA1: Was hat sich unter Head Coach Oliver David verändert?
Raffl: Es ist natürlich ein neues Gesicht gewesen. Er hat seine kleinen Taktikveränderungen vorgenommen, für uns als Mannschaft heißt es, das Ganze umzusetzen. Wir haben heuer speziell im November und Anfang Dezember ein bisschen eine Krise gehabt, wo wir uns einfach schwergetan haben, diese Dinge umzusetzen. In den letzten Spielen ist es immer besser geworden, besser gelaufen und wir sind zu Playoff-Beginn sicher bereit.
LAOLA1: Am Sonntag wartet ein besonderes Jubiläum auf dich, du wirst gegen die Pioneers Vorarlberg dein 900. Ligaspiel bestreiten. Was bedeutet dir diese Marke?
Raffl: Dass ich schon sehr lange in der Liga spiele (lacht). Prinzipiell halte ich nicht sehr viel von solchen Jubiläen, weil man dabei immer über die Vergangenheit spricht. Ich weiß mittlerweile sehr gut, dass man in der Gegenwart sein muss, um das beste Eishockey zu spielen. Nicht zu viel nachzudenken, die Arbeit machen, die man machen muss und die Leistung aufs Eis bringen.
LAOLA1: Den Liga-Rekord hält Thomas Koch mit 1.023 Spielen. Eine erreichbare Zahl?
Raffl: Wenn es so weiter läuft, ist das sicher möglich. Ich strebe keine Vergleiche oder Rekorde an, möchte der Mannschaft, mit der ich spiele, nur zum Gewinnen verhelfen. Dann kann man am Ende einer Karriere sagen, dass man das Maximum herausgeholt hat.
LAOLA1: Du bist mit 37 Jahren sowohl im Verein als auch Nationalteam ein Leistungsträger. Wie machst du das?
Raffl: Es ist sehr viel Arbeit, die in den Körper hineingesteckt werden muss. Natürlich muss man smarter werden, je älter man wird. Man muss die Regenerationspausen gut einplanen, ich bin da auch in guten Händen, arbeite mit sehr guten Leuten zusammen. Bis jetzt merke ich noch keine Mangelerscheinungen.
"Meine Karriere wird zu einem Punkt sicher einmal ans Ende gehen, aber wenn man mich jetzt fragt, will ich noch nicht daran denken."
LAOLA1: Teamchef Roger Bader hat dich im Interview zuletzt als "junggebliebenen Spieler" bezeichnet.
Raffl: Man ist mit 22 Spielern in der Kabine, die wahrscheinlich zehn Jahre jünger sind. Das heißt, man hat gar keine andere Wahl, muss jung bleiben. Mir gefällt es einfach zu sehen, wie die jungen Spieler heutzutage arbeiten. Das hat sich im Eishockeysport sehr verändert und gibt mir immer die Chance, mich weiterzuentwickeln.
LAOLA1: Es macht nicht den Anschein, als wäre ein Karriereende für dich in naher Zukunft ein Thema.
Raffl: Im Profi-Sport gibt es so viele Faktoren, die man nicht beeinflussen kann. Ich versuche, alles, was in meiner Hand liegt, zu machen - sei es Training, Einstellung oder Ernährung. Das sind Dinge, die ich beeinflussen kann. Man weiß, wie schnell es heutzutage gehen kann. Eine Verletzung und auf einmal steht alles am Kopf. Wenn man die Möglichkeit hat, muss man sie einfach nutzen und das Maximum herausholen. Meine Karriere wird zu einem Punkt sicher einmal ans Ende gehen, aber wenn man mich jetzt fragt, will ich noch nicht daran denken.
LAOLA1: Was treibt dich noch an? Meistertitel, Weltmeisterschaften, vielleicht auch noch eine Olympia-Teilnahme 2026?
Raffl: Ich glaube, es ist einfach der Wettkampf. Wenn man sich von klein auf immer mit Leuten misst, wenn es immer um Gewinnen und Verlieren geht, bekommt man einen anderen Ehrgeiz. Ich möchte mit der Mannschaft, mit der ich spiele, einfach erfolgreich sein.
LAOLA1: Bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 in Tampere hast du einen gewichtigen Beitrag zum Klassenerhalt geleistet. Befindet sich Österreich auf einem guten Weg, sich als A-Nation zu etablieren?
Raffl: Man muss die Kirche im Dorf lassen. Wir haben die Klasse zweimal hintereinander gehalten, das war natürlich auch aufgrund des Ausschlusses von Belarus und Russland möglich. Die WM ist ein hartes Brot, wenn wir Top-Leistungen abrufen, dann haben wir die Möglichkeit zu bestehen.