Donnerstag steigt in Salzburg die außerordentliche GV der ICE-HL. Zwei Tagesordnungspunkte stehen im Mittelpunkt: Die Neuvergabe der TV-Rechte sowie die Causa „Asiago“. Das Team könnte von der weiteren Teilnahme ausgeschlossen werden, allerdings einige Wochen später unter neuer Führung zurückkehren. Was spricht für diese Variante?
Worum geht es im Falle Asiago?
Die Italiener wurden 2022 nur mit der Auflage in die Liga aufgenommen, ihre Halle auf den neuesten Stand zu bringen. Zwei Jahre hatten sie dafür Zeit – zu wenig. Die Teams entschlossen sich, eine Nachfrist von einem Jahr zu setzen, auch das sollte nicht reichen.
Nicht dass nichts geschehen wäre, das Innenleben der Arena (Kabinen) hat sich schon zum Besseren gewandelt. Auch zwei neue Videowalls und eine neue Tribüne sind zu verzeichnen. Trotzdem ist das Stadio Odegar mit seinen 3000 Plätzen weiter veraltet, scheitert auch an den Platzverhältnissen: Die Kameraposition bei TV-Übertragungen liegt nur knapp über Eisebene, ein für Europas Topligen einzigartiges Szenario.
Dazu kommen auch weitere Probleme, die vor allem im knapp bemessenen Stab liegen. „Bemüht, aber amateurhaft und weiter auf AlpsHL-Niveau“, so der Tenor. Bezeichnend die Aussage eines Vereinsmanagers vor Saisonbeginn: „Wir waren viermal dort, viermal hat das Videosystem nicht funktioniert.“

Das ICE-Ligapräsidium beschloss Mitte Februar, einen Aberkennungsantrag des Mitgliedsstatus einzuleiten, der innerhalb eines Monats behandelt werden muss, also bis zum 15. März. Noch ist offen, ob das tatsächlich am Donnerstag erledigt wird oder danach noch ein zeitnaher Umlaufbeschluss folgt.
„Asiago alt“ unter Präsident Piercarlo Mantovani muss sich auf jeden Fall eine Abstimmung stellen, ein Ligaausschluss ist nur mit einer 2/3-Mehrheit (also acht von zwölf Stimmen, Asiago selbst ist nicht stimmberechtigt) möglich. Enthaltungen – die schon einmal eine Wahl zum Kippen brachten – werden angeblich nicht berücksichtigt.
Was spricht gegen Asaigo alt?
Die Erfahrungen der letzten Jahre, Versprechungen die ins Leere gingen. Der logische Schluss wäre: „Bedingungen nicht erfüllt, selbst bei einer Nachfrist, daher adieu“. Aber so einfach ist das auch wieder nicht: Die beiden italienischen Teams müssen aus politischen Gründen für ihre Landsleute stimmen. FISG-Präsident Andrea Gios stammt aus Asiago, trieb den Einstieg an und hat den Verein als Landeplatz für Italo-Kanadier, die ihre zwei Jahre bis Olympia 2026 in Turin absitzen mussten, ausersehen, was auch gelang.
Was die Stimmung in der Liga gegen Asiago heuer noch verschlechterte? Schleppende Gehaltszahlungen schon ab Saisonbeginn, ein weiterer Fall Ljubjlana (alt)/Jesenice/Zagreb konnte aber vermieden werden. Asiago schleppte sich mit einer Rumpftruppe ins Ziel, ohne je eine Chance auf die Playoffs zu haben.
Was ist unter Asiago neu zu verstehen?
Eine neue Eigentümergruppe will an den Start gehen, aus „Asiago Hockey 1935“ soll der „HC Asiago“ werden. Mario Lievore heißt hier der Präsident. Natürlich voll der Versprechungen und Luftschlösser, nur: Was passiert eigentlich mit den Verbindlichkeiten des Altclubs? Wer übernimmt etwa noch
ausstehende Gehälter von Spielern, die nächste Saison zurückkommen sollen? Löst sich der Altverein einfach in Luft auf und tritt das neue Konstrukt ohne Friktion an seine Stelle?
Die Liga kam der neuen Vereinsführung insofern entgegen, dass die verpasste Meldefrist vom 15. Jänner kein Problem sein würde.
Die Probleme bei Asiago neu
Sind die gleichen wie beim Altverein:
Die abgelegene Lage am Hochplateau mit serpentinenhaften Anfahrten
Ein überschaubares Zuschauerpotential mit ca. 1000 – 1500 Fans
Für die Liga ein absoluter Nullwert, der Dorfverein erweckte nie überregionales Interesse.
