Am 16. September ist es endlich wieder soweit: Die win2day ICE Hockey League startet in die neue Saison.
Vor dem Saisonstart analysiert LAOLA1-Experte Bernd Freimüller alle Klubs und gibt seine Prognose für die kommende Spielzeit ab.
Der HC Pustertal steht vor dem zweiten Jahr in der Liga. Den Südtirolern ist durchaus ein Playoff-Platz zuzutrauen, danach wird die Luft aber dünner. Die Einschätzungen:
Sommeraktivitäten
Headcoach Stefan Mair kehrte nach zehn Jahren nach Italien zurück, Ex-Caps-Assistant Philippe Horsky nach acht Jahren in die EBEL/ICE. Beide Engagements sind auf längere Zeit und auch Richtung Nachwuchs angelegt, daher musste Raimo Helminen, dessen Engagement mit dem Turnaround der letzten Saison einherging, wieder weichen.
Am Spielersektor wollte Mair den Teamspeed erhöhen, daher blieben von den Legionären des Vorjahres nur Goalie Thomas Sholl und die beiden Defender Emil Kristensen und Reece Willcox (allerdings keinesfalls ein Speedster) über. Im Angriff stellte man sich komplett neu auf - neben vier neuen Legionären kamen mit Italo Daniel Catenacci (nach vierjähriger Wartefrist auf den Inländer-Status) ein aus Bozen bekannter Mann sowie mit Marco Sanna und Stefan Spinell noch zwei ausbaufähige Italiener. Insgesamt stehen acht neue Gesichter im Mair-Team.
Stärken des Kaders
Thomas Sholl hielt die Pustertaler in der letzten Saison im Rennen um die Playoffs lange über Wasser, entschied so manche Partien mit seinem oft unorthodoxen Stil. Erst in der Endrunde ließen seine Kräfte nach. Heuer soll der Vielspieler durch den neuen Backup Jacob Smith (ex-Bozen) regelmäßige Entlastungspausen bekommen, was ihm sicher nicht zum Nachteil geraten wird.
Von den italienischen Stammspielern der Vorsaison fiel nur Stephan DeLuca weg und der kann auch jederzeit wieder zurückkommen. Cracks wie Neo-Kapitän Raphal Andergassen, Ivan DeLuca, Daniel Glira oder Matthias Mantinger sind zwar offensiv beschränkt, leisten aber wertvolle Dienste, vor allem im PK. Dazu kommt mit Anthony Bardaro ein offensiver Bringer, der winzige Dante Hannoun ist zwar ab und zu etwas wild unterwegs, verursacht aber Unruhe. Wenn jetzt auch noch Catenacci sich nicht zu sehr von gegnerischen Attacken ablenken lässt, ist das mehr als ein nur solider einheimischer Kaderkern, zu dem eben auch noch Smith, Spinell, Sanna, Simon Berger, Ivan Althuber und Altbauer Armin Hofer gehören.
Mair erkannte früh die Problematik des Centermarktes, holte neben Catenacci mit Marc-Olivier Roy (sehr auffällig bei den Bratislava Capitals) und Anton Luchuk zwei neue Leute. Zu dieser starken Pivot-Achse kommen Flügel wie Filip Ahl (gute Hände, lange Arme um das Tor herum) oder Olivier Archambault. Letzteren kenne ich noch aus AHL-Tagen bei den Iowa Wild, wo er mir sehr positiv auffiel, danach aber die ECHL kaum mehr verließ. Seine Hände als auch sein Durchsetzungsvermögen könnten ihn zu einem überdurchschnittlichen Import werden lassen. Ich glaube nicht, dass Pustertal an mangelnder Torausbeute scheitern wird.
Schwächen des Kaders
Kann Thomas Sholl seine Leistungen des Vorjahres wiederholen? Seine Arbeitslast soll sinken, aber sein auf Reflexe und Widerstandkraft aufgebauter Stil, der heutzutage eher selten geworden ist, könnte auch einmal in sich zusammenbrechen.
In der Defensive sind Kristensen (ein starker Blueliner, der auch defensiv solide agiert) und Willcox (solider Defensiv-Defender) sichere Werte, Neuzugang Matt Spencer sollte ähnlich wie Willcox agieren. Die beiden Neuzugänge Morten Jensen und Ben Newhouse sind schwer einzuschätzen und könnten das Zünglein an der Waage sein. Jensen soll die Offensive und PP-Qualität von Shane Henna ersetzen – ist er aber auch defensiv ein Upgrade? Und der aus dem US-College gekommene Newhouse geht in Richtung Experiment und ist halt nicht gerade ein Riese von Gestalt. Diese beiden könnten darüber entscheiden, wieviel Offensive in Mairs laufstarkem System von hinten angestartet werden kann.
Hier könnte nachgerüstet werden
Alle zehn Legionärspositionen sind vergeben, ich kann mir nicht vorstellen, dass zumindest vor den Playoffs Reserve-Ausländer auf der Tribüne der schönen Intercable Arena sitzen werden. Newhouse wird wohl in den nächsten Wochen ohne große Eile die Chance haben, sich im Profibereich zu beweisen. Diese Zeit brauchten vor zwei Jahren in Dornbirn auch Leute wie Yanni Kaldis oder Devin Brosseau, ehe sie zu Stützen wurden.
Ausblick
Ein abermaliger Top-6-Platz und eine Rangierung vor Lokalrivalen HC Bozen wären für mich keine Sensation. Ob das Team dann robust genug für einen längeren Playoff-Run ist, steht wieder auf einem anderen Blatt…