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Das bringt Ferencvaros Budapest in die ICE mit

Asiago geht, Budapest kommt: LAOLA1-Experte Bernd Freimüller analysiert die Änderung in der ICE Hockey League.

Das bringt Ferencvaros Budapest in die ICE mit Foto: © GEPA

Asiago (alt & neu) out, Ferencvaros Budapest in: Seit gestern steht das Teilnehmerfeld der nächstjährigen wind2day ICE Hockey League fest.

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Vor allem bezüglich Asiago herrschte bis zuletzt ein ziemliches Gezerre.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller mit dem Versuch einer Aufarbeitung:

Asiago alt/Asiago neu: Die Teams hatten endgültig genug

Nach drei Jahren in der Liga (der zweijährige Probestatus wurde per Abstimmung um ein Jahr verlängert) hatten die zwölf abstimmenden Teams endgültig genug, votierten mit 10:2 gegen einen Ligaverbleib.

An die Stelle von Asiago Hockey trat gleich anschließend der HC Asiago, der sich um die Aufnahme bewarb. Nach Liga-Auskunft hätte es sich hierbei um eine neue Organisation gehandelt, die Verträge mit den Spielern wären neu auszuhandeln gewesen.

Das verursachte schon bei einigen Klubvertreten ein gewisses Bauchgrummeln. "Wer bezahlt die Außenstände des alten Klubs? Wenn die offenbleiben, bekommt unsere Liga wieder ein blaues Auge, Agenten und Spieler zeigen dann wieder mit dem Finger auf uns", so ein Klubmanager.

Ebenfalls nur mit Vorsicht zu genießen: Die Versprechungen der Hallenrenovierung, die nur teilweise eingehalten wurden, wären mit Versprechen zu einem kompletten Neubau abgelöst worden.

Alles nur sehr vage, der HC Asiago hätte für eine Zweidrittel-Mehrheit sechs der ursprünglichen Nein-Stimmen umdrehen müssen.

Absage für fünf Jahre Hockey in Asiago auf Bewährung

Tage vor der Abstimmung deklarierte sich allerdings Ligapräsident Dr. Alex Gruber, gab eine unmissverständliche Wahlempfehlung pro Asiago ab.

Aus welchen Gründen? Die Frage wäre richtiger gestellt: Aus wie vielen Gründen? Denn sowohl Asiago als auch Fehervar mussten sich finanziell weit aus dem Fenster lehnen. Zu den üblichen 150.000 Euro Aufnahmegebühr (bis Anfang Mai zu zahlen) mussten sie schriftliche Garantien über jeweils weitere 300.000 Euro an Sponsorgeldern (auf zwei Jahre aufgeteilt) abgeben.

Wie sehr das wirklich schriftlich (jetzt bei Fehervar) abgesichert war, darüber gehen die Meinungen auseinander, es handelt sich bei den 900.000 gesamt quasi um verdeckte Entry Fees im Stile der NHL (wenn auch natürlich in der Größe Lichtjahre entfernt). Das hört sich imposant an, auf 12 Teams aufgeteilt, wären es 75.000 für jedes gewesen und das nochmals auf zwei Jahre aufgeteilt. Natürlich auch nicht bar auf die Kralle, sondern gegen die Liga-Administrationsgebühren aufgerechnet.

Besser als ein Stein auf den Schädel sicherlich, zumindest schlossen sich die Präsidiumsmitglieder mit ihren Teams der Argumentation Grubers an. Andere Vereinsvertreter, die von den Geschichten von der Hochebene einfach genug hatten, kippten dagegen nicht um. Bei einer Enthaltung ging die Abstimmung mit 6:5 (55 Prozent) pro Asiago aus, von der notwendigen Zweidrittel-Mehrheit konnte keine Rede mehr sein.

Kurios dabei: Dem dreijährigen Probestatus von Asiago alt wäre ein zweijähriger von Asiago neu gefolgt. Mit anderen Worten: Fünf Jahre Hockey in Asiago auf Bewährung.

