Im Vorjahr das Finale, heuer wieder Erster und Zweiter im Grunddurchgang sowie das Semifinale (souverän) erreicht. Wird es eine Neuauflage im Finale der win2day ICE Hockey League geben?
Oder kann sich ein Team dem KAC und Red Bull Salzburg in den Weg stellen? Da muss man schon sehr genau hinschauen.
LAOLA1-Scout Bernd Freimüller macht genau das:
KAC - Black Wings Linz
Beinarbeit
Wer die Linzer (natürlich auch die Grazer) in der Overtime des siebten Spiels gesehen hat, hätte ihnen eine Woche Pause gegönnt. Stattdessen steht – nach mehr als acht Spielen Nettospielzeit – zwei Tage später eine weitere Playoff-Serie an.

Patrick Söllinger und Shawn St-Amant wirkten auf mich noch einigermaßen frisch, dazu war und ist Graham Knott natürlich immer für einen Soloritt bereit. Am anderen Ende der Skala: Brian Lebler und Sean Collins, deren Beine – eh nie ihre größte Stärke – völlig am Ende waren.
Wie soll das gegen einen Gegner reichen, der selbst bei gleichen Voraussetzungen die bessere Beinarbeit aufweist? Die Erfolge des KAC in den letzten beiden Jahren basieren auf einem "Waschmaschinen-Hockey", wo du von einem Spieler zum anderen geschleudert wirst, einfach keine Freiräume entstehen, egal gegen welche Formation. Dieser Spielstil trifft nun auf einen Gegner, der reichlich ausgemergelt daherkommen muss.
Tiefe
Das Scoring der Linzer in der Serie gegen Graz basiert auf einigen verlässlichen Größen – St-Amant, der sich immer in offene Stellen beamte, Lebler und Knott sowie überraschend auch die Defender Greg Moro, Logan Roe und Niklas Würschl, die allerdings auch von der Schwäche bei Weitschüssen von Graz-Goalie Jonas Gunnarsson profitierten.
Doch von den hinteren Linien (Brodi Stuarts Series-Winner ausgenommen) kam scoringtechnisch so gut wie gar nichts. Diese Kopflastigkeit reichte (so gerade eben) noch im Viertelfinale gegen Graz, aber auch gegen den KAC? Dort teilten sich die 183 Treffer im Grunddurchgang (Liga-Bestwert) auf den gesamten Kader auf, acht Spieler scorten zweistellig (in Linz sechs).
Natürlich gingen Nick Petersen und Jan Mursak, so sie denn nicht zurückkommen, den Klagenfurter arg ab und es wäre auch verwegen, etwa Finn Van Ee als größere offensive Waffe als etwa Marcel Witting anzusehen. Aber die Spieler in der Mitte der Depth Chart könnten hier den Ausschlag für den KAC bringen, etwa Fabian Hochegger oder Daniel Obersteiner, die endlich einmal ohne Verletzungen agieren und dadurch auch reüssieren konnten.
Goalies
Wie immer in den Playoffs ein Thema. Rasmus Tirronen wirkte in den ersten beiden Dritteln von Spiel 7 ziemlich fahrig, hatte öfters Probleme beim Puck Tracking. Danach konsolidierte er sich, war im entscheidenden Moment immer da.
Aber auch er hat einen Serienmarathon hinter sich und gehört mit 34 Jahren auch nicht mehr zu den Jungspunden. Sein Vorteil ist aber natürlich weiterhin die Größe, er kann damit ganz einfach auch an müderen Tagen das Tor verkleinern.
Sebastian Dahm – noch einmal vier Jahre älter als Tirronen – wirkte heuer bei so manchem Gegentreffer wie vom Donner gerührt und längst nicht mehr so geschmeidig wie in den Vorjahren. Aber ein Trommelfeuer sollte nicht auf ihn zukommen, für einige Zwischendurch-Saves ist er natürlich immer noch zu haben, noch dazu hinter einem Team, das physischer als in den Vorjahren auftritt.
(Text zum zweiten Halbfinale unter dem VIDEO)
Red Bull Salzburg - HC Bozen
Contenance
Zwei Teams, die sich schon aus den Duellen der Vorjahre kennen und nicht gerade mögen. Der HCB fand gegen den VSV ersten in den letzten beiden Spielen den richtigen Weg zwischen Physis und strunzdummen Strafen wie etwa in Spiel 4.
Die Frage bleibt bestehen: Klinkt ein Crack wie Braden Christoffer wieder einmal aus? Gehen Dylan Di Perna oder Warrior Scott Valentine über die Grenzen? Cristiano DiGiacinto schafft es meist noch am besten, Physis und Provokation ohne Strafexzesse zu vereinen, der mittlerweile am letzten Zacken daherkommende Mike Halmo (kein einziges Tor) hat mit sich selbst genug zu tun.
Salzburg ist kein Team, das sich einschüchtern lässt und Spieler wie Tyler Lewington oder Peter Hochkofler wissen genau, wie weit sie gehen können. Die Roten Bullen stehen im Endeffekt für mehr Contenance als die Füchse.
Natürlich auch entscheidend: Welche Linie geben die Refs vor? Die des Grunddurchgangs, wo oft krampfhaft nach Strafen gesucht wird oder etwa die von Spiel 7 in der Linz-Serie, wo Ladislav Smetana und Christoph Sternat zu begeisterten Zusehern wurden.
Defensive
Für ein Team, das im Grunddurchgang mit 113 Toren die wenigsten Gegentreffer zuließ, präsentierte sich Bozen gegen den VSV zeitweise sehr offen. Eine Phase wie im sechsten Spiel, als nach dem ersten VSV-Treffer die Füchse zweitweise völlig vogelwild agierten, würde sich gegen Salzburg wohl letal auswirken.
Die Roten Bullen wiederum ließen gegen Fehervar gar nichts mehr zu, was aber zum Teil auch am völlig fußlahmen Gegner lag. Im Grunddurchgang sah das noch anderes aus, 130 Gegentore waren nur der sechstbeste Ligawert.
Erwarte in Salzburg wieder eine Unmenge an Eiszeit für Dennis Robertson und Ryan Murphy – zwei völlig konträre Spielertypen, die aber viele Minuten schultern können. Fast ähnlich beweglich wie Murphy: Nash Nienhuis, bereits in seiner ersten Saison ein Top-4-Guy.
Tiefe
Der Abgang von Andrew Rowe nach der Fehervar-Serie hat sich zwar nicht in Schall, dafür aber in Rauch aufgelöst - der 37-Jährige war zwar keine große Offensivgröße, aber bei Faceoffs doch wertvoll. Die Center-Achse ist mit Benjamin Nissner, Ali Wukovits und Luca Auer besetzt, Troy Bourke kann anstelle von Rowe wieder in die Mitte rücken. Die Roten Bullen verfügen weiterhin über etwa acht vollwertige Defender bzw. 13-14 Angreifer.
Das jährliche Manko an Tiefe (letztes Jahr vielleicht entscheidend) stellte HCB-Capo Dieter Knoll heuer von Beginn an ab: Spätestens nach Halmos Rückkehr war ein Überhang im Kader festzustellen, nach dem Zugang von Nick Saracino zum Transferende verfügen die Füchse über zehn Legionäre und 13 Ü24-Cracks.
Drei Spieler müssen daher immer zusehen, können aber jederzeit einspringen. Erwarte eine Rotation von Enrico Miglioranzi, Peter Spornberger, Mike Halmo, Michele Marchetti und Giordano Finoro, David Frank war nach seiner Rückkehr als Kapitän wieder gesetzt.