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Keine Weihnachtsruhe in der ICE Hockey League

Die nächsten Wochen werden für die ICE-Cracks wenig besinnlich.

Keine Weihnachtsruhe in der ICE Hockey League Foto: © GEPA

Von beruhlicher Weihnachtszeit keine Rede: Wie in jeder Saison werden die ICE-Cracks in den nächsten Wochen zu Akkordarbeitern, stehen doch bis zum 9. Jänner für jedes Team bis zu neun Spiele an. Wohin könnte für die einzelnen Mannschaften die Reise gehen?

Wer nach der Weihnachtszeit gut im Rennen ist, bleibt das auch bis zum Ende des Regular Season, eine Aufholjagd danach ging nur selten gut. Heuer ist der Modus natürlich anders und der Grunddurchgang länger (48 – 50 Spiele pro Team, letzte Saison vor den Zwischenrunden: 40). Aber trotzdem erlauben die nächsten Wochen keine Formdelle oder Verletzungsmisere.

Am Weg zum Soloritt?

Red Bull Salzburg (Punkteschnitt 1,929/8 Spiele bis zum 9. Jänner)

Die Roten Bullen kamen gut über die Zeit mit Verletzungen und Corona-Problemen – ein tiefer Kader, der nachverpflichtete Goalie Atte Tolvanen und T.J  Brennan sorgten in so manchen engen Partien für die Punkte.

Jetzt ist der Kader fast vollständig (lediglich die U20-WM-Teilnehmer fehlen) und mit Tolvanen und dem wiedergenesenen J-P Lamoureux steht ein tolles Torhüter-Duo parat. Es würde nicht verwundern, wenn Salzburg in den nächsten Wochen davonzieht.

Mit (leichter) Abwärtstendenz, aber noch gut im Rennen

Olimpija Ljubljana (1,852/7 Spiele)

Nach der Länderspielpause knickten die Slowenen etwas ein, kamen aber dazwischen immer wieder zu wichtigen Siegen. Ein kleiner Rückfall nach der langen Tabellenführung war sicher einkalkuliert, ein Top-6-Platz sollte für das Top-Team der Liga allemal drinnen sein.

Dabei würde helfen, wenn der finnische Goalie Paavo Hölsa endlich einmal länger als zwei Wochen gesund bleiben und dadurch Zan Us entlasten könnte. Während die Stürmerriege meist fit blieb und Guillaume Leclerc weiter nicht zu stoppen ist, fallen mit Miha Logar und Joona Erving zwei Defender schon länger aus, sodass sogar der 38-jährige Mitja Robar aus der Altersteilzeit geholt werden musste.

AV19 Fehervar (1,643/6 Spiele)

Coach Kevin Constantine betont nach jedem Spiel die Verletzungsmisere seines Teams – ein bisschen Theatralik neben verdammt viel Realität, schließlich fielen Stützen wie Janos Hari, Istvan Bartalis und Alex Petan lange aus, in der Defensive fehlt neben Bence Stipsicz (fällt ganze Saison aus) auch Henrik Nilsson schon seit Monaten.

Der Abwärtstrend im Dezember endete zuletzt in Debakeln, dazu trug natürlich auch die fast schon jährliche Goalie-Misere bei. Rasmus Tirronen agierte durchschnittlich, jetzt auch verletzt, Daniel Kornakker ist die ungarische Version von Thomas Höneckl - je mehr er spielt, desto evidenter werden seine Schwächen. Dass der Ex-Dornbirner Oskar Östlund nun verpflichtet wurde, zeigt nur, wie ausgedörrt sich der Goaliemarkt präsentiert. Er wird den Negativtrend nicht aufhalten können. Vielleicht gut, dass die Ungarn zur Weihnachtszeit die wenigsten Spiele bestreiten und die Batterien vielleicht wieder aufladen können. Zu gut ist von der Goalieposition abgesehen der Rest des Teams, um aus den Top-6 zu purzeln.

