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Die Eishockey-Oldies und ihre Besonderheiten

Super-Senioren mischen Europas Eishockey auf. Bernd Freimüller mit dem Überblick:

Die Eishockey-Oldies und ihre Besonderheiten Foto: © GEPA

Die späte Verpflichtung des 41-jährigen Markus Kankaanperä bewahrte den HC Bozen nicht vor dem Aus in den Pre-Playoffs. Nur Capitals-Urgestein Phil Lakos hat in der ICE Hockey League ebenfalls seinen 40. Geburtstag schon hinter sich.

Sollten sich die Wiener aber im Halbfinale gegen Red Bull Salzburg verabschieden, geht auch seine Karriere in Kürze zu Ende. Das könnte bereits im vierten Spiel der Halbfinalserie (Mittwoch, ab 19:15 Uhr im LIVE-Ticker>>>) passieren.

Der 41-Jährige kündigte den Ruhestand schon vor der Saison an. Durch den Sieg über den KAC im siebten Spiel schenkten ihm ausgerechnet die jungen Caps-Nachrücker die Gelegenheit, seine Karriere ordentlich - also auf dem Eis - ausklingen zu lassen, sei es im Halbfinale oder doch erst in der Finalserie.

Wie sieht das im Rest von Europa aus? Sind diese Super-Senioren die absolute Ausnahme oder sind sie in jeder Liga vertreten?

Eine Übersicht von LAOLA1-Experte Bernd Freimüller:

In den zwölf Top-Ligen Europas (von der KHL über die SHL bis zur britischen EIHL) finden sich neben Lakos und Kankaanperä noch 19 weitere Ü40-Spieler.

Eines haben fast alle diese Spieler gemeinsam – natürlich handelt es sich immer um etablierte Cracks, niemand würde Randerscheinungen Jahr für Jahr mitziehen. Einige Namen und Besonderheiten:

Der Super-Senior

Der älteste dieser Cracks ist gleichzeitig der bekannteste: Jaromir Jagr hat heuer den 50er erreicht, was ihn aus dem Kladno-Lineup nicht fernhält.

Ich habe ihn vor einigen Wochen beim Auswärtsspiel in Brünn nach längerer Zeit wieder einmal gesehen. Sein Alter wäre mir nicht gleich ins Auge gestochen, umgekehrt ragte er auch keineswegs heraus. Er spielte in der dritten Linie, vergönnte sich überraschenderweise keine Powerplay-Zeit.

Jagr kann die Scheibe weiter gut abschirmen und passen, aber natürlich kein Tempo mehr aufnehmen. Mit acht Toren und elf Assists sehen seine Statistiken durchaus noch okay aus.

Wie lange seine Karriere schon zurückgeht? Ich kann mich erinnern, dass ich mit einem Freund bei einem NHL-Lockdown nach Kladno gefahren bin, um ihn spielen zu sehen. Das war in der Saison 1994/95, also vor 27 (!) Jahren. Unglaublich, aber auch ein bisschen deprimierend...

Mit vier Ü40-Cracks weist die tschechische Extraliga den höchsten Bestand unter den Top-Ligen auf: Zu Jagr kommen noch Viktor Hübl (43, Litvinov, meiste Punkte und Spiele der Liga) sowie die Defender Tomas Zizka (42, Absteiger Zlin) und Martin Sevc (40, Mlada Boleslav).

Der bullige Sevc ist für mich in dieser Gruppe noch der einzige, dessen Spiel nicht schon völlig über die Klippe gefallen ist.

Wenig oder gar keine Oldies

Einzig in den sonst so verschiedenen Schweizer NL und britischen EIHL finden sich keine Über-Oldies.

In der DEL holte Krefeld Eduard Lewandowski (41) aus dem Teil-Ruhestand der vierten Liga. Für ihn gilt das Gleiche wie für die meisten gelisteten Spieler hier: Super-Einstellung, ein Leben für das Eishockey, weiter ausgezeichnete körperliche Verfassung. 

Auch in der dänischen Liga und der SHL hält jeweils nur ein Crack die Fahne der Ü40-Spieler hoch: Defender Daniel K. Nielsen (41, Herning) bzw. Joel Lundqvist (40, Frölunda). Lundqvist – seit 13 Jahren Kapitän seines Teams – zeigte bei mehreren CHL-Spielen auch in Österreich, in welch guter Verfassung er sich weiter befindet.