Kapitel Asiago ist endgültig beendet

Der HC Asiago mit dem neuen Eigentümer Mario Lievore zog sich gleich nach der verlorenen Abstimmung in die italienische Liga zurück, vom Hallenprojekt – so es das je gab – kann keine Rede mehr sein.

Die ausstehenden Gehälter aus der Vorsaison? Schon gestern fragte mich ein Agent, an wen er sich wegen dieser jetzt wenden solle. Ich konnte ihm nur viel Glück wünschen, die je nochmals einzutreiben.

Das Kapitel Asiago – in der Wahnwitzigkeitsskala wohl noch knapp von den Bratislava Capitals gereiht – ist damit endgültig beendet. Um es nochmals runterzubrechen:

Zwei Jahre Probestatus mit versprochenen Hallenrenovierungen, die nur teilweise umgesetzt wurden. Noch ein Jahr Probestatus, wieder keine großen Änderungen, dafür verspätete Gehaltszahlungen.

Alt macht neu Platz, die Renovierungen wurden endgültig abgesagt, an ihre Stelle wären jetzt zumindest für weitere zwei Probejahre Versprechungen zu einem Hallenbau gerückt. Das in einem größeren Dorf mit knapp 6.000 Einwohnern, weitab jeder Großstadt.

Man möge sich ein derartiges Szenario in einer Liga wie der DEL vorstellen. Völlig undenkbar...

Ferencvaros Budapest als "Fringe-Team"

Die Rolle als Hauptstadtklub sowie eine professionelle Präsentation (wenn auch weit außerhalb der ursprünglichen Liga-Deadline) sprachen für die Ungarn, die Abstimmung ging dann auch mit 10:2 eindeutig für sie aus. Von dort können also 450.000 Euro in den nächsten beiden Jahren an die Liga fließen.

Finanziell verwiesen die Vereinsvertreter auf die mächtige Dachorganisation des Traditionsklubs. Dazu kommt, dass Eishockey in Ungarn von der Regierung schon lange gefördert wird, so können etwa Körperschaftssteuern zu Sponsorbeiträgen umgeschichtet werden.

Ebenfalls versprochen: Gezielte Marketingmaßnahmen, um den Zuschauerschnitt von derzeit ca. 650 in die Höhe zu treiben.

Auch für Ferencvaros gilt: Probestatus für zwei Jahre, der danach in einen Dauerzustand umgewandelt werden kann.

FTC-Telecom (so der offizielle Vereinsname) übernimmt von Asiago den Status eines "Fringe-Teams". Im Gegensatz zu den "Core-Teams" liegen diese an den Rändern der Liga-Geografie, unternehmen bzw. sind Bestandteil von Roadtrips mit zwei Spielen. Fans der Westteams, die sich diesen weiten Trip antun, können daher mit einem Wochenende in Budapest, das auch ein Spiel in Szekesvehervar oder Wien beinhaltet, spekulieren.

"Spielfrei" ersetzt das 14. Team

Das Comeback der Pick- bzw. Qualification-Round bei zwölf Teams ist daher vom Tisch. Oft nicht behirnt: Ob 13 oder 14 Teams macht bei der Spielplanerstellung keinen Unterschied, so ersetzt eben "spielfrei" den Namen des 14. Teams.

52 Spieltage müssen eingeplant werden, der einzige Unterschied zwischen 13 und 14 Teilnehmern: Die Teams treten jetzt nur 48 Mal im Grunddurchgang an. Zu erwarten ist auf jeden Fall ein sehr gedrängter Spielplan mit verstärkten Wochentags-Spielen.

Auch der ORF bzw. Puls24 (ziemlich sicher wieder die österreichischen TV-Sender) können aufatmen: Beide Sender scheuen die ausländischen Teams wie der Teufel das Weihwasser, bei sechs Teilnehmern aus dem Ausland wären rein österreichische Paarungen noch rarer geworden...


Die Zuschauer-Magnete der ICE Hockey League 2024/25

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