Solide Aufwärtstendenz

Vienna Capitals (1,750/6 Spiele)

Nach der desolaten Vorbereitung und einem schwachen Saisonstart (auch durch Verletzungen) hangelten sich die Vienna Capitals in den letzten Monaten konstant nach oben – die späten Verpflichtungen James Sheppard (sein Geld als Spitzenverdiener wert) und Nicolai Meyer (ein Solist vor dem Herren) fetteten die Offensive immens auf. Auch Neuverpflichtung Matt Bradley (für den verletzten Brody Sutter) fügte sich vor allem im Powerplay gut ein.

Nur eine Verletzung der Schlüsselspieler (zu denen auch Defender Alex Wall gehört) oder ein krasser Rückfall der beiden bisher soliden Goalies könnte die Caps auf der Jagd nach einem Top-6-Platz noch ins Trudeln kommen lassen.

Außerhalb der Top-6 eigentlich unvorstellbar, aber Vorsicht!

KAC (1,607/8 Spiele)

Wie Fehervar hatte auch der KAC mit Verletzungen zu kämpfen - während Rollenspieler im Riesenkader ohne Probleme gewechselt werden können, geht das bei Leuten wie Paul Postma (äußerst zerbrechlich) und Nick Petersen nicht mehr so leicht. Jetzt treten die Klagenfurter auch noch ohne Thomas Koch an – etwas, das zuletzt gefühlt zur Zeit der Rosenkriege passierte.

Eigentlich wäre alles andere als ein Top-6-Platz für den KAC unvorstellbar, aber Heimniederlagen wurden zuletzt fast schon zur Regel. Wenn jetzt auch noch Sebastian Dahm (neben Pustertals Tomas Sholl der einzige Alllesspieler der Liga-Goalies) zu schwächeln beginnen sollte, könnte es aber verdammt eng werden.

Mitten im Strichkampf

HCB Südtirol (1,630/8 Spiele)

Nach dem Abgang von Coach Doug Mason wirkten die Bozner wie von einer schweren Last befreit, unter Rückkehrer Greg Ireland ist das alte Spielsystem (Zone-Collapse um das eigene Tor herum) sofort wieder sichtbar.

Dass die Bozner aber nicht noch konstanter auftreten, liegt vor allem an den Goalieleistungen. Wo Leland Irving oft ein Sieggarant war, ist Jason Fazios sehr aktiver Stil nicht über mehrere Spiele aufrechtzuerhalten, der eigentliche Einser Kevin Boyle hat jeden Kredit verspielt. Ohne starken Goalie wäre ein Top-6-Platz fast ein Wunder - findet Capo Dieter Knoll diesen noch?

HC Innsbruck (1,625/9 Spiele)

Von Corona heftigst gebeutelt, brauchen die Haie natürlich etwas Zeit, um wieder in die Spur zu kommen. Derzeit könnten sie komplett antreten – Verletzungen beim Marathon-Nachtragsprogramm (erst 24 Spiele gespielt, Graz hält bei 29!) wären ein arger Schlag ins Kontor. Offensiv ist die Truppe weiter gut aufgestellt, auch defensiv agiert man nicht mehr so vogelwild wie zuvor. Aber wie gesagt: Bei ihrem dünnen Kader können die Haie im Handumdrehen mit nur vier Defendern dastehen. Und gerade der Personalnotstand zu Weihnachten warf die Innsbrucker schon öfters zurück.

Villacher SV (1,577/8 Spiele)

Seit acht Spielen wechseln sich Sieg und Niederlage ab – .500-Hockey entspricht auch so ziemlich dem Punktestand der Adler. Offensiv können die Villacher auch Verletzungen wegstecken, die Torausbeute bleibt hoch. Aber in der Defensive tut ein Ausfall wie der von Brett Flemming sehr weh. Rick Schofield könnte im neuen Jahr sein Comeback feiern, dann muss allerdings ein anderer Legionär weichen und das kann aufgrund der angespannten Personallage eher kein Defender sein. Für mich steuern die Villacher einen Pre-Playoff-Platz (mit Heimvorteil?) an, für Größeres müssten sich die Defensive und die Goalies (vor allem Andreas Bernard) steigern.

Orli Znojmo (1,444/7 Spiele)

Sechs Punkte aus den beiden letzten Auswärtsspielen brachten die Adler wieder ins Spiel zurück – zuvor blieb der Trainereffekt mit Glen Hanlon eher aus. Dieser versucht heftig, wenigstens Spuren eines Defensivspiels ins Team zu bringen, aber Znojmo definiert sich weiter über flugfeldgroße Abstände zwischen den einzelnen Spielern.

Tor Immo – über die Bratislava Capitals und Karlovy Vary gekommen – erwies sich am Wochenende als wichtige Ergänzung zu Filip Ahl und Ilya Zubov. Geht das mit den Dreien so weiter? Eine Defensivverstärkung würde auf jeden Fall guttun.

Auf der Überholspur

Graz 99ers (1,517/7 Spiele)

15 Punkte aus den letzten fünf Spielen – was vor kurzem noch nach einem Rennen mit Pustertal um den letzten Pre-Playoff-Platz aussah, lässt jetzt sogar noch auf mehr hoffen. Die Steirer nähern sich den vor ihnen liegenden Teams immer weiter an, ein fast voller Kader (nur Mike Zalewski fehlt) und bessere Goalieleistungen (mit Christian Engstrand steht jetzt bereits der vierte Mann Im Kasten) trugen erheblich dazu bei.

Wie so oft sollte man Graz nicht vorschnell in den Himmel heben, Rückschlage kamen in diesen Situationen öfters. Aber das Team dürfte seine Identität gefunden haben und könnte sich zumindest zwischen den beiden Strichen einnisten.

Tendenz nach oben, aber reicht das?

HC Pustertal (1,250/8 Spiele)

Bruneck verließ in den letzten Wochen das Tabellenende. Wo zuvor eine Serie von (oft knappen) Niederlagen stand, schauen jetzt oft Siege heraus. Das neue Stürmerduo Greg Carey und Max Gerlach kann so manches Spiel drehen, das Team von Neo-Coach Raimo Helminen steht auch derzeit gänzlich ohne Verletzungen da.

Aber reicht das für mehr als den besten Nicht-Playoff-Platz? Für mich dabei eine Kernfrage: Kann Goalie Tomas Sholl, der rund um die Uhr spielen muss, auch in der intensiven Weihnachtszeit ein Rückhalt bleiben. Sein Stil ist doch ein sehr intensiver, ein kleiner Einbruch könnte daher kommen…

Es geht Richtung Golfplatz

Dornbirner EC (0,929/7 Spiele)

Wie aus Linz werden auch hier noch einige Durchhalteparolen zu hören sein, aber die Playoffs werden realistisch ohne die Bulldogs stattfinden. Zwei Siege in den letzten 19 Spielen, ein ausgedünnter Kader mit einigen schwachen Legionären, dazu bereits drei eingesetzte Goalies: Nichts deutet auf eine Aufholjagd hin, auch wenn jetzt für Jesse Saarinen noch ein neuer Legionär kommen dürfte. Wenn nicht einmal Kai Suikkanen ein Team auf Vordermann bringen kann, reicht die Klasse einfach nicht. Große Kaderrochaden würden wohl eher unter dem Motto "Gutes Geld schlechtem nachwerfen" laufen.

Black Wings Linz (0,821/7 Spiele)

Im Gegensatz zu Dornbirn verschoss GM Gregor Baumgartner schon fast alle Patronen: Ein Trainerwechsel, mehrere Legionärsrochaden – besser wurde gar nichts. Wie im letzten Jahr in Villach übergab Dan Ceman ein läuferisch äußerst dröges Team, allerdings: Die Goalieprobleme gekoppelt mit sehr wenig Offensive lagen nur zu einem Teil an ihm.

Die einzige offene Frage betrifft Cracks wie Brian Lebler und in einem geringeren Maß vielleicht Emil Romig oder Stefan Gaffal. Interessieren sich andere österreichische Teams für Österreicher zur Trading Deadline (22. Februar), wollen diese wechseln und bekommen sie die Freigabe? Vor allem beim in Linz seit Jahren verwurzelten Lebler eine interessante Frage, eine derartige Offensivaktie ist im Februar normalerweise selten zu haben.

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