ICE-Klub Olimpija Ljubljana steht vor einer spannenden Saison, in der sich einiges verändern könnte.
Mit einem neuen Geldgeber und gezielten Verstärkungen sowohl auf als auch abseits des Spielfelds strebt der slowenische Topklub danach, wieder an alte Erfolge anzuknüpfen.
Doch neben positiven Entwicklungen gibt es auch einige offene Fragen, die das Potenzial des Teams beeinflussen könnten.
LAOLA1-Experte Bernd Freimüller analysiert, was den Slowenen in der kommenden Saison zuzutrauen ist.
Sommeraktivitäten
Die größte Verstärkung gelang abseits des Kaders: Mit dem nordamerikanischen Geschäftsmann Alexandre Lefebvre (die Familie seiner Frau stammt aus Slowenien) will sich ein neuer Geldgeber in den nächsten Jahre einbringen. Das erweitert natürlich die Möglichkeiten für Präsident Miha Butara, der schon in den letzten beiden Saisonen für ein kleines, aber wenigstens solides Budget sorgen konnte.
Lefebvres Mittel (angeblich 500.000 Euro pro Saison) sollen sowohl in die Infrastruktur als auch in den Kader gesteckt werden. Erste Anzeichen dafür: Mit Blaz Gregorc, Ziga Pavlin, Robert Sabolic und Blaz Tomazevic kehrten einige einheimische Routiniers zurück, die in den letzten Jahren nie und nimmer eine Unterschrift in Slowenien in Betracht gezogen hätten.
Ebenfalls neu, wenn auch nur eine Randnotiz: Die Kürzel "HK SZ" (2017 nach finanziellen Problemen wiederbelebt) wurden aus dem Klubnamen gestrichen, "Olimpija Ljubljana" ist jetzt auch der offizielle, griffige Fachbegriff.
Ausrufezeichen des Kaders
Selbst bei limitierten Mitteln verfügte Olimpija immer über einen breiten Kader, Verletzungen, so sie nicht die absoluten Spitzenkräfte betrafen, fielen weniger ins Gewicht als bei anderen Teams. Neben den zurückgeholten Routiniers finden sich genug Rollenspieler, aber auch überraschende Spielträger. Bestes Beispiel dafür: Defender Bine Masic kehrte während der letzten Saison nach Jahren in Finnland nach Slowenien zurück, begann sein erstes Spiel in Wien noch als siebter Defender, nach einem Drittel stand er schon in den Top-4. Jetzt gehört der 21-jährige, in Jesenice ausgebildete Crack, bereits fix zum Nationalteam.
Coach Antti Karhula (lebte sich letzte Saison gut ein) kann ohne Probleme vier Linien und mindestens drei Defenderpaare rotieren lassen, er verfügt über 14 ligaerfahrene Angreifer und acht Verteidiger. Und das bei lediglich sechs belegten Ausländerstellen...
Läuferisch und kämpferisch gingen die Olimpija-Cracks sogar bei geringer Bezahlung immer ans Limit, öfters fehlte es dann aber im entscheidenden Moment ein wenig an Klasse und Routine. Gregorc und Pavlin sollten hier in der Defensive sehr helfen, im Angriff kann Sabolic – wenn auch in Villach ab und zu etwas zu solistisch unterwegs – knappe Spiele entscheiden. Zu ihnen (und dem 35-jährigen Ziga Pance) kommen noch einige interessante Cracks des jüngeren und mittleren Alterssegments wie der großgewachsene Ziga Mehle (22), der kantige Miha Zajc (27) und der wendige Nik Simsic (27). Die Leistungsspitze im Kader wird wohl mit der der Top-Teams der Liga weiter nicht mithalten können, die Breite aber ist vielen Teams überlegen.
Fragezeichen des Kaders
Im Legionärs-Segment sind die gestiegenen Mittel noch nicht sichtbar, bei den sechs Legionären blieb ein "Oha-Moment" aus. Goalie Lukas Horak und der körperlich starke Center Maris Bicevskis durften bleiben, dazu kamen drei ligaerfahrene Cracks. Arvin Atwal bot in Bruneck überraschend viel Offensive an, wurde nach einigen Strafen zu Saisonbeginn dann domestiziert. Wyatt Ege wird von seinem Agenten zwar als "Breakout-Maschine" angepriesen, bis auf seine guten Beine halte ich ihn für die ICE-Definition eines "Durchschnitts-Defenders".
Winger Alexandre Lavoie hinterließ vor fünf Jahren in Innsbruck keine großen Spuren, tingelte seitdem durch skandinavische Ligen und zuletzt Frankreich. Einziger Liganeuling unter den Legionären: Center Kale Kerbashian, ein Playmaker in der DEL2 und Slowakei, allerdings auch schon 34.
Pavlin, Gregorc, Pance und Sabolic – alles ohne Zweifel große Namen im slowenischen Eishockey. Sie alle befinden sich aber im Schlussabschnitt ihrer Karrieren (Pavlin ist gar schon 39!), Leistungssteigerungen wird es hier keine mehr geben. Gibt ihnen das Spielen in der Heimat noch einmal Auftrieb oder lassen sie ihre Karrieren hier ausklingen?
Goalie Lukas Horak wurde schon im vorletzten Sommer mit einem Zwei-Jahres-Vertrag ausgestattet – ich weiß nach seiner ersten Saison nicht, was ich von ihm halten soll. Zeitweise sehr solide, dann aber auch mit einer langen Verletzungspause und mit einigen Spielen, in denen er wackelig wirkte und nach Paraden seine langen Beine erst mühsam zusammensammeln musste. Ersatz Luka Kolin (20) konnte letztes Jahr einspringen, aber wie viele Backups nur für kurze Phasen.
Hier könnte nachgerüstet werden
Bei erst sechs eingelösten Legionärs-Lizenzen kann bei Bedarf auf jeder Position nachgelegt werden und das wird wohl auch im Laufe der Saison passieren.
Ausblick
Nach einer bescheidenen Comeback-Saison ging es für Olimpija schon letztes Jahr leicht nach oben, es reichte auch nach einem Leistungsabfall in der zweiten Saisonhälfte immerhin zu den Pre-Playoffs. Es würde heuer nicht überraschen, wenn die Slowenen zumindest lange an den Top-6 dranbleiben könnten...