Wie viele Teams spielen nächste Saison in der win2day ICE Hockey League?
Alles noch offen, denn über die Teilnahme von Ferencvaros Budapest (FTC-Telekom) und Asiago neu (HC Asiago) muss erst abgestimmt werden.
Ein Blick auf die Rahmenbedingungen und was für und gegen eine Aufnahme spricht:
Was auf beide Teams zutrifft
Die Abstimmung wird per Umlaufbeschluss erfolgen, wahrscheinlich bis Mitte des Monats. Alle Teams außer Asiago sind stimmberechtigt.
Zur Aufnahme bedarf es einer 2/3-Mehrheit – von zwölf abgegebenen Stimmen müssen also acht "Ja" sagen. Wie schwer das vor allem für den HC Asiago wird: Die Abstimmung gegen "Asiago alt" fiel mit 10:2 aus, die einzigen Stimmen für einen Ligaerhalt kamen von den zwangsverpflichteten Teams aus Bozen und Bruneck.
In anderen Worten: Sechs von zehn Teams müssten sich um 180 Grad drehen und aus dem bisherigen "Nein" zum ICE-Hockey in Asiago ein "Ja" machen.
Beide Teams waren bei der außerordentlichen Generalversammlung am 13. Februar auch mit den jeweiligen Verbandspräsidenten bzw. -innen vertreten: Andrea Gios warf sich für Asiago ins Zeug, Zsuzsanna Kolbenheyer für Ferencvaros.

Neben der üblichen Aufnahmegebühr von 150.000 Euro erhielten beide Teams auch die Auflagen, durch die Akquise von Ligasponsoren für zusätzliche Gelder zu sorgen.
Beide Organisationen hielten die eigentliche Anmeldefrist nicht ein, was aber bei den immer dehnbaren Deadlines der ICE niemanden mehr überrascht. Aus dem 15. Jänner wurde mit Tintentod der 10. März gemacht. Beide Teams gelten als neue Ligaanwärter, würden daher den Probestatus auf zwei Jahre erhalten, was bei Asiago in der alten und neuen Aufstellung dann insgesamt fünf Jahre ergäbe.
FTC-Telekom: Was für eine Aufnahme spricht
Ungarn war mit Fehervar seit Jahren ein verlässlicher Partner, es gab weder mit dem Verband noch mit der Organisation auch nur die kleinsten Probleme.
Ein ungarisches Derby könnte beide Standorte nochmals beleben.
Fervencvaros vertritt mit Budapest die Hauptstadt Ungarns, also keinen Ort, für den erst Google Maps konsultiert werden muss. Die Bewerbung soll hochprofessionell gewesen sein, nach Auskünften vielleicht sogar die beste der Ligageschichte.
Was gegen eine Aufnahme spricht
Wie bei den Capitals Bratislava bisherige Zuschauerzahlen im dreistelligen Bereich (Schnitt bei knapp 650). Kaum vorstellbar, dass gegen geografisch ferngelegene Gegner aus Vorarlberg, Tirol oder Italien auf einmal die Massen strömen sollten. Keines der drei Budapester Teams verfügt über einen nennenswerten Anhang, die Teilnahme von MAC Budapest in der (näherliegenden) slowakischen Extraliga vor Jahren wurde von den Fans auch nie registriert und endete sang- und klanglos nach zwei Spielzeiten.
Die Tüskecsarnok-Halle ist zwar kommod und technisch auf dem neuesten Stand, wodurch nur kleine Adaptionen notwendig wären. Mit 2500 Plätzen – die allerdings sicher ausreichen würden – wäre sie allerdings die kleinste Spielstätte der Liga.
Heuer schied Ferencavaros schon im Viertelfinale gegen das rumänische Team aus Brasov aus, zuvor reichte es immerhin für drei Finalteilnahmen in Folge. Ein Blick auf den Kader zeigt aber: Sowohl der einheimische als auch der Legionärskern müssten runderneuert werden, um nur einigermaßen konkurrenzfähig zu sein.
HC Asiago: Was für eine Aufnahme spricht
Eigentlich waren die Mittel in Asiago immer gut, Venetien gilt als eine der reichsten Gegenden Italiens. Die finanziellen Schwierigkeiten, die sie heuer hatten, überraschten daher. Unter dem neuen Eigentümer Mario Lievore sollte wieder ein geregelter Spielbetrieb herrschen.
Asiago diente in den letzten Saisonen als Aufnahmehafen für Nordamerikaner, die hier ihre zwei Jahre bis zur Spielberechtigung für das italienische Nationalteam absaßen. Ein Grundstock an einheimischen Spielern besteht daher, der um zehn echte Legionäre vergrößert werden kann. Auch wenn die letzten beiden Saisonen sportlich danebengingen, kann man Asiago eine Platzierung im Liga-Mittelfeld eher zutrauen als Ferencvaros.
Einige Bauarbeiten in der Odegar-Halle sorgen wenigstens für Verhältnisse, die den ICE-Mindeststandards entsprechen.
Was gegen eine Aufnahme spricht
(Nur teilweise eingehaltene) Versprechungen zur Modernisierung der Halle weichen jetzt Versprechungen zu einem Neubau. So naiv kann kein Mensch sein zu glauben, dass dieser - wenn er denn wirklich stattfindet – in nächster Zukunft erledigt wäre. Solche Vorhaben dauern in Italien noch um einiges länger als in anderen Ländern.
Die Probleme mit dem Standort bleiben weiter bestehen: Neben der alten Halle und dem überschaubaren Zuschauerzuspruch liegt die Gemeinde mit knapp 6000 Einwohnern weitab vom Schuss, wird den Ruf als Dorfverein nie ablegen, wozu auch ein sehr kleines Backoffice beitrug. Dazu kommt noch eine beschwerliche serpentinenartige Anreise, die weder bei den Gegnern noch bei den Referees beliebt ist.
Asiago verdankte die Aufnahme vor drei Jahren auch der Tatsache, dass sie ein gerades Teilnehmerfeld mit 14 Teams garantiert hätten. Allerdings bröckelten die Capitals Bratislava dann nur einige Wochen später weg und die Teams kamen inzwischen auch zur Erkenntnis, dass das ein reichlich dünnes Argument war. Die Befürworter Asiagos nahmen bei jeder der drei Abstimmungen (Aufnahme/Verlängerung des Probestatus/Ausschluss) ab, der Tenor ist jetzt äußerst negativ.
"Ja" zu einem Hauptstadtklub? "Nein" zu einem Dorfverein? Oder umgekehrt? Werden beide reingelassen, nur um sich Fett anzufressen, für eine gerade Teilnehmeranzahl zu sorgen und für eventuelle Aussteiger gerüstet zu sein? Die Vereinsvertreter wären gut beraten, sich nicht wieder von Versprechungen und Luftschlössern einlullen zu lassen...