Und natürlich weiter die Hallensituation: An die Stelle von Versprechungen zur Odegar-Renovierung treten jetzt die von einem Neubau der Halle. Paper, auf dem dieses Projekt steht, ist natürlich geduldig, Die Region Venetien soll angeblich für die nächsten Jahre 18 Millionen für Eissportanlagen zur Verfügung stellen.
Selbst als Nicht-Fachmann weiß man: Das kann nicht reichen und selbst wenn die Summe ein Vielfaches wäre: In Italien gehen die Uhren sowieso langsamer, ein solches Projekt von der Planung über die Ausschreibung bis zur Fertigstellung würde (siehe Bruneck) wohl über ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen.
Es sieht also ganz danach aus, dass Asiago neu – wie der Vorgängerverein – ganz einfach wieder eine Galgenfrist anstrebt, „alter Hut mit neuer Krempe“ also.
Wie stehen die Chancen auf weiteres ICE-Hockey in Asiago?
Für Asiago alt wohl nicht gut, die Stimmung hat sich in den letzten Monaten sehr gegen sie gedreht. Aber unterschätze nie die Schwarmunintelligenz der Ligamanager, die schon bei der Ligaaufnahme sichtbar wurde. Vielleicht nehmen sie Lievore die Versprechungen ab, verzichten auf kritische Fragen.
14 Teams in der nächsten Saison?
Ein Argument für den Ligaeinstieg von Asiago vor drei Jahren war, wie mir ein Vereinsmanager mitteilte: „Wir haben nur zugestimmt, damit wir auf eine gerade Anzahl von 14 Teams kommen.“ Dieser Plan löste sich Wochen später in alle Partikel auf, als die Capitals Bratislava über Nacht ihren Rückzug ankündigten und sich spurlos auflösten.
Ohne Asiago (egal ob alt oder neu) wären es 12 Teams, mit ihnen wieder 13. Woher soll ein 14. Team kommen?
Bis vor kurzem war ein solchen auch mit dem Hubble-Teleskop nicht auszumachen, die Meldefrist vom 15. Jänner brachte keine neuen Anwärter. Über die Maschek-Seite näherte sich dann Ferencvaros Budapest an, ohne mit voller Wucht auf einen sofortigen Einstieg hinzuarbeiten. Aber das in der ICE gebräuchliche Faschings-Motto „Wollen wir sie reinlassen?“ könnte auch für sie gelten. Die Vereinsführung wird sich ebenfalls am Donnerstag vorstellen.
Asiago neu und Ferencvaros könnten sich quasi per Tauziehen gegenseitig in die Liga hieven, denn für jeden Anwärter gilt: Die ICE tut immer gut daran sich Fett anzufressen, wer weiß wo nach Jesenice, Ljubljana, Zagreb, Znojmo, Dornbirn oder den Bratislava Capitals der nächste Aussteiger herkommt?
Nur als Hilfe für die Vereinsvertreter, die von Asiago, aber auch von Ferencvaros natürlich nur das Blaue vom Himmel hören werden: Budapest als Stadt hört sich natürlich im Gegensatz zum Dorf Asiago geradezu weltmännisch an, die Anreise könnte über die Autobahn erfolgen. Allerdings: Eishockey spielt in der Hauptstadt aber eine sehr untergeordnete Rolle.
Das (von der ungarischen Regierung finanzierte) Gastspiel von MAC Budapest in der slowakischen Extraliga dauerte von 2018 bis 2020 und fand stets vor leeren Rängen stand. Wäre das beim Mittelständler der „Erste Liga“, Ferencvaros, der eher aus dem Fußball bekannt ist, anders?
Die Tüskescarnok-Arena, wo etwa auch die U20-1A-WM mit Österreich im Dezember 2023 stattfand, ist eine durchaus angenehme Halle, sicher schöner als die in Asiago, aber auch nochmals kleiner. Das sollte aber auch mehr als genug sein, der Zuschauerschnitt von Ferencvaros heuer lag bei knapp 650 Fans...
Asiago alt sollte in den nächsten Tagen so oder so vom Tisch sein, bezüglich Asiago neu und Ferencvaros wird es eher bis Mitte April dauern. Logisch wäre ein „Nein“ zu beiden Organisationen – Asiago wegen der weiter problematischen Hallensituation, Ferencvaros wegen Verpassen der Meldefrist und zu kurzer Vorbereitungszeit.
Aber wer bei der ICE in den letzten Jahren auf Logik und Meldefristen setzte, hat immer schon verloren...