Die eigene Heimstätte bereitete den Vienna Capitals in dieser Saison schon viele Probleme.
Mitte Oktober musste der Regelbetrieb in der STEFFL Arena jäh gestoppt werden. Eine aufgeplatzte Schweißnaht ließ Ammoniak aus der Kühlanlage austreten, im Zuge einer Notabschaltung wurde zudem eine Sonde beschädigt.
Wider erwarten konnte der Defekt schneller als ursprünglich geglaubt behoben werden, im Laufe des Novembers tauchten aber bereits die nächsten Komplikationen auf. Seitdem ist Ruhe eingekehrt, der Spielbetrieb läuft und dürfte so schnell auch kein Ende finden. Immerhin liegen die Wiener in der Viertelfinal-Serie gegen den HC Innsbruck mit 2:1 voran.
Abseits der Eisfläche laufen die Planungen bezüglich einer Sanierung der fast 30 Jahre alten Halle. Im LAOLA1-Talk bestätigt Franz Kalla, dass bis Ende März ein fertiges Konzept vorliegen wird.
Der General Manager geht außerdem auf Kritik der Fans ein, erklärt wie man wieder an die Zuschauerzahlen der Prä-Corona-Zeit herankommen will und was er über das Präsident-Amt denkt.
LAOLA1: Omnipräsent war in dieser Saison der Zustand der Halle. Mitte Oktober gab es das große Gebrechen an der Kühlanlage, rund ein Monat später tauchten erneut Probleme auf. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Kalla: Es ist eine sehr komplexe Thematik. Der Stadt Wien ist und war bekannt, dass es eine sehr alte Anlage ist, die in einem Dauerbetrieb ist. Das haben wir alles erklärt. Was ist seitdem passiert? Die Stadt Wien evaluiert mittlerweile seit mehreren Wochen mit Architekten. Man überlegt natürlich, und das ist glaube ich ein guter Ansatz, jetzt nicht nur zu sagen, was muss ich an der Kühltechnik verändern sondern wenn man etwas angreift, ob man es nicht besser oder klüger macht. Nachhaltigkeit beispielsweise, die bei der Errichtung der Halle vor 30 Jahren noch nicht so ein Thema war - wie kann ich die Wärme, Abluft usw. viel besser nutzen? Das wird jetzt alles evaluiert. Egal ob das jetzt der Lichtfaktor oder die Banden sind. Es sollte Ende März ein fertiges Konzept vorliegen und man wird überlegen, in welchen Etappen dann saniert wird. Das wird von der Stadt Wien gerade durchgeführt.
LAOLA1: Eine Sanierung ist also fix. Im Oktober gab es auch die Überlegung, eventuell eine komplett neue Kühlanlage einzubauen, was natürlich mit einem großen Kostenaufwand einhergeht. Wie sieht der Plan genau aus?
Kalla: Es ist noch zu früh, um das genau zu sagen. Die Problematik ist viel komplexer. Es ist nämlich ein Unterschied, ob ich die Kühlanlage in einem laufenden Betrieb verändere oder heute hergehen kann und sage, ich sperre die Halle jetzt für die nächsten eineinhalb Jahre zu und saniere alles. Das ist viel, viel leichter, aber unter diesen Gesichtspunkten ein Konzept zu erarbeiten, ist jetzt die Aufgabe von Fachkräften. Es sind Firmen eingebunden wie die Firma "Equans", die sehr erfahren ist in dem Bereich. Es sind Architekten involviert, die am Ende des Tages die Nachhaltigkeit einfließen lassen - sei es Photovoltaik usw. Was man in welchen Etappen wie machen kann, ist jetzt Aufgabe der Kräfte.
LAOLA1: Also weiß man generell noch nicht, welche Kosten auf den Verein zukommen werden?
Kalla: Es kommt immer darauf an, was man macht. Ich war vor kurzem in Zürich, da haben sie eine Halle neu gebaut mit Photovoltaikanlagen am Dach, die ausreichend gebaut wurden, dass sie (ZSC Lions, Anm.) sich energietechnisch selbst erhalten können. Aber die Halle hat 206 Millionen Euro gekostet, das ist eine andere Dimension. Die Frage ist: Was will man investieren, was wird am Ende des Tages rauskommen? Es ist klug, dass man das nicht in einem Schnellschuss macht, das muss wohl überlegt sein. Es sollte auch ein Konzept sein, dass wirklich nachhaltig ist. Die Zeit muss man sich nehmen und geben, im laufenden Spielbetrieb kann man ohnehin nichts ändern. Ich glaube, es ist eine sehr gute Strategie, die die Stadt Wien jetzt geht.
LAOLA1: Wie hat die Kommunikation mit der Liga in dieser schwierigen Phase ausgesehen?
Kalla: Die einzelnen Vereine in der Liga - wir haben ja Heimrechte u.a. mit Villach tauschen müssen - haben uns wirklich geholfen. Es war Verständnis da, man kennt die Situation. Villach war im Sommer durch einen Defekt an der Kühlanlage selbst von einer Verschiebung betroffen. Ich glaube, dass einige Vereine durch unsere Vorfälle sogar mehr auf diese Situation achten. Ich weiß von anderen Hallen auch, dass sie nun vor ihren Hallenbetreibern stehen und diese Ausfallsicherheit verlangen. Die Liga hat uns sehr unterstützt, ist aber natürlich interessiert, wie die Situation weitergeht.
LAOLA1: Gab es oder gibt es die Sorge, dass im weiteren Spielbetrieb - der ein offenes Ende hat - noch einmal etwas passieren könnte?
Kalla: Ich hätte gerne die Garantie, dass nichts mehr passiert. Was ich sagen kann, ist, dass wir alles Menschenmögliche tun, um diese Situation zu vermeiden. Wir sind im ständigen Austausch, überwachen die Anlagen 24 Stunden, versuchen jedes Problem - wenn eines aufpoppt - zu beheben. Die Wahrheit ist, dass die Anlage nicht neuer, jünger oder besser geworden ist. Wir versuchen die Dinge, die uns auffallen, vorab vielleicht schon zu tauschen und werden von sehr vielen guten Firmen unterstützt. Es gibt aber keine Garantie, die gibt es mit der Anlage in der Situation nicht. Aber wir sind zuversichtlich, dass es funktioniert.
LAOLA1: Durch die Probleme wurden auch die Fans auf eine harte Probe gestellt. Es gab viele Beschwerden, dass es für Wiener Verhältnisse zu kalt in der Halle ist.
Kalla: Die Gründe für solche Dinge sind oft sehr vielschichtig. Ich weiß nicht, in wievielen Eishallen ich in Europa oder Nordamerika in meinem beruflichen Dasein schon war, Wien war traditionell immer eine der wärmsten. Das ist der Standard. Man war gewohnt, bei uns mit einem Pullover in der Halle zu sitzen. In anderen Eishallen - egal ob das in unserer Liga ist oder woanders - sitzen die Leute mit Hauben, Schals und Handschuhen. Dadurch war es ungewöhnlich. Es ist ein sehr komplexes Kühl- und Umluftsystem. Die Anlage ist vor 30 Jahren gebaut worden, wenn dort ein Problem auftaucht, gibt es oft keine Ersatzteile, keine Informationen, was wie und wann umgebaut wird. Solche Fehler dann zu finden und zu beheben wenn etwas schiefläuft, ist die Schwierigkeit. Es ist alles in Ordnung, wir haben nirgends etwas gedrosselt oder Energie weggenommen bzw. gespart. Diese Situation war nicht die Ursache, aber es ist verständlich, wenn man gewohnt ist, mit T-Shirt oder Pullover in der Halle zu sitzen und es ist einmal kälter, dass es sehr unangenehm ist.
"Wir hatten ein sehr hohes Ausgangsniveau vor Covid, waren bei über 5.000 Zuschauern im Schnitt. Dort wollen wir auch wieder hin."
LAOLA1: Einige Fans stellten zuletzt auch das "Premiumprodukt Vienna Capitals" in Frage.
Kalla: Wir nehmen Kritik auf, um uns zu verbessern. Es ist nie so, dass man alles richtig macht. Ich sage immer: Auch wenn man gewinnt, macht man nicht alles richtig. Und wenn man verliert, macht man nicht alles falsch. Genauso ist es auch hier. Wir haben sehr viele Heimspiele, wo sehr viele Dinge im Grunde genommen passieren. Auch wir sind Gott sei Dank wieder in der Situation, dass wir wieder Heimspiele mit Publikum haben können. Aber es hat auch zwei, drei Jahre gegeben, wo das nicht möglich war. All diese Dinge wieder ins Laufen zu bringen, das ist sicher auch für uns eine Herausforderung gewesen. Ich denke aber, dass wir auf Probleme reagieren, sie verbessern und der Zuschauerschnitt - auf den wir stolz und unheimlich dankbar sind, dass der Zuspruch der Fans da ist - zeigt, dass wir uns weiterhin bemühen und das wird immer so sein. Fehler passieren, aber ich glaube, unser Bemühen ist immer erkennbar.
LAOLA1: Im Schnitt waren im Grunddurchgang pro Spiel 3.906 Zuschauer in der Halle, das sind fast exakt 1.000 Fans weniger als vor Corona. Welche Faktoren spielten dabei eine Rolle?
Kalla: Ich fange beim Positiven an: Wir sind stolz, dass wir den stärksten Zuschauerschnitt der Liga haben. Sind wir damit zufrieden? Nein, sind wir nicht. Wir hatten ein sehr hohes Ausgangsniveau vor Covid, waren bei über 5.000 Zuschauern im Schnitt. Dort wollen wir auch wieder hin. Wenn ich aber an den Saisonverlauf denke und die ersten Spiele der Saison betrachte - mit Ausnahme der Verabschiedung von Phil Lakos hatten wir eher am Anfang der Spielzeit einen schwächeren Schnitt und der Zuspruch ist über die letzten Wochen und Monate wieder gestiegen. Dieses Phänomen ist in ganz Europa zu beobachten. Hat es eine Ursache? Wahrscheinlich nicht, sondern viele. Hat es jemals eine Situation gegeben, wo während einer laufenden Meisterschaft im Eishockey eine Weltmeisterschaft im Fußball stattgefunden hat? Auch nicht. Es gibt viele Gründe. Die Verwirrungen während der Saison, ob es jetzt Spielverschiebungen waren usw. - das sind Dinge, die wir nur bis zu einem gewissen Grad beeinflussen können, aber wir bemühen uns wahnsinnig. Wir versuchen sehr viele Familienaktivitäten zu setzen, Themengeschichten zu machen. Das Office-Team leistet hier einen unglaublichen Job. Wir wollen wieder dorthin, wo wir waren, sind aber trotzdem stolz und dankbar, dass die Fans uns wieder mehr das Vertrauen schenken und in die Hallen kommen.
LAOLA1: Wie will man in der nächsten Saison noch mehr Fans in die Halle locken?
Kalla: Wenn eine Saison bei uns beendet ist, beginn am nächsten Tag bereits die Arbeit für die neue Saison. Aufgrund der Heimspiel-Dichte kann man während der Saison wenig verändern, wir planen diese Dinge weit voraus, nehmen diese Lernkurve natürlich auch in die nächste Saison mit. Es ist ein großer Vorteil, dass der Besuch wieder uneingeschränkt möglich ist. Wir werden evaluieren und hinterfragen, welche Beginnzeiten sind die richtigen. Ist es besser, am Sonntag vielleicht früher zu spielen? Das wird man natürlich innerhalb der Liga diskutieren, weil es mit Regulativen zu tun hat. Wir sind froh, dass Linz sich sportlich wieder sehr positiv entwickelt hat, das bringt uns Zuschauer. Die Themenliste ist sehr groß.
"Zu dem Thema Präsident und Nachfolge gibt es nur einen, der etwas dazu sagen sollte und aus meiner Sicht darf. Das ist Hans Schmid."
LAOLA1: Viele Fans wertschätzen Ihre Arbeit, die Sie jahrelang für den Verein leisten, bei anderen stehen Sie aber im Kreuzfeuer der Kritik. Wie sehr nimmen Sie sich solche Kritik zu Herzen?
Kalla: Kritik ist immer eine Chance. Ich reagiere aber nicht auf anonyme Kritik. Das ist etwas, wo ich denke, wenn jemand Kritik äußert, sollte er auch dazu stehen und sich nicht hinter irgendwelchen Pseudonymen verstecken. Kritik ist etwas, was man immer ernst nehmen und als Chance sehen sollte. Wenn ich Kritik übe, muss ich auch bereit sein, Kritik entgegenzunehmen. Es ist nicht immer schön, wenn man kritisiert wird. Es gehört zum Sport dazu, es ist nie angenehm.
LAOLA1: Sie gehören zu den Capitals wie das Amen im Gebet. Gibt es für Sie ein Szenario, bei dem Sie Wien verlassen würden oder ist das völlig ausgeschlossen?
Kalla: Auch das habe ich in 15 Jahren in dem Geschäft gelernt: Sag niemals nie. Ich habe zu viele Situationen und Dinge erlebt. Für mich zählt der Moment. Ich bin vor 15 Jahren mein Amt angetreten, um etwas zu bewegen. Ich glaube, das ist uns auch gelungen. Sollte es die Situation einmal erfordern, dass man glaubt, es ist nicht mehr so, dann wird man sich das überlegen. Aktuell ist es aber kein Thema, Wien zu verlassen.
LAOLA1: Präsident Hans Schmid will sein Amt seit einiger Zeit niederlegen, betonte zuletzt in einem Interview, dass sein Nachfolger bereits im Verein werkt. Hat er damit seinen aktuellen General Manager und Vizepräsidenten gemeint?
Kalla: Zu dem Thema Präsident und Nachfolge gibt es nur einen, der etwas dazu sagen sollte und aus meiner Sicht darf. Das ist Hans Schmid. Hans Schmid habe ich vor 15 Jahren kennengelernt, ohne ihn würde es die Caps nicht geben. Er ist so verantwortungsvoll, dass er diese Entscheidung selbst trifft. Ich weiß, dass es einen Plan gibt. Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass Hans Schmid so verantwortungsvoll mit diesem Thema umgeht und diese Entscheidungen, sobald es sie gibt, bekanntgeben wird.