Nur ein Goalie

Mit diesen 21 Cracks lässt sich zwar ein Kader zusammenstellen, allerdings reicht es nur zu einem Torhüter: Alexander Yeryomenko (41) von Dynamo Moskau, in den Playoffs sogar Stammgoalie.

Die beiden Stürmer Alexander Popov (41, Spartak Moskau) und Danis Zaripov (40, AK Bars Kazan) sind die weiteren Ü40-Cracks in der KHL, die nach einem wahrscheinlichen Massen-Exodus von Legionären vielleicht verstärkt auf ältere Semester zurückgreifen muss.

Kaum Legionäre

Bei diesen Super-Senioren handelt es sich meist um einheimische Kräfte, die sich einerseits über die Jahre eine gewisse Reputation geschaffen haben, denen man andererseits ein Karriereende nur schwer ans Herz legen kann.

Legionäre dieses Alters gönnen sich nur wenige Teams, allerdings keine Regel ohne Ausnahmen: Neben Kurzzeit-Aushilfe Kankaanperä in Bozen gehören die einzigen beiden Ü40-Cracks der französischen "Ligue Magnus" zu dieser Gruppe: Rudolf Huna (41, ein Punkt-pro-Spiel für Briancon) und Joni Tuppurainen (41, Grenoble).

Beide kamen erst heuer in die Liga, Tuppurainen gehörte über Jahre zu den auffälligen Forwards der finnischen Liiga. Huna assoziiere ich immer mit Teams aus der östlichen Slowakei, seine jüngeren Zwillingsbrüder (Richard und Robert) sind mit 37 auch bereits dem Strampelalter entwachsen.

Foto: © getty

Als Legionär gilt auch Radek Duda (43) – das Enfant Terrible des tschechischen Eishockeys heuerte heuer im slowakischen Trencin an, nachdem sein Transfer zu Vsetin im tschechischen Verband erst nach der Trading Deadline registriert wurde.

Duda lief mittlerweile aber völlig der Kapelle nach, kann sich in Trencin aber mit Defender Tomas Starosta (40) über längst vergangene Zeiten austauschen. Branislav Mezei (41) bringt in Nitra weiter seine gigantische Größe ein und ist so weiter ein effektiver Defensivdefender.

Nach Duklas Ausscheiden in den Pre-Playoffs kündigte Duda sein Karriereende an, das tat er allerdings vor zwei Jahren auch schon.

Nach dem Abgang von Tuppurainen blieben der Liiga mit Defender Arto Laatikainen (41, HPK Hämeenlinna) und Angreifer Miko Pyörälä (40, Kärpät Oulu) nur mehr zwei Ü40-Cracks erhalten. Finnland drängt seine Spieler eigentlich auch eher selten in die Pension. So spielte der derzeitige Pustertal-Coach Raimo Helminen noch mit 44 Jahren für Ilves Tampere.

Jagrs Kronprinz

Center Anders Bastiansen war bei seinem Gastspiel in Graz vor Jahren "erst" 34, sieben Jahre später gehört er bei Frisk Asker immer noch zu den Stützen.

Aber gegen Mats Trygg ist er ja noch ein Jungspund: Mit 45 agierte er in Manglerud als Assistent Coach und Teilzeit-Defender, ist somit der zweitälteste Crack in Europa hinter Jagr. Tryggs Zwillingsbruder Marius ging schon vor sechs Jahren in den Ruhestand, während ihr "jüngerer" Bruder Mathias (36) ebenfalls noch in Manglerud aktiv ist.

Die NHL-Oldies

Drei gibt es in der ganzen Liga. Zdeno Chara ist mit 45 Jahren natürlich nicht mehr flott zu Fuß und hat fast jede Offensive in seinem Spiel verloren, bringt aber bei den Islanders weiter Abschreckungspotential mit. Joe Thornton musste nach seinen langen Jahren in San Jose zuletzt auf die Walz, heuerte nach einem Jahr in Toronto mit 42 bei den Florida Panthers an.

Craig Anderson (40) ist einer von sechs Goalies, die heuer schon den Sabres-Kasten hüten durften. Eine weitere NHL-Saison würde mich bei ihm im Gegensatz zu den nicht unterzukriegenden Chara und Thornton aber doch überraschen.

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