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KAC: Bewährt - und auch gut so?

Eishockey-Experte Bernd Freimüller analysiert den Kader des Rekordmeisters:

KAC: Bewährt - und auch gut so? Foto: © GEPA

Am 16. September ist es endlich wieder soweit: Die win2day ICE Hockey League startet in die neue Saison. 

Vor dem Saisonstart analysiert LAOLA1-Experte Bernd Freimüller alle Klubs und gibt seine Prognose für die kommende Spielzeit ab.

Den Anfang macht der Rekordmeister aus Klagenfurt. Wie wird sich der KAC diesmal schlagen?

Sommeraktivitäten

Für den KAC, der Jahr für Jahr seinen Kader nur sehr wenig änderte, fast eine Revolution: Martin Schumnig erhielt keinen neuen Vertrag, mit den Geier-Brüdern einigte man sich auf den Ruhestand. Bei allen ihren Verdiensten – wenn reine Defensivspieler wie sie nicht durch den eigenen Nachwuchs ersetzt werden können, kann der ganze Apparat nicht mehr vertreten werden.

Von allen Abgängen (dazu noch Sticha nach Linz) könnte der von Niklas Würschl (Vienna Capitals) am meisten weh tun – nicht sofort, da er noch defensive Mängel aufweist, aber er ist einer der wenigen österreichischen Defender mit PP-Potenzial.

Die einzigen Neuzugänge waren mit Jesper Jensen Aabo und Lucas Lessio zwei Legionäre.

Ausrufezeichen des Kaders

Der KAC sollte personell bei Verletzungen (in Klagenfurt immer ein Thema) nicht in die Bredouille kommen. Der Überhang an liga-erfahrenen Cracks ist allerdings natürlich etwas geringer geworden, doch die Tiefe müssen im Ernstfall auch Farmteamspieler aufrechterhalten können.

Sebastian Dahm sollte auch mit 35 weiter seinen Teil zu den bekannten Low-Scoring-Games des KAC beitragen und weiter verdammt wenig schlechte Tore kassieren. Das Gesamtkonzept des KAC baut auf einer laufstarken Einheit mit wenigen Lücken zwischen den einzelnen Spielern auf, auch das sollte weiter funktionieren.

Mit Jesper Jensen Aabo wurde kein potentieller Ligastar, aber ein solides D-Gesamtpaket geholt – denke an Blaz Gregorc mit etwas mehr Körperspiel und (durchschnittlichem) PP-Potential. Aabo, Paul Postma (so gesund), Clemens Unterweger und David Maier (als linke Halfwall-Alternative) sind auch vier PP-Kandidaten – weit mehr als die meisten Teams heuer aufweisen können. Postmas Schuss ist auch weiter ein Unterschied in so manchen engen Partien.

Im Angriff stehen mit Kapitänsrückkehrer Thomas Koch (wohlfeile 39!), Nick Petersen, Rok Ticar, Johannes Bischofberger (allerdings sehr zerbrechlich), Neuverpflichtung Lucas Lessio, Lukas Haudum, Manuel Ganahl sowie in abgeschwächter Form Manuel Ganahl und Thomas Hundertpfund genügend Offensivbringer zur Verfügung – zumindest wenn es darum geht, mehr Tore zu erzielen, als Dahm zulässt.

Apropos Lukas Haudum: Mit 25 Jahren geht es darum zu zeigen, ob wir bis jetzt die Spitze des Eisbergs oder den ganzen Eisberg gesehen haben. Die Leistungen der letzten Monate (inklusive WM) geben zu Ersterem Hoffnung.

Fragezeichen des Kaders

Neuzugang Lucas Lessio
Foto: © getty

Ich kenne Lessio noch aus seinen AHL-Zeiten, wo er durchaus immer auffiel. Die Stimmen aus Deutschland sind konträr – sein Offensivpotential wird nie in Frage gestellt, aber bei seinem Defensiv- und Teamverhalten verdrehen einige nur die Augen.

Akzeptiert Coach Petri Matikainen, dass Lessio öfters wie ein Wildpferd durch die Gegend prescht und nicht so einfach in ein Teamkonzept einzugliedern ist? Oder beraubt sich der Kanadier in vorauseilendem Gehorsam selbst seiner Stärken? Im Erfolgsfall ist er für 20+ Tore gut.

Was steckt noch in Nick Petersen? Mit 33 und nach einigen Verletzungen wurden die Pausen zwischen seinen immer noch formidablen Auftritten immer größer, zeitweise agierte er sogar mit Tarnkappe. Eine Rückkehr zu alter Form könnte den KAC in so manchen engen Spielen über die Kippe bugsieren, was auch für Manuel Ganahl gilt.

Dieser ist immer am effektivsten, wenn er sich vor dem Tor einparkt. Thomas Hundertpfund wird mit 32 Jahren nicht mehr spritziger werden, sein Leistungsabfall der letzten zwei Saisonen muss aber nicht als gottgegeben hingenommen werden.

David Obersteiner und Fabian Hochegger waren in jungen Jahren nie Top-Offensivcracks, aber doch über viele andere Österreicher des gleichen Alters zu stellen. Können sie heuer beweisen, dass sie mehr als nur Tiefenspieler bei einem Spitzenteam sein können? Hochegger – in der ersten Corona-Saison ganz daneben – zeigte bereits aufstrebende Tendenz, Obersteiners Schuss könnte endlich ein Faktor werden.

Hier könnte nachgerüstet werden

Acht Legionäre (darunter beide Goalies) sind für den KAC  schon eine gewisse Hausnummer. Bei Verletzungen (Petersen, Postma, Bischofberger als Kandidaten) bzw. vor den Playoffs könnte GM Oliver Pilloni aber noch einmal zulegen, ohne dass er sich dafür irgendwo rechtfertigen müsste. Ein Upgrade in puncto Physis (nur Steven Strong und Niki Kraus fallen in diese Kategorie) unterblieb im Sommer, wäre aber vor den Playoffs doch anzuraten.

Ohne tiefes Vordringen in den Playoffs dürfte im nächsten Sommer endgültig Tabula rasa angesagt sein, ohne über die Konsequenzen des Ablebens von Förderin Heidi Horten als Außenstehender Einblick zu haben.

Ausblick

Der KAC ist eine Saison von seinem letzten Meistertitel entfernt und der Kader ist zwar etwas älter, aber keineswegs kategorisch schlechter geworden.

Doch die letzte Saison hat gezeigt, dass eine Steigerung in den Playoffs nach einem bescheidenen Grunddurchgang nicht mehr automatisch daherkommt. Ein Top-4-Platz sollte von Haus aus drinnen sein, doch das habe ich schon letzte Saison so gesagt.